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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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trugen schwere Lanzen. Als sich die Gruppe der erhöhten Plattform näherte, wurden sie durch die Speere, die die Wachen herunterließen, gestoppt.
    Sie sahen eine märchenhaft schöne Frau, im Aussehen gleich eines Engels. Das blonde Haar wallte weit auf ihren Rücken. Ihre Gesichtszüge, gleichmäßig, glatt und sanft, sahen aus wie geschnitzt, wie das Werk eines hochbegabten Künstlers. Auf dem Kopf trug sie einen Reif mit Diamanten besetzt.
    „Ich bitte noch einmal, unser Eindringen zu entschuldigen, hoch geehrte Muhme“, hob der Zauberer zu sprechen an.
    „Das ist die Muhme? Ich dachte, die wäre alt und klapprig?“, fragte Vinc Rexina und handelte sich einen Puff von ihr ein. Sie legte die Finger auf den Mund und wies damit an, zu schweigen.
    „Ich habe hier einen Freund, der schwer verletzt ist und wohl kaum mehr überleben wird. Bitte gebe ihm deinen Segen“, sagte Rexos mit trauriger und auch etwas verbitterter Stimme.
    Die Muhme stand auf.
    Vinc konnte vor Erstaunen den Mund nicht zu machen. Sie war nicht nur edel im Gesicht, sondern auch ihr Körper schien ohne Makel. Sie war bekleidet mit einem eng anliegenden goldenen Anzug, der ihre schlanke Figur besonders betonte. Sie schritt die Treppen hinunter und stellte sich neben den auf der Erde liegenden Jungen. Dann kniete sie nieder. Sie betrachtete die Wunde und sagte: „Da kann ich nichts mehr tun.“
    Diese Worte waren ein Schock für die Anwesenden.
    „Aber, wenn Ihr nichts mehr tun könnt, dann ist er des Todes“, folgerte Rexos.
    Sie fuhr mit der Hand durch die Luft und sagte: „Schweig!“
    Vinc war enttäuscht über diese Frau, war sie wirklich so allmächtig, wie behauptet wird?
    Sie schloss die Augen und plötzlich verwandelte sich ihr Körper. Aus dem anfangs so anmutigen Wesen wurde eine unförmige Figur. Der Leib verformte sich und wurde dicker, das Antlitz zu einem runzeligen alten Gesicht, dem einer uralten Frau. Das Gewand passte nicht mehr, es ersetzte sich zu einem Kleid, welches eher nach einem Wurzelmantel aussah.
    Sie konzentrierte sich. Es dauerte einige Zeit und es erschien ein Wesen, ähnlich einer Schlange, aber mit acht Beinen am Körper. Der Kopf sah aus wie der eines Krokodils. Es kam zu der Alten, die ehrfurchtsvoll zur Seite wich.
    Vinc beobachtete dies mit Sorge, aber auch mit Angst um das Wohl seines neuen Freundes.
    Das Biest ging mit dem Kopf ganz nah an Thomas und sperrte das Maul auf.
    Die Gruppe erschrak und befürchtete das Allerschlimmste. Warf die Muhme Thomas dieser Bestie zum Fraße vor? Sie waren bereit es nicht zuzulassen.
    Aus dem Maul kam eine Zunge und streckte sich weit heraus. Sie fuhr wieder zurück und dieses Wesen ging mit dem Maul über Thomas. Es zog seine Art Lippen hoch, hervor ragten scharfe Zähne, gleich denen eines Alligators. Sie gruben sich sachte in die Kleidung von Thomas, zerrissen das Hemd an der Wunde, wodurch der Einstich des Speeres deutlich zu sehen war. Das Tier zeigte wieder die Zunge und leckte über die Wunde. Die Blessur schloss sich und verschwand und auf dem Körper war nicht einmal eine Narbe mehr zu sehen.
    Als Thomas die Augen öffnete und das Tier über sich sah, schrie er vor Todesangst.
    Inzwischen verwandelte sich die Muhme unbemerkt wieder in die schöne Frau zurück, sie schritt auf die Empore, um auf dem goldenen Thron platz zu nehmen.
    „Ihr habt nun ein großes Geheimnis gesehen. Ich musste mich verwandeln, um den Heildrachen zu rufen. Ich erlege euch damit eine Pflicht des Schweigens auf. Sollte jemand von euch dieses Geheimnis verraten, wird er sofort sterben.“ Sie murmelte einige Worte.
    Vinc merkte, wie angenehmes Frösteln seinen Körper durchzog und er wusste, dass er von ihr damit, wie die übrigen auch, zum Schweigen verurteilt wurde.
    „Ihr seid unberechtigterweise in mein Reich gekommen, was sonst auch den Tod zur Folge hätte. Aber die Umstände rechtfertigen euer Tun.“ Sie schien wohlwollend der Gruppe gegenüber. „Es ist schlimm, was mit der heiligen Stadt geschehen ist, sie muss von diesem Übel befreit werden. Rexos, du musst wieder deine Macht zurückbekommen und weiter Herrscher des Zauberlandes bleiben. Wie ich von dir hörte, als du alleine bei mir warst, hast du die Perle der Zauberei verloren, die auch dich der Macht des Königs beraubte. Es ist das Schlimmste, was einem Zauberer passieren kann, seine Didranaperle zu verlieren. Da du ein würdiger und guter König bist, die Umstände deiner Gefangenschaft und die hastige Flucht für

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