Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
Vom Netzwerk:
hielt mich an dem glattpolierten Holz des Karrens fest und kletterte langsam hinunter. Ich traute meinen Beinen nicht ganz zu, mein Gewicht zu tragen. Gen stützte mich helfend am Ellbogen, als ich einen Moment schwankend auf dem Boden stand.
    Ohne ein Wort stürzte sich Savga in meine Arme und schien mit mir zu verschmelzen.
    Eigentlich war sie zu schwer, als dass ich sie hätte tragen können, aber ich würde nie mehr versuchen, diese Last einem anderen aufzubürden. Während ich ihren kleinen Körper an mich drückte, stolperte ich hinter Gen her, der sich umdrehte und die schmale Holztür der Hütte aufstieß.
    Als ich in das dämmrige Innere trat, überfielen mich dieselben Gerüche, die nach draußen gedrungen waren, nur wesentlich intensiver: Moschus, Yanew, Rosenöl, Schwefel, fauliges Holz, fettige Schlafmatten, Schweiß und noch etwas, was wie pürierter süßer Mais roch. Eine aufgebockte, grobe Holzplatte erfüllte praktisch den ganzen Raum. Auf ihr stand eine Talgkerze, von der schwarzer Ruß in die Höhe stieg. Zwei primitive Schränke standen an einem Ende des Tisches Wache, aneinandergelehnt wie zwei fette alte Frauen, die sich Geheimnisse zutuschelten. An dem vor uns liegenden Ende des Tisches stand ein altes Weib in einem zerfransten Yungshmi, dem üblichen Gewand der Rishi-Frauen in Brutstätte Xxamer Zu. Die nackten Beine der Frau waren so dünn, dass ihre Knie geschwollen wirkten. Hinter ihr ließ ein tintenschwarzes Rechteck vermuten, dass noch ein weiterer Raum vorhanden war.
    »Wo ist der Rest Eurer Familie?«, erkundigte sich Gen.
    »Sie durchstreifen den Dschungel«, erwiderte das Weib. »Sie kommen in zwei Tagen wieder, vielleicht aber auch erst in acht.«
    Gen nickte, als wüsste er Bescheid. »Verschwiegenheit und Klugheit, beides ist hier vonnöten, verstanden?«
    Das Weib schmatzte mit ihren zahnlosen, rosinenroten Kiefern. »Unser Haus ist verschwiegen, heho! Hier gibt es keine geschwätzigen Lippen, die dem Wind ihr Lied singen, oh nein.« Als sie an den Tisch trat und die Kerze nahm, knackten ihre Gelenke. »Folgt mir.«
    Gen winkte mich weiter. Ich schob Savga auf meine Hüfte, um ihr Gewicht besser ausbalancieren zu können, und folgte der Frau. Gen trottete hinter mir her wie ein großer Keiler, den man in einen Weidenkäfig gesperrt hatte.
    Das Weib führte uns eine steile, schmale Treppe hinauf, die bei jedem Schritt schwankte und wackelte. Sie endete in einem Podest an der Rückwand des Gebäudes. Links und rechts des Podests lag je ein winziger Raum. In Ermangelung von Türen hingen lange Streifen von Rindentuch vor den beiden Eingängen. Die Alte drehte sich nach rechts und schob die Borkenstreifen beiseite. Sie rutschten klappernd über die Stange, an der sie wie die Knochen eines Gyin-Gyin-Klangspiels aufgehängt waren.
    »Das ist für Euch, das ganze Zimmer.« Mit einer großen Geste ihrer gichtigen Hand wies sie durch das Zimmer, das kaum größer war als ein Verschlag in einer Paarungshütte, etwa einen Meter fünfzig mal drei Meter, aber ein mit einem Laden verschlossenes Fenster und einen Nachttopf aufwies.
    Das Kerzenlicht schillerte auf den kahlen Brettern der Wand, zwischen denen große Lücken klafften. Ich stellte mir vor, dass in den Ritzen Spinnen hausten.
    Eine Wasserurne stand auf der Schlafmatte, die ausgerollt auf dem Boden lag. Ein halber Kugelnuss-Kürbis, von jahrelanger Nutzung blank poliert, stand daneben. Auf dem Boden befanden sich in einer Schale eine Kadoob-Knolle, eine Scheibe Paak und eine winzige Zitronenscheibe.
    Gen spähte über meine Schulter in den Raum. »Sie brauchen mehr zu essen als das, Blut-Blut! Für das, was ich zahle, könnt Ihr es ihnen besorgen. Dies und zehnmal mehr!«
    Das Weib presste die Kiefer zusammen und nickte brüsk.
    »Lasst die Kerze hier«, befahl Gen. »Wir brauchen sie noch eine Weile. Bringt das Essen später hoch, heho!«
    Die Alte hielt mir die Talgkerze hin. Heißes Wachs tropfte auf mein Handgelenk. Ich hielt die Kerze von Savga weg und betrat den winzigen Raum. Gen drückte sich auf dem schmalen Treppenabsatz an dem Weib vorbei und folgte mir. Dann zog er die Borkenstreifen hinter sich zu.
    Wir warteten, reglos und stumm, während wir hörten, wie die Frau die Treppe hinabstieg.
    Dann nahm mir Gen die Kerze aus der Hand, hockte sich hin und stellte sie auf den Boden. Er verschränkte die Finger vor seinem Bart, der wie nasses Zinn in dem dämmrigen Licht glänzte.
    Ich setzte Savga ab und ließ mich dann

Weitere Kostenlose Bücher