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Das Glücksbüro

Das Glücksbüro

Titel: Das Glücksbüro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Izquierdo
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verwirrte ihn. Stellte sie etwa so viele, dass sie den einen von einem anderen nicht unterscheiden konnte? Und vor allem: Wie sollte er ihr E 45 erklären?
    Albert räusperte sich: »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen.«
    Anna sah ihn neugierig an, was Albert unangenehm war. Hielt sie ihn für einen Perversen? Einen Gewohnheitsverbrecher? Einen Trickbetrüger? Oder nur für jemanden, der nicht mehr alle, na ja, Tassen im Schrank hatte.
    »Was beantrage ich denn?«, fragte sie freundlich.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Albert.
    Es entstand eine lange Pause, in der Albert am liebsten im Erdboden versunken wäre. Das war doch einfach lächerlich. Er hätte sein Büro nie verlassen dürfen! Hätte aufbegehren müssen gegen die Dienstanweisung! Warum hatte er sich nur an Wehmeyer gewandt? Warum hatte er die Sache nicht einfach in Wiedervorlage verschoben, genau wie Wehmeyer es gesagt hatte? Irgendwann hätte sich der Vorgang ganz sicher erledigt.
    Albert begann erneut: »Ich weiß, das klingt jetzt ein bisschen seltsam, aber ein Antrag ist ein Antrag und …«
    Weiter kam er nicht, denn eine Haustür war eine Haustür und diese hier war ziemlich laut, als sie vor seiner Nase krachend ins Schloss fiel. Hilflos blickte er um sich.
    Gott verdammt! Wo war er hier denn nur gelandet?

20.
    Als Albert seine Scheibenwelt wieder betrat, fiel eine große Last von ihm. Er hatte es geschafft. War tatsächlich unbeschadet von einem nutzlosen, unsinnigen Ausflug zurückgekommen. Nach so langer Zeit hatte er außerhalb des Dienstgeländes fast nur Dinge gesehen, die er nicht sehen wollte, und Menschen getroffen, die er nicht ertrug. Außer Frau Sugus vielleicht. Die hatte ihn auf eigenartige Weise berührt. Wenn sie auch nicht gerade höflich war, wobei er allerdings zugeben musste, dass sein Auftritt ihr mehr als seltsam vorgekommen sein musste.
    Er eilte zurück ins Büro und atmete durch: Wie schön es hier doch war! Und wie ruhig! Alles an seinem Platz, und Susanne hatte ihm die Anträge des heutigen Tages auf den Schreibtisch gelegt. Sogleich begann er mit seiner Arbeit und war bald schon ganz versunken darin, sodass er den blöden Antrag vergaß, der immer noch in seinem Sakko steckte.
    Es war alles wieder so, wie es sein musste.
    Und der Hungerlauf war so schön wie seit Jahren nicht mehr! Mit ein paar überraschenden Überholmanövern und Zieleinläufen. Nur das Essen selbst war furchtbar. Albert ahnte es bereits, als ihm eine der Angestellten das Püree auf den Teller klatschte. Und auch das Hacksteak, ansonsten äußerst beliebter Bestandteil des Wochenspeiseplans, war eine Katastrophe.
    Elisabeth saß an ihrem Platz, aber Albert mied sie, da er ein kompliziertes Gespräch über Liebe fürchtete. Stattdessen hatte er einen freien Platz fernab von ihr gewählt und blickte missmutig hinter die Theke, wo fast nur Damen standen und Essen ausgaben. Dann und wann kam jemand mit Nachschub aus der Küche, tauschte leere gegen volle Schüsseln und verschwand wieder nach hinten. In den Momenten konnte Albert durch eine geöffnete Tür den Chefkoch sehen, der mit hängenden Schultern von Topf zu Topf schlich.
    Das ging so nicht weiter! In letzter Zeit musste er ständig die Ergebnisse gescheiterter Gefühle ausbaden. Und konnte man dem Gejammer sonst noch ausweichen, war das beim Essen leider nicht möglich. Als der Chefkoch seinen Kopf durch eine der Türen steckte, um die Schüsseln zu kontrollieren, beschloss Albert, dem Mann zu helfen. Weniger aus einem Gefühl des Mitleids heraus, sondern eher aus ganz egoistischen Gründen: Er wollte einfach vernünftiges Essen haben. Dazu musste er den Koch nur dazu bringen, an seine eigentliche Leistungsfähigkeit anzuknüpfen. Und das würde auch gelingen, denn Albert hatte eine Idee.

21.
    Am nächsten Morgen hatte Albert ausgesprochen gute Laune. Es hatte in Abt. IX, Z. 447, Irma Trölf   /   Clemens Arndt eine bemerkenswerte Abweichung von der Geburtstagsschnittchenroutine gegeben, weil Frau Trölf ihren Fünfzigsten feierte und dies mit ein wenig Protz unterstreichen wollte. Sie hatte das Buffet selbst zubereitet, ganz exquisit, und mit ganz ungewohnten Geschmackskombinationen aufgetrumpft wie Pflaume-Meerrettich-Schinken oder Kürbis-Risotto-Wachtelbrüstchen, was die Schnittchen zu Kanapees befördert und Albert seine geliebte Mayonnaise gekostet hatte, denn die war eher plump. Trotzdem war es was Besonderes gewesen.
    Anschließend hatte sogar Mike den Mund gehalten,

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