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Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Harper
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zum Verwechseln ähnlich sie beide waren. Aber warum bot er ihr dann an, ihr Geschäft aufzukaufen? Und warum war er ihr bei der Suche nach Daria behilflich gewesen? Es war nicht so, als hätte er sich an ihrem Schmerz weiden wollen, denn an jenem Tag war er erst zu ihnen gestoßen, nachdem sie Darias Leiche gefunden hatten. Einiges schien für ihn als Täter zu sprechen, einiges wiederum dagegen.
    Abgesehen von Teds Stereoanlage mit den großen Boxen war dies doch ein reines Jugendzimmer. Es gab keinen Hinweis auf seine Zeit als Marine oder auf seinen Tod – bis sie das Zimmer nebenan betrat, in dem früher einmal Sam geschlafen hatte.
    Ihr stockte der Atem, und sie wich vor Schreck so hastig zurück, dass sie sich dabei das Bein stieß. Vor ihr stand eine Schaufensterpuppe, die von Kopf bis Fuß in Teds Galauniform gekleidet war. Ein Arm war zu einem Salut angewinkelt.
    An der gegenüberliegenden Wand hing eine Flagge, die Ted mit nach Hause gebracht hatte, kurz bevor er mit Ziel Irak aufbrach. Semper Fi war auf der Flagge zu lesen, darunter hatte Ted handschriftlich ergänzt: Immer treu .
    Abermals blieb Bree die Luft weg, als sie auf dem staubigen Spiegel hinter ihr etwas entdeckte: ein Foto, das sie und Daria zeigte. Über Brees Gesicht war in Sams Handschrift Niemals treu zu lesen.
    Unwillkürlich kamen ihr die Tränen, weil ihr klar wurde, wie sehr Sam sie hasste. Ob er meinte, sie habe Ted so im Stich gelassen, wie es seine Frau mit ihm gemacht hatte, war schon gar nicht mehr wichtig. Sein Wunsch nach Rache hatte ihn vollkommen im Griff.
    Sam wollte, dass Bree litt, und es war ihm auch gelungen. Er musste derjenige sein, der ihre Schwester getötet hatte. Es gab keinen Grund mehr, in diesem Zimmer nach weiteren Beweisen zu suchen, das Zimmer selbst war Beweis genug. Etwas sagte ihr, sie würde schon bald feststellen, dass eine von Sams Sprengkapseln ein Loch in den Rumpf der Mermaids II gerissen hatte. War er der Meinung, der Gerechtigkeit einen Dienst zu erweisen, indem er mit einer Bombe einen Menschen tötete, nur weil sein Sohn durch eine Bombe umgekommen war?
    Aber vielleicht konnte sie in Erfahrung bringen, welchen Typ Sprengkapsel Sam heutzutage benutzte, um festzustellen, ob der Typ zu Spuren passte, die sie am Wrack finden würden. Sie wusste, er lagerte den Sprengstoff nicht bei den anderen Sachen unten im Geschäft, sondern in einem Raum im ersten Stock, den sie und Ted auf keinen Fall betreten durften. Ted hatte das Zimmer im Scherz immer als „Bombenzimmer“ bezeichnet.
    Auf Zehenspitzen schlich sie durch den winzigen Flur am Badezimmer vorbei und öffnete die Tür zum Treppenhaus. Von unten war die gedämpfte Stimme eines Mannes zu hören, verstehen konnte sie aber nichts. Also war Sams Angestellter im Geschäft. Kein Problem, da sie nicht vorhatte, bis ins Erdgeschoss zu gehen. Und solange er weiterredete, wusste sie genau, wo er sich aufhielt und wie weit sie von ihm entfernt war.
    Die Stufen hinunter in den ersten Stock knarrten bei jedem Schritt, sodass sie nur auf die äußerste Kante trat. Sie hatte erst einen Teil der Treppe zurückgelegt, als sie plötzlich eine wesentlich lautere und nähere Stimme hörte. Mitten in ihrer Bewegung erstarrte sie und verharrte im Schatten, während im Stockwerk unter ihr schon jemand anderes das „Bombenzimmer“ betrat.
    Ric! Das war Ric. Warum war er nicht in Sarasota? War Sam etwa auch zurückgekommen? Ric hielt ein Mobiltelefon an sein Ohr gedrückt und unterhielt sich mit jemandem, weshalb er im Vorbeigehen auch nicht zur Treppe schaute.
    „Ja, ich bin jetzt hier … ja, mehr Sprengkapseln und Sprengschnur … diese Brücke ist aber auch mörderisch … doch, doch, wenn ich diese Babys richtig einstelle, kriegen wir sie schon klein …“
    Er schien mit Sam zu reden. Offenbar war er zurückgekommen, weil sie nicht genug Sprengstoff mitgenommen hatten.
    „Ja, und einen Zünder bringe ich auch mit, keine Sorge.“
    Sollte sie zurück nach oben schleichen, oder würde er sie dann hören? Er veranstaltete einigen Lärm in dem Raum, außerdem telefonierte er, womit ihre Geräusche eigentlich geschluckt werden müssten. Langsam stieg Bree die knarrenden Stufen eine nach der anderen nach oben.
    „Okay, dann bis später. Ich packe alles ein und mache mich auf den Weg. Und denk an die kleine Gehaltserhöhung, die du mir diesmal versprochen hast.“
    Vielleicht zahlte Sam Ric Schweigegeld, damit er kein Wort über den Mord an Daria verlor! Oder er

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