Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
die ganze Subtilität davon zu erfassen. Trevayne würde den Vorschlag nie akzeptieren, wenn er glaubte, daß Genessee dahintersteht. Wir werden ihm unsere Position
erklären. Wir werden zögern, aber am Ende hat er unsere Unterstützung, unsere Zustimmung; er ist einer von uns. Er ist ein Produkt des Marktes. Sobald er einmal gewählt ist, haben wir die feste Absicht, die Szene zu verlassen, den Rest unseres Lebens in dem Komfort zu verbringen, den wir uns verdient haben. Davon werden wir ihn überzeugen ... Wenn er uns braucht, werden wir zur Verfügung stehen, aber lieber wäre es uns, wenn man uns nicht ruft ... Natürlich haben wir keineswegs die Absicht wegzugehen. «
»Und wenn er es erfährt«, fügte Walter Madison hinzu, »ist es zu spät. Er ist kompromittiert bis ans Ende seiner Tage. «
»Genau«, pflichtete Ian Hamilton bei.
»Meine Leute hinter den dicht verschlossenen Türen haben sich schon einen Slogan einfallen lassen ... >Andrew Trevayne, es gibt keinen Besseren<.«
40.
Trevayne las den Bericht in der Zeitung und spürte, wie ihn eine Welle der Erleichterung überflutete. Er hatte sich nie vorgestellt, daß ihn soviel Freude – es gab kein anderes Wort als ›Freude‹ – über den Tod eines Mannes würde erfüllen können, den brutalen Mord an einem Menschen. Da stand es, und er war von einem Gefühl der Erleichterung erfüllt.
»Unterweltsboß vor seinem Haus in New Haven bei Überfall getötet.«
Trevayne hatte nicht mehr geschlafen, seit er de Spadantes Krankenbett verlassen hatte. Er hatte sich immer wieder gefragt, ob es das Ganze wert gewesen war. Und je mehr er darüber nachdachte, desto lauter und desto negativer wurde die Antwort.
Schließlich mußte er vor sich selbst zugeben, daß de Spadante tatsächlich auf ihn zugekommen war, ihn tatsächlich kompromittiert hatte. Es war dem Italiener gelungen, weil
er ihn gezwungen hatte, die einzelnen Werte abzuwägen, und über den schrecklichen Preis nachzudenken. Die rifiuti , wie de Spadante es genannt hatte. Den Unrat, der seine Frau und seine Kinder unter sich begraben hätte, weil der Gestank des Verdachts und der Vermutung ihnen jahrelang angehangen hätte. Das war es ihm nicht wert. Er würde diesen Preis nicht für einen Unterausschuß bezahlen, um den er sich nicht bemüht hatte, zum Nutzen eines Präsidenten, dem er nichts schuldig war. Für den Kongreß, der es zuließ, daß Männer wie dieser de Spadante seinen Einfluß kaufte und verkaufte. Weshalb eigentlich das alles?
Sollte doch ein anderer den Preis bezahlen.
Und jetzt war dieser Teil erledigt. De Spadante war erledigt. Er konnte seine Gedanken wieder dem Bericht des Unterausschusses zuwenden, an dem er, nach seinem Gespräch mit Ian Hamilton, mit solcher Energie gearbeitet hatte.
Roderick Bruce warf die Zeitung durchs Zimmer und fluchte. Dieser verdammte Hurensohn hatte ihn betrogen! Dieser Fleischer aus dem Korngürtel hatte mit ihm einen Walzer getanzt, und als die Musik aufhörte, ihm einen Tritt gegeben und war zum Weißen Haus zurückgerannt!
... bewirkte die Tat, daß Major Paul Bonners Behauptung wiederum mehr Glauben fand ... angegriffen, ehe er angeblich ... im Kreuzfeuer eines Gangsterkrieges... sich ausgezeichnet ...
Der Mord an de Spadante aus den eigenen Reihen hatte Paul Bonners Lage schlagartig verändert.
Bruce fegte mit seinem winzigen Arm über das Frühstückstablett, so daß die Teller zu Boden krachten. Er riß die Decke vom Bett – dem Bett, das ihm und Alex gehört hatte. Er konnte die Schritte des Zimmermädchens hören; sie rannte jetzt draußen am Gang auf sein Zimmer zu, und er schrie so laut er konnte.
»Draußen bleiben, schwarze Hure!«
Dann setzte er sich an den Schreibtisch und richtete sich bewußt auf, so daß sein Rücken sich gegen den harten Stuhl preßte. Er hielt die Muskeln gespannt. Das war eine Übung,
die er oft anwendete, um sich selbst zu disziplinieren. Um die Kontrolle über seine Gefühle zu bekommen.
Er hatte das Alex eines Abends gezeigt; einem der seltenen Abende, an denen sie sich gestritten hatten. Über irgendeine belanglose Lächerlichkeit ... Ja, seinen Zimmerkollegen, das war es. Der schmutzige Zimmerkollege aus Alex’ alter Wohnung an der 21sten Straße. Der dreckige, schmutzige Zimmerkollege, der von Alex wollte, daß er ihn mit dem Wagen nach Baltimore brachte, weil er für den Zug zuviel Gepäck hatte.
An jenem Abend hatten sie sich gestritten. Aber schließlich hatte Alex begriffen, daß der
Weitere Kostenlose Bücher