Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
Angst‹ und traute sich wohl deshalb nicht, um Hilfe zu schreien. Danach habe ich mit ihr geschlafen, obwohl sie unten völlig trocken war und nicht wollte. Sie wehrte sich aber nicht, sondern lag nur teilnahmslos da. Als ich fertig war, habe ich sie noch über einige Dinge ausgefragt. Dann habe ich sie wieder fest und mit beiden Händen gewürgt. Sie hat anfangs noch etwas gezappelt. Schon bald quoll die Zunge aus ihrem Mund und es floss blutiger Schaum heraus. Obwohl sie vorher noch auf der Toilette war, hat sie zu meiner Verwunderung kräftig gepinkelt. Ich habe ihr so fest und mit aller Kraft den Hals zugedrückt, dass ich einen Krampf in den Händen bekam. Dabei wunderte ich mich, wie lange es dauerte, bis sie endlich tot war. Als sie sich dann nicht mehr regte, habe ich mehrfach ihr Herz abgehört, bis ich bemerkte, dass das Klopfen, das ich wahrnahm, nur noch von meinem eigenen Herzschlag kam.
Nachdem es mit Corinna vorbei war, habe ich eine Zigarette geraucht. Dann habe ich den Brief zu mir genommen, weil er mich belastet hätte. Anschließend habe ich die Leiche in das Laken und den Steppdeckenüberzug eingewickelt und so aus dem Haus in mein Auto verfrachtet. Um Spuren zu beseitigen, ging ich nochmals zurück. Mit Mineralwasser habe ich die Blutflecken auf der Matratze ausgewaschen und auf das Bett zwei Decken gelegt. Als das erledigt war, fuhr ich zu einem unserer Grundstücke im Hunsrück. Unterwegs kaufte ich mir an einer Tankstelle zwei Eis und rief meine Mutter an. Dann fuhr ich weiter.
Auf dem Grundstück angekommen, habe ich im Schutz von Büschen und Sträuchern Corinna irgendwo auf den Boden gelegt und über sie einen großen Scheiterhaufen aus Tannenzweigen und Lkw-Reifen errichtet. Darüber goss ich eine größere Menge Altöl. Da wir auf dem Grundstück schon öfters solche Feuer entzündeten, fiel das nicht auf. Das Feuer hat sehr lange gebrannt. Nachdem es schließlich erloschen war, befanden sich in der Asche noch Knochenreste, die ich mit der Hand zu Staub zerdrücken konnte. Die Asche verteilte und vergrub ich an verschiedenen Stellen des Grundstückes und die eigentliche Brandstelle deckte ich mit einer dünnen Schicht Kies ab.«
Radic ließ den jungen Mörder erzählen, ohne dass er ihn unterbrach. Zum Schluss klopfte er ihm auf die Schulter und meinte:
» Alle Achtung, hätte ich nicht von dir gedacht, Kleiner. Du bist ja abgebrühter, als ich glaubte.«
Am nächsten Tag schon ließ Radic über die Gefängnisleitung einen Kontakt zu seinem sogenannten V-Mann-Führer beim LKA herstellen. Dem Beamten erzählte er, was Opitz ihm anvertraut hatte, und übergab ihm den von Opitz geschriebenen Text des Telegramms.
Wir wurden natürlich über dieses vertrauliche Gespräch sofort in Kenntnis gesetzt. Endlich, dachten wir, könnten wir Opitz ein Geständnis entlocken. Doch weit gefehlt! Opitz bestritt natürlich, sich jemals mit Radic eingelassen, geschweige denn sich ihm anvertraut zu haben, und behauptete, dieser habe alles erfunden.
Nun muss man wissen, dass V-Leute aus dem kriminellen Milieu sehr mit Vorsicht zu genießen sind. Oft lügen sie, dass sich die Balken biegen, um sich irgendeinen Vorteil zu verschaffen oder um sich einfach nur wichtig zu machen. Radic war ein Typ, der schon viele seiner Kumpane ans Messer geliefert hatte, dem man aber auch zu keinem Zeitpunkt richtig vertrauen konnte. Wollte er dieses Mal vielleicht für seine eigene Gerichtsverhandlung mit allen Mitteln einige wertvolle Pluspunkte auf Opitz’ Kosten sammeln und war er deshalb sogar bereit, notfalls eine Geschichte zu erfinden?
Obwohl wir auf einem der Grundstücke der Familie Opitz eine größere, mit etwas Kies abgedeckte Brandstelle fanden, war damit nicht viel anzufangen. Die Kriminaltechniker gaben sich zwar die größte Mühe, doch es war schon zu viel Zeit verstrichen, um in den wenigen Brandrückständen noch verwertbare Spuren zu finden, die das angebliche Geständnis von Opitz belegt hätten.
Die Hauptverhandlung gegen Ralf Opitz fand schließlich 18 Monate nach seiner Festnahme vor dem Schwurgericht in Karlsruhe statt. Da die Anklage, insbesondere wegen der immer noch nicht gefundenen Leiche, bis dahin eher auf tönernen Füßen stand, hatte der Oberstaatsanwalt seine Anklageschrift nicht auf Mord, sondern lediglich auf Totschlag reduziert. Diese Taktik verfolgte der gewiefte Vertreter der Anklage übrigens von Anfang an. Damit wollte er der Verteidigung den Wind aus den Segeln nehmen, denn
Weitere Kostenlose Bücher