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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Inquisitoren ansehen und damit zugeben, dass der Tempel folterte.
    Bewachte Tore öffneten sich für uns, und wir traten auf einen staubigen Marktplatz, der neben dem Tempel der Brutstätte winzig wirkte. Die Pflastersteine des Platzes schimmerten in der Mittagsglut. Djimbi-Rishi mit Heuballen auf ihren grüngefleckten Rücken überquerten langsam den Markt. Die Frauen waren alle statt mit Bitoos in diese merkwürdigen, vom Busen bis zu den Schenkeln gewickelten Gewänder aus zerlumptem und verschlissenem pflaumenfarbenem Tuch gekleidet. Ihre Babys trugen sie nicht in Schals über der Schulter, solche Schals besaßen sie nicht, sondern in Schlingen vor der Brust oder auf dem Rücken. Ich war verblüfft, wie viel von ihrem Körper diese Frauen entblößten: Schultern, Arme, Beine, alles vollkommen nackt.
    »Geht nach Süden«, sagte der falsche Inquisitor neben mir. »Fragt nötigenfalls nach dem Weg.«
    »Wir brauchen Wasser«, erwiderte ich. Der Drachenmeister neben mir starrte ausdruckslos auf die Karawansereien und Zelte am anderen Ende des Marktplatzes. Wir benötigten Schlaf ebenso dringend wie Wasser, aber wahrlich keinen langen Marsch zu einem fremden Clan, ohne zu wissen, wie man uns dort aufnehmen würde.
    Der Inquisitor zuckte mit den Schultern. »Die Brutstätte ist klein; ihr werdet nicht lange bis zu eurem Ziel brauchen.«
    Es dauerte einen ganzen Tag.
    Bei Einbruch der Dämmerung erreichten der Komikon und ich unser Ziel. Hitze, Durst und Erschöpfung hatten uns am Nachmittag gezwungen, in dem spärlichen Schatten einiger verlassener Hütten zu rasten, und auch wenn wir keine große Distanz bewältigt hatten – die Kuppel des Tempels schimmerte nach wie vor hinter uns jenseits der Steppe -, war uns der Weg endlos vorgekommen.
    Als wir in den Arbiyesku stolperten, erhoben sich einige Männer vom staubigen Boden. Frauen unterbrachen die Reinigung von Töpfen, ihre Flechtarbeit und das Stillen von Babys. Kinder liefen zu ihren Müttern.
    Der süßliche Gestank von verfaulenden Drachenkokons würgte mich fast. Sie waren in einem Ziegelgebäude links von uns untergebracht, dem Lagerhaus des Arbiyesku. Ich drückte mir rasch die Kapuze meines Bitoo vor die Nase. Im selben Moment zuckte ein schmerzhafter Stich durch meinen Oberkörper, und ich erstarrte keuchend. Gebrochene Rippen mögen keine plötzlichen Bewegungen.
    Der Drachenmeister sah sich finster um, als die Angehörigen des Arbiyesku uns umringten. Wie alle anderen freien Leibeigenen, die ich bisher in Xxamer Zu gesehen hatte, gingen auch die Clanmitglieder des Arbiyesku barfuß und waren ziemlich abgemagert. Den meisten fehlten etliche Zähne, sie hatten Geschwüre am ganzen Leib, schwarz verfärbte Lippen und Zungen, wie fast alle Rishi, denen wir in Brutstätte Xxamer Zu bisher begegnet waren. Der Drachenmeister hatte etwas von Slii-Kernen gemurmelt, die man lutschte, um den Hunger zu besänftigen.
    Ich konnte kaum den Blick von der Kleidung der Frauen losreißen oder aufhören, sie wegen ihrer unterschiedlichen Hautfarbe anzugaffen. Ich hatte noch nie so viele Menschen auf einem Haufen gesehen, in deren Adern offensichtlich Djimbi-Blut floss. Unter dem orangeroten Abendhimmel schimmerten einige von ihnen wie poliertes Mahagoni, und die charakteristischen Flecken auf ihrer Haut hatten die Farbe alter, patinierter Bronze. Andere hatten eine fast ockerfarbene Haut, die hier und da von mattem Oliv gesprenkelt wurde. Noch andere waren walnussbraun, und ihre Flecken leuchteten aschgrau und grün. Kein einziger Rishi hatte meine Hautfarbe, die bei einem Bayen rehbraun genannt wird. Bei einem Rishi jedoch nennt man sie aosogi : der Begriff bezeichnet schlecht gegerbtes Fell. Und ebenso wenig hatte auch nur einer der vor mir Stehenden die reine, elfenbeinfarbene Haut des Imperators.
    Eine Djimbi mit mächtigem Busen und einer grauenvollen Narbe, die über ihre linke Wange lief, trat aus der Menge hervor. Ihre Haut schimmerte wie feuchter Zimt, und ihre Flecken waren grün wie Salbei.
    »Ich bin Tansan.« Ihre Stimme klang unerschrocken, ihr Blick war herausfordernd. Sie war mindestens einen Kopf größer als ich. »Ich warte auf die Bullenschwingen, dass sie die Herde von Xxamer Zu segnen.«
    Ich blickte von ihr zum Drachenmeister, dann wieder zu ihr zurück. Dessen Miene verfinsterte sich nur unmerklich, als wäre es normal, dass eine Frau einem Fremden die rituelle Begrüßung entbot, obwohl Männer anwesend waren. Ebenso hatte sie ihren Namen genannt,

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