Das Glück eines Sommers
Ihre Hilfe, Mrs. Murdoch«, sagte Mikki mit ihrer höflichsten Schulmädchenstimme.
Sie spürte, wie sich die wütenden Blicke der Frau in ihren Rücken brannten, als sie davongingen. Mikki füllte das Formular aus und gab es zusammen mit der Anmeldegebühr der Frau in dem blauen Kleid.
»Okay, Schritt eins erledigt«, bemerkte Liam.
»Und hier kommt Schritt zwei.«
Tiffany und ein paar ihrer Freundinnen hatten soeben die Lobby betreten.
Als Mikki auf sie zuging, versteifte sich Tiffany.
»Hey, Tiff.«
Tiffany riss verwirrt die Augen auf, schaute zu ihren Freundinnen, dann wieder zu Mikki. »Hi«, sagte sie kühl.
»Ich wollte mich nur für die tolle Zeit am Strand bei dir bedanken. Das werde ich nie vergessen.«
Tiffany schnaubte verächtlich, und die anderen Mädchen lachten. »Okay«, sagte sie und grinste.
Mikki beugte sich näher an sie heran. »Und nur, damit wir uns nicht missverstehen: Wir werden dir beim Talentwettbewerb den Arsch aufreißen.«
Das Grinsen verschwand von Tiffanys Gesicht, und ihre Freundinnen verstummten.
Mikki rückte noch näher heran. »Und noch was: Solltest du mich je wieder anfassen, wird man nicht mehr genug Teile von dir finden, um dich wieder zusammenzusetzen, Süße.« Unbewusst benutzte sie die gleiche Drohung, die sie von ihrem Dad in Cleveland gehört hatte.
Tiffany blinzelte und wich einen Schritt zurück. »Du hältst dich wohl für ziemlich taff, was?«
Mikki schob ihr Gesicht dicht an Tiffanys heran. »Ich komme aus Cleveland. Da muss man taff sein, wenn man sich durchsetzen will.«
Draußen kamen sie an Tiffanys rotem Cabrio vorbei. Liam vergewisserte sich, dass niemand sie beobachtete; dann griff er in seine Tasche und holte eine weiße Tube heraus. Er tat so, als würde er etwas aufheben, drückte dabei aber eine durchsichtige Flüssigkeit aus der Tube auf den Fahrersitz des Cabrios. Auf dem Leder war sie unsichtbar.
»Was ist das?«, fragte Mikki.
»Nach dem, was sie mit dir gemacht haben, halte ich ein wenig Klebstoff für angebracht.«
»Liam, ich mag deinen Stil.«
KAPITEL 46
»Weshalb die Heimlichtuerei?«
Jenna war in die Küche des Little Bit gekommen und hatte Liam und Mikki in der Ecke gefunden, wo sie es sich während ihrer Pause gemütlich gemacht hatten.
»Ach, nichts, Mom«, antwortete Liam ein wenig zu unschuldig.
»Sohn, vergiss nicht, dass ich mal Anwältin war. Mein Lügendetektor funktioniert perfekt.«
Verlegen senkte Liam den Kopf und schaute zu Mikki. »Willst du es ihr sagen?«
»Wir haben uns als Musiker beim Talentwettbewerb angemeldet«, verkündete Mikki.
»Das ist ja großartig«, sagte Jenna. »Aber warum wolltet ihr das geheim halten?«
Liam antwortete: »Wir werden gegen Tiffany antreten, und ich weiß, dass ihre Familie eine große Rolle in der Stadt spielt. Wenn wir verhindern, dass sie zum vierten Mal in Folge gewinnt, könntest du Probleme mit ihren Leuten bekommen.«
»Das können sie ja gerne mal probieren, aber ich glaube nicht, dass ihnen das was bringt. Das Little Bit ist hier und wird auch nicht verschwinden.« Jenna schaute die beiden neugierig an. »Aber woher rührt das plötzliche Verlangen, Tiffany Murdoch schlagen zu wollen?«
Die beiden Teens sahen einander an.
Jenna fühlte, dass sie ihr etwas Wichtiges verheimlichten, und so sagte sie: »Okay. Wie der Zufall es will, bin ich eure Chefin, und ich will die Wahrheit wissen. Sofort.«
Abwechselnd erzählten Liam und Mikki ihr, was am Strand passiert war.
Als sie fertig waren, hatte sich ein Schatten auf Jennas Gesicht gelegt. »Was sie mit dir gemacht haben, war Körperverletzung, Mikki. Eine Straftat. Für dich gilt das Gleiche, Liam. Ihr hättet schwer verletzt werden können.«
»Ach, so schlimm war das nicht, Mom«, sagte Liam.
»O doch. Das war sogar sehr schlimm. Diese Leute müssen zur Verantwortung gezogen werden, sonst machen sie das womöglich noch einmal.«
»Mom, bitte, halt dich zurück. Wir wollen das auf unsere Art regeln.«
Mikki fügte hinzu: »Und wenn mein Dad davon erfährt, wird er sich die Typen vorknöpfen, und dann landet er womöglich noch im Knast. Ich kenne ihn. Sein Beschützerinstinkt ist ein bisschen überentwickelt. Das sind nur Teenager, und Dad ist ein ehemaliger Army Ranger. Sie haben ja gesehen, was er mit den zwei großen Kerlen gemacht hat. Er kann eine Bestie sein, falls nötig. Sie würden ihn mit Sicherheit wegsperren. Also sagen Sie ihm bitte nichts, Jenna. Bitte.«
Jennas Gesicht hellte sich endlich
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