Das Genesis-Unternehmen (German Edition)
Mal hoch. »Wie schon gesagt, war er ein sehr aufmerksamer Beobachter. Seine Überlegung war, dass wenn sich die Erde drehen würde und die Sonne somit im Mittelpunkt stände, ein hochgeworfener Stein leicht westlich von ihm wieder zu Boden fallen müsste. Da sich die Erde in der Zwischenzeit dann ja weitergedreht hat.«
Alexis warf den Stein senkrecht nach oben, machte einen Schritt zurück und der Stein fiel herunter an die Stelle, wo er vorher gerade stand.
Dann erklärt e er: »Er hat das ein paar Mal probiert und dabei festgestellt, dass der Stein genau dort wieder runter kommt, wo er ihn hochgeworfen hat. Ergo könne sich die Erde nicht drehen, schloss er daraus! Und somit müsse sich demnach die Sonne um die Erde drehen. Et voila – damit hat er damals alle vom geozentrischen Weltbild überzeugt – und lag damit wie wir heute wissen völlig falsch. Man kann sagen, dass das wohl einer seiner größten Irrtümer war. Was er nicht wusste, ist, dass die Erde einfach schlicht zu groß ist, als dass der kurze Steinwurf nach oben sich beim Niederfallen bemerkbar machen würde.«
»Und das heißt somit?«, fragte Rebecca nach.
» ‚Beweise als Erster den Geozentrismus. Nehme an, die Erde wäre Kleiner.’ «, wiederholte er, nahm seinen Kompass heraus und warf den Stein nach Westen. »Dort hätte der Stein landen müssen, wenn die Erde kleiner wäre. ‚Dann folge der Induktion’ . Wisst ihr, was Induktion bedeutet?«
Rebecca schüttelt e verneinend den Kopf.
Alexis erklärt e weiter: »Eines seiner wichtigsten Werke war die Wissenschaftstheorie. Er besagte damals, dass man Theorien – also die Vermutung von Gesetzmäßigkeiten – auf wissenschaftliche Weise nur auf zwei mögliche Arten beweisen kann: Entweder durch Deduktion oder durch Induktion. Deduktion bedeutet, dass man ausgehend von einer selber entworfenen Theorie anschließend in der Natur nachprüft, ob dies bei mehreren Beobachtungen zutrifft. Machen wir ein Beispiel. Nehmen wir an, eure Theorie ist, dass Wasser von oben nach unten fließt. Klar. Das könnt ihr nun zigmal in der Natur beobachten und es wird immer zutreffen. Und damit ist eure Theorie empirisch bewiesen.«
»Klingt logisch«, meint e Rebecca. »Und einfach. Wie funktioniert denn die Induktion?«
» Die Induktion?«, fragte er. »Ist genau das Gegenteil. Ausgehend von zig Beobachtungen in der Natur schließt ihr daraus auf eine Theorie – oder anders gesagt auf eine Gesetzmäßigkeit. Nehmen wir mal das bekannte Beispiel vom Storch und den Geburten. Das erzähle ich meinen Studenten immer. Also: Wenn ihr zuerst draußen auf dem Land und nachher dann in der Stadt wärt, dann würde euch auffallen, dass es auf dem Land draußen mehr Störche, als in der Stadt gibt. Und zudem würde euch auffallen, dass bezogen auf die Anzahl Einwohner auf dem Land mehr Kinder zur Welt kommen. Was würdet ihr somit daraus schließen?«
»Dass je mehr Störche es gibt, es auch mehr Kinder gibt?«, antwortet e Rebecca.
Alexis lächelte. »Und so bringt man jemanden dazu zu glauben, dass die Kinder vom Storch kommen! Du wärst eine gute Studentin, Rebecca.«
Sie runzelt e die Stirn und warf ihm einen düsteren Blick zu.
»Also«, fuhr er ihre Blicke ignorierend fort. »Aus vielen einzelnen Beobachtungen lässt sich eine Gesetzmäßigkeit feststellen. Und das Beispiel ist natürlich Quatsch – und zeigt auch die größte Schwäche an diesem Verfahren. Aber ich denke, ihr habt das Prinzip kapiert?«
» Ja«, meinte Gwen lachend. »Aber was nützt uns das?«
Alexis erklärt e weiter: »Aristoteles bezeichnete die Induktion umgangssprachlich auch als ‚den Aufstieg vom Einzelnen zum Allgemeinen’ .«
»Den Aufstieg!«, rief Rebecca. »Somit sollen wir von hier aus in Richtung Westen den Berg hochsteigen?«
»Genau«, erwidert e er grinsend. Dann schaute er zu den anderen. »Und? Worauf warten wir?«
»Na , dann los«, meinte Rebecca und holte sich ihren Rucksack aus dem Jeep.
Auch die anderen rüste ten sich entsprechend aus.
»Sind alle bereit?«, fragt e John, während er den Gepäckraum des Jeeps wieder verschloss.
» Alles klar«, entgegnete Gwen, die ihren Rucksack bereits geschultert hatte.
»Von mir aus können wir los«, sagt e Rebecca.
Alexis grinst e nur und nickte.
21
Im Süden der Insel Euböa, Griechenland
Nach rund zwei Stunden wandern waren die Vier froh darüber, dass es die ganze Zeit über kräftig gewindet hatte. Denn ansonsten wäre die Hitze unerträglich
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