Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
Vom Netzwerk:
Freunden, die schweigend mit hoffnungsvollen Augen auf ihn gerichtet, auf der Erde saßen, ohne in ihrer Anspannung die Kälte des Marmors zu bemerken, sondern lauschten nur den gemurmelten Silben, begleitet von dem monotonen Surren des herabkommenden Daches.
    „Sieben“. Vanessa, die in unmittelbarer Nähe saß und hören konnte, was da undeutlich von den Lippen ihres Freundes kam, nahm ihm das weitere Grübeln ab. „Es waren sieben. Ich habe sie gezählt. Schau doch in der Chronik der Balduinsteins nach nach.“
    Er sah sie an, holte das Buch heraus. Fast noch geistesabwesend meinte er, nachdem er es studiert hatte: „Aber hier sind acht Särge zu sehen.“
    „Darf ich mal?“ Drialin meldete sich zu Wort: „Das Buch schreibt: Du wirst merken, die Zahl stimmt nicht überein.“
    „Richtig. Wir haben acht Särge, aber nur sieben Balduinsteins. Wir sehen das Siebte nicht, wahrscheinlich ist ein Sarg überflüssig“, stellte der Junge fest, aber er konnte, wie auch seine Begleiter, nicht den Sinn deuten.
    Die todbringende Kuppel befand sich in bedenklicher Nähe, fast schon die Figur des Engels erreichend.
    Vinc stellte sich vor die Totenschreine und zählte doch nur sieben. Wo aber war der achte? Er konnte es nicht sehen, oder versperrte der Altar ihm die Sicht zu dem versteckten? Jede Stelle, die er aussuchte, verdeckte der Altar stets die Sicht von einem.
    Aber welcher Sarg bezeichnete sich als der siebente, den er nicht sehen konnte? Einmal wurde der achte verdeckt oder der sechste oder der zweite, je nach seinem Standort. Er brauchte aber den siebenten, von wo aus wurde gezählt? Welcher war der erste und welcher der achte? Vinc musste passen, seine Sinne begannen sich bereits im Kreis zu drehen. Im Grunde stimmte das mit den sieben Balduinsteins. Ihre Reihenfolge konnte wohl nur bestimmt werden, stand man unmittelbar davor, was aber durch den Altar, der sie verdeckte, nicht möglich war.
    „Die Tafeln, wir müssen die Tafeln an den Särgen lesen“, sagte Vanessa und eilte hin, um es zu tun, doch auch hier war kein Hinweis.
    „Eine Tafel müsste doch doppelt sein“, folgerte Zubla. So sehr sie forschten, es waren alle verschieden.
    Sie hörten Knacksen über sich, da sahen wie dem Engel langsam der Kopf eingedrückt wurde.
    Vinc fiel es wie Schuppen von den Augen. „Schaut doch mal auf die Särge. Seht ihr die Schwerter? Alle zeigen mit ihren Spitzen auf den Altar, nur eines nicht. Es zeigt zur Wand.“
    Nun fiel es ihnen auch auf. Sie eilten an den Fuß des Sarges, aber sie konnten nichts entdecken.
    „Mann, sind wir doof. Das Klicken, als ich das Buch zumachte, war das Schwert. Es hat sich gedreht. Schaut doch mal genau hin, der Sarg ist an eine andere Stelle gekommen.“
    In ihrem Eifer hatten sie die Veränderung nicht bemerkt. Sie sahen sich die Ruhestätten noch einmal genau an und da fiel es ihnen auch auf. Die gesamten Särge hatten sich verschoben, und am äußersten Ende, verdeckt durch den Altar, war eine Öffnung entstanden, über der der siebte Sarg gestanden hatte.
    „Wir müssen hier hinab. Und zwar schnell!“ Eher ein Befehl von Vinc, als eine Feststellung. Dachten sie, es wäre da eine Treppe, so wurden sie enttäuscht. Es war nur eine Rutsche da. Das Krachen über ihnen ließ keine Zeit zum weiteren Denken. Entweder sie riskierten es, hinab in das Ungewisse zu sausen, oder sie würden zerdrückt. So beschlossen sie, das Übel mit dem ungewissen Ausgang vorzuziehen.
    Es schien eine Höllenfahrt ohne Ende zu sein. Die Geschwindigkeit nahm ihnen die Sinne.

7.Kapitel
    Starius der Seelenfänger

    Als sie erwachten, sahen sie sich um. Ringsum nur lauter Hügel. Vinc ahnte, dass sie wieder im Tal der Hügel gelandet waren.
    Plötzlich spürten sie etwas in ihrer Nähe.
    Zunächst sah es aus, als würde die Gegend eingenebelt, dann bildete sich eine bauchige, riesige unerklärbare Erscheinung. Es sah aus wie eine überdimensionale Flasche. Allmählich formte sich ein Kopf, der direkt auf der Schulter saß. Nachdem der Bauch immer dicker wurde und wirkte, als wolle er platzen, war das unförmige Etwas offensichtlich vollendet. Im Inneren des Nebels schossen ständig kleine Blitze hin und her. Die äußere Hülle war in einer ständigen Verformung, aber sie behielt im Grundriss die Ursprungsfigur.
    „Oh, welch eine Freude“, sagte dieses Schemen mit einer Stimme, die sich ebenfalls veränderte, einmal piepsend, dann weiblich und zeitweise männlich. „Vier lebende Seelen. Das kommen

Weitere Kostenlose Bücher