Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
Hörer fest in der Hand. Er versuchte, schnell zu denken; es war ihm klar, daß Vicarson Instruktionen erwartete. »Wann haben Sie ihn das letztemal gesehen? «
»Heute morgen beim Frühstück in Boise.«
»Wie ist er Ihnen vorgekommen?«
»Ganz normal. Ein wenig still, aber okay. Ich glaube, er war müde oder etwas verkatert. Er wollte sich mit uns am Flughafen treffen. Aber dort ist er nicht aufgetaucht.«
»Ist von mir gesprochen worden?«
»Sicher, das ist ganz normal. Unsere Sorge um Ihre Frau, wie Sie damit zurechtkämen und all das.«
»Sonst nichts?«
»Er hat gefragt, welchen Flug Sie gestern abend genommen haben; so wie er sich das zurechtgereimt hat, müssen Sie ziemlich lausige Verbindungen gehabt haben. Er sagte, er hätte Ihnen vielleicht einen Air Force Jet besorgen können, damit...«
»Was haben Sie darauf geantwortet, Sam?« unterbrach Trevayne ihn scharf.
»Kein Problem. Wir haben ihm gesagt, wir wüßten es nicht. Und dann haben wir gelacht und erklärt, bei Ihren Verbindungen und ... Ihrem Geld hätten Sie wahrscheinlich eine Fluggesellschaft gekauft. Da hat er nicht weitergebohrt. « «
Andy nahm den Hörer in die andere Hand und gab Phyllis mit einer Geste zu verstehen, daß sie ihm eine Zigarette anzünden sollte. Zu Vicarson sagte er leise, aber bestimmt: »Hören Sie mir zu, Sam. Ich möchte, daß Sie folgendes tun. Schicken Sie ein Telegramm, ein sehr routinemäßiges Telegramm an Bonners Vorgesetzten ... Nein, warten Sie; wir sind nicht sicher, wer das ist. Einfach an den leitenden Personaloffizier im Verteidigungsministerium. Sagen Sie ihm, Sie würden annehmen, daß man Bonner aus irgendeinem Grund Urlaub gegeben hätte. Fragen Sie, an wen wir uns im Fall, daß wir irgendwelche Unterstützung brauchen, in Washington wenden sollen. Aber das Ganze muß sehr beiläufig klingen. Verstehen Sie, wie ich es meine?«
»Sicher. Wir haben einfach zufällig bemerkt, daß er nicht mehr da war. Wahrscheinlich hätten wir das gar nicht, nur daß er mit uns zum Abendessen verabredet war oder so.«
»Genau. Die erwarten irgendeine Reaktion von uns.«
»Wenn sie wissen, daß er nicht hier ist.«
Mario de Spadante saß mit seinem Bruder am Küchentisch, vor sich eine Flasche Strega. Er goß die gelbe Flüssigkeit in ein Brandyglas und blickte auf.
»Weiter. Aber klar und genau bitte.«
»Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Die Frage klang gekünstelt. Wo war Mr. de Spadante? ... Wir können nur mit Mr. de Spadante sprechen ... Es schien, als wollte jemand bloß wissen, wo du bist. Als ich dann hörte, daß die von Torrington Metals kamen – das ist die Firma von Ginos Bruder – haben wir nachgebohrt. Dieser Pace, Trevaynes Partner, war es, der es wissen wollte.«
»Und du hast ihm gesagt, ich sei in Miami.«
»Wir haben ihm sogar das Hotel genannt, das, in dem sie immer sagen, du wärest gerade ausgezogen.«
»Gut. Trevayne ist jetzt wieder im Osten?«
»So heißt es. Die haben seine Frau in ein Krankenhaus in Darien gebracht. Krebsuntersuchung.«
»Die sollten sich besser einmal ihn vornehmen. Trevayne ist ein kranker Mann; er weiß nur nicht, wie krank er ist. «
»Was soll ich tun, Mario?«
»Stell genau fest, wo er sich aufhält. In Darien. Oder ob er in Greenwich ist und hin- und herfährt. Wenn du ihn gefunden hast, sagst du mir Bescheid, Augie. Jetzt ist es Zeit, daß Trevayne einmal zu zittern anfängt. Darauf freu’ ich mich. Das wird der Ausgleich für das, was vor neun Jahren war ... Dieser arrogante Schnösel!«
28.
Das Krankenhausabendessen war kein gewöhnliches Krankenhausabendessen, nicht einmal nach den Begriffen von Darien. Johann Sprague hatte eine Ambulanz – wenn auch ohne Sirene – in das beste Restaurant der Gegend geschickt; sie war mit Steaks und Hummer und zwei Flaschen Chäteauneuf du Pape zurückgekehrt. Dr. Sprague erinnerte seinen Jugendfreund auch daran, daß für Neujahr wieder eine große Spendenaktion vorgesehen war.
Phyllis gab sich Mühe, ihren Mann von dem alles verzehrenden Unterausschuß abzulenken, aber es war unmöglich. Die Nachricht von Paul Bonners Verschwinden verwirrte und ärgerte ihn gleichzeitig.
»Könnte es nicht sein, daß er einfach plötzlich beschlossen hat, sich ein paar Tage freizunehmen? Du hast gesagt, er würde nicht viel tun; vielleicht hing ihm das Ganze einfach zum Halse heraus, vielleicht langweilte er sich. Ich kann mir gut vorstellen, daß Paul so empfand.«
»Nicht nach meiner herzzerreißenden
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