Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
Schäden zu reparieren.
Sobald die Straßen wieder frei und die Bewässerungskanäle dräniert waren, legte der Berater David fest, wie viele Personen sich für die Arbeiten bei den Clans, die am stärksten von den Schäden betroffen waren, bereitzustellen hätten. Dann begannen sofort die Arbeiten auf den Feldern, zu denen alle verpflichtet wurden, von den Kleinsten, die gerade groß genug waren, um den Arbeitern Trinkwasser zu bringen, bis zu den ganz Alten. Es betraf Shiro und Asix gleichermaßen.
Die Aussaat musste zügig vorangehen, denn die Vorräte aus dem Jahr zuvor gingen langsam zur Neige. Die Sommerernten hatten nur Trockenfrüchte und einige heimische essbare Pflanzen geliefert. Das reichte dank der Vorräte, der Algen und der bei Niedrigwasser gesammelten Muscheln gerade, um nicht den Hungertod zu sterben. Hinzu kamen einige Süßwasserfische. Aber das würde gerade noch ein paar Wochen reichen und dem Speiseplan eine niederschmetternde Monotonie bescheren.
Als die dringendsten Gemeinschaftsarbeiten beendet waren, bereiteten sich die in Niasau arbeitenden Asix auf ihre Rückkehr vor. Sie verließen die Stadt Gaia mit ihren Wasserläufen und ihren hundert Brücken, ihren sauberen Straßen und den künstlichen Gärten, die durch ein Netz von Kanälen bewässert wurden.
Sie gingen nach Schreiberstadt, wo in den Vierteln der Einheimischen die Straßen immer noch von Staub und Sand bedeckt waren. Zwei Jestaks, die von ihren Asix begleitet wurden, gingen ebenfalls über die Brücke. Sie waren auf dem Weg ins medizinische Zentrum des Astroports. Doch niemand aus dem Clan Bur to Sevastak ergriff Besitz vom Clan-Haus in Niasau. Von nun an lebte dort eine Gruppe alter Shiro aus unterschiedlichen Clans. Wie Eronoda wussten auch sie um den Wert der Waren, die in der Außenwelt so heiß begehrt waren, und so verkauften sie die Gewürze zum dreifachen Preis des Vorjahres. Als Osmad Tani, einer der ersten Händler, der sich auf Ta-Shima niedergelassen hatte, dagegen protestierte, antwortete der große, magere Shiro, der ihn und Gun Hartog, seinen jungen Kollegen, in der Eingangshalle des Hauses empfangen hatte, dass viele Geschäftsleute gekommen seien und dass man dass ihnen bessere Preise angeboten habe. Im Allgemeinen zogen die Ta-Shimoda es vor, Geschäfte mit Leuten zu machen, die sie seit Langem kannten – natürlich ohne Verlust. Der Shiro stellte der alten, runzeligen Asix, die ihn begleitete, noch einige Fragen. Diese sagte ihm auswendig eine Liste mit Waren auf, die sie erwerben wollten: Kybernetikbücher, Präzisionsinstrumente und Bauteile von Apparaten. Bei jeder Ware gab sie den maximalen Preis an, den sie zu zahlen bereit war. Offensichtlich hatte sie eine genaue Vorstellung davon, was die einzelnen Produkte wert waren.
Osmad Tani musste die bitteren Pillen schlucken. Ihm blieb noch ein respektabler Gewinn, doch es war klar, dass die goldenen Zeiten nun der Vergangenheit angehörten.
»Was ist mit Salman und Eronoda Bur, mit denen ich im Vorjahr verhandelt habe?«, fragte er. »Sie hatten mir versprochen, mir in der Trockenzeit jede Woche einen Karren Lebensmittel zu schicken. Ich habe eine Anzahlung geleistet, aber die Waren habe ich nie gesehen.«
Der Shiro ließ nicht erkennen, ob er erstaunt oder erbost war, dass ein Fremder die persönlichen Namen von zwei Burs kannte. Er warf Osmad nur einen ausdruckslosen Blick zu und antwortete einsilbig:
»Einer ist während der Trockenheit gestorben, der andere lebt jetzt in Nova Estia. Andere Warenlieferungen stehen nicht auf dem Plan? Haben Sie einen schriftlichen Vertrag, damit wir Ihnen Ihr Geld zurückerstatten können?«
»Nein, es war eine mündliche Abmachung.«
»Ich werde mich schlau machen.«
Tani kannte die Mentalität der Shiro nur zu gut. Er wusste, dass es nicht angezeigt war, weitere Fragen zu stellen. Er zog seinen Kollegen, der nach Garantien und zusätzlichen Informationen fragte, am Ärmel, bedankte sich beim Shiro für die Unterredung und ging sofort zur Botschaft, gefolgt von Hartog, der vor sich hin schimpfte: »Warum hast du nicht darauf beharrt? Selbst wenn Salman tot ist, wusste das Mädchen nur allzu gut, dass wir Waren erwarteten. Wenn sie nicht dabei war, dann nur, um uns übers Ohr zu hauen.«
»Bestimmt nicht, denn sie würde das Gesicht verlieren, und das Ganze würde damit enden, dass sie ein Duell mit einem ihrer Angehörigen provoziert. Glaub mir, langsam kenne ich die Shiro: Er wird sich informieren und uns das
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