Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
die Chance, das herauszufinden. Bitte! Wenn Sie die Polizei rufen, schaffen wir das nie.«
»Warum nicht?«
»Wenn die Polizei sich einschaltet, dann bedeutet das Gerichte und Anwälte! Geben Sie mir zehn Minuten, fünfzehn. «
Trevayne musterte Bonners Gesicht. Der Major log nicht; der Major war zu zornig, zu verwirrt, um zu lügen.
»Zehn Minuten.«
Für Paul war wieder Laos. Er erkannte die Schwäche seines Glücksgefühls, redete sich aber ein, daß ein Mann betrogen war, wenn er das nicht ausüben konnte, wofür man ihn ausgebildet hatte; und niemand war besser ausgebildet als er. Er rannte an das Ende der Terrasse und blickte instinktiv den Hügel hinunter auf die Steintreppen, die zum Dock und dem Bootshaus führten. Man mußte seine Umgebung immer kennen, sie dem Gedächtnis einprägen; vielleicht konnte man das gebrauchen.
Er kroch die Wiese hinauf und hielt sich dicht an der Hauswand, bis er die Vorderseite erreichte. Jetzt waren in der Ferne keine Scheinwerfer mehr zu sehen. Er mußte annehmen, daß der Wagen oben an der Straße angehalten wurde, sein Insasse den Motor abgestellt hatte und ausgestiegen war.
Gut. Er kannte die Gegend. Nicht besonders, aber wahrscheinlich besser als die Eindringlinge.
Er sah, daß der Schnee jetzt länger am Boden liegen blieb als vorher, und so zog er im Schatten den Uniformrock aus. Ein helles Khakihemd fiel weniger auf als das
dunkle Tuch einer Uniform. Eine Kleinigkeit nur, aber Kleinigkeiten gab es nicht – nicht, wenn Streifen unbefugt abgerufen wurden und jemand einen Mord versuchte. Er rannte über die Wiese an den äußeren Rand der Einfahrt und begann, sich lautlos durch das Gehölz an den Kiesweg heranzuarbeiten.
Zwei Minuten später hatte er das Ende der geraden Zufahrt erreicht. Gute hundert Meter weiter unten an der Straße konnte er die Umrisse eines Automobils erkennen. Und dann sah er drinnen das Glimmen einer Zigarette.
Plötzlich war der Lichtkegel einer Taschenlampe zu sehen, der nach unten wies, auf die Straße, auf seiner Seite. Er kam aus dem Wald. Dann waren da Stimmen, erregt, sich hebend und wieder fallend, aber nie laut. Auf eine stille Art schrill.
Bonner wußte sofort, was die Aufregung ausgelöst hatte. Der Schein der Taschenlampe war genau an der Stelle, wo er seinen blutenden Widersacher zu seinem Wagen gezerrt hatte. Der Schnee war noch dünn und feucht und hatte das Blut auf der Straße noch nicht zugedeckt. Und auch nicht die Fußabdrücke.
Ein zweiter Lichtkegel kam von der gegenüberliegenden Seite. Da waren drei Männer. Der Mann im Wagen stieg aus und warf seine Zigarette weg. Bonner kroch nach vorn, jeder Nerv in ihm war angespannt, jeder Reflex bereit, sich in Bewegung zu setzen.
Er war jetzt noch knapp hundert Fuß entfernt und begann zu hören, was gesprochen wurde. Der Mann, der aus dem Wagen gestiegen war, erteilte Befehle.
Er instruierte den zu seiner Rechten, die Straße zum Haus hinunterzugehen und die Telefondrähte durchzuschneiden. Der Mann schien zu verstehen, und daraus konnte Bonner einiges über ihn schließen. Der zweite, der als >Augie< angesprochen wurde, erhielt den Auftrag, hinter den Wagen zu gehen und darauf zu achten, ob jemand die Straße heraufgefahren kam. Wenn er etwas sah, sollte er rufen.
Augie sagte: »Okay, Mario. Ich kann mir nicht denken, was passiert ist.«
»Du kannst nicht denken , fratello!«
Mario de Spadante schützte also seine Flanken. Gut, dachte Bonner. Er würde die Artillerie entfernen und die Flanken freilegen.
Der erste Mann war wirklich ganz einfach. Er merkte überhaupt nicht, was passierte. Paul folgte den Telefonkabeln, wie der andere es sicher auch tun würde, und wartete in der Finsternis neben einem Baum. Als der Mann in die Tasche griff, um ein Messer herauszuholen, kam Bonner nach vorn und ließ einen Karateschlag auf seinen Halsansatz niedergehen. Der Mann stürzte und der Major nahm ihm das Messer aus der Hand.
Da er nur wenige Schritte von dem Arbeitszimmer entfernt war, rannte Paul den Hang zur Terrasse hinunter und klopfte leise an der Tür. Jetzt war die Zeit, Ruhe zu erzeugen. In anderen. Andrew sprach durch das dicke Holz.
»Paul?«
»Ja.« Die Tür öffnete sich. »Alles läuft gut. Dieser de Spadante ist alleine«, log er. »Er wartet im Wagen; wahrscheinlich auf seinen Freund. Ich werde mit ihm reden.«
»Bringen Sie ihn hierher, Paul. Darauf bestehe ich. Ich will hören, was er zu sagen hat.«
»Mein Wort darauf. Vielleicht dauert es noch eine
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