Das Gluehende Grab
ist ausgerastet, und
Magnús war wohl auch nicht viel besser. þorgeir war
voller Blut, als er nach Hause kam.«
Dóra
schwieg. Also waren Aldas Vater und Markús’ Vater die
Mörder. Demnach hatte Daði nichts mit der Sache zu tun.
»Haben sie einen Fischtöter und ein großes Messer
verwendet?«
»Nein.«
Die alte Frau schüttelte resigniert den Kopf. »Sie haben
von ihrem Schiff ein Filetiermesser und irgendwelche
Schlagwerkzeuge geholt. Die haben sie anschließend ins Wasser
geworfen.«
Dóra
war überrascht. Sie war sich so sicher gewesen, dass der
Fischtöter und das Messer die Tatwaffen waren. Es musste also
eine andere Erklärung dafür geben, warum jemand sie
zwischen den Kindersachen in der Abstellkammer versteckt hatte.
»Hat denn niemand etwas davon mitbekommen? Es muss doch
ziemlich laut gewesen sein.« Dóra verdrängte die
Bilder von der Schlägerei, die sich in ihrem Kopf
breitmachten. Jetzt hatte sie die Erklärung für die
Blutlache auf dem Kai.
»Daði
ist ihnen gefolgt«, sagte die Frau. »Valgerður
hatte {327 }Dienst, als Alda ins Krankenhaus kam. Sie hat uns
angerufen. Ich hatte das Gefühl, dass sie es richtig genossen
hat, uns die Nachricht zu überbringen. Sie war auch dabei, als
Alda uns unter Tränen erzählt hat, was passiert ist.
Valgerður hat angeboten, Daði anzurufen und ihn runter zum
Hafen zu schicken, um den Täter zu suchen. Und da hat er dann
Magnús und meinen Mann überrascht.«
»Daði
ist also Zeuge der Tat gewesen?«, fragte Dóra. Die
Frau nickte »Und er hat es niemandem gesagt?«
Die Frau
lächelte abgeklärt. »Nein, hat er
nicht.«
»Und die
Polizei hat, bis auf die Meldung der Blutlache am nächsten
Morgen, nie davon erfahren?«, fragte Dóra erstaunt.
Sie hatte Guðni verdächtigt, mehr zu wissen, als er
zugeben wollte.
»Nein«,
antwortete Aldas Mutter. »Die Polizei hat natürlich wild
herumspekuliert. Am Kai war ja alles voller Blut, aber sie haben
keine weiteren Hinweise gefunden und konnten nicht viel tun. Dann
ist der Vulkan ... –«
»Und
Daði und Valgerður? Alle haben mir gesagt, dass sie eine
Klatschtante war. Wie kommt es, dass die beiden nichts
weitererzählt haben? Daði ist doch wegen der Blutlache
sogar verhört worden.«
»Daði
hat uns seine Hilfe angeboten.« Die Frau lachte freudlos.
»Zwei Männer sind noch auf dem Boot gestorben.
þorgeir und Magnús haben die beiden anderen, die sie
auf dem Kai erschlagen hatten, auch an Bord gezogen. Um die Sache
zu vertuschen, haben sie das Segelboot an eine weiter entfernte
Stelle im Hafen verlegt. Daði hat ihnen dabei geholfen und ist
später in der Nacht zusammen mit Valgerður bei uns
vorbeigekommen. Er hat angeboten, die Leichen und das Segelboot
wegzuschaffen, bevor jemand im Hafen auftauchen würde.
þorgeir und Magnús standen unter Schock und waren
nicht in der Lage, irgendetwas zu entscheiden.« Dóra
riss die Augen auf. »Daraufhin hat þorgeir
Magnús angerufen, der schon wieder zu Hause war. Er ist
vorbeigekommen, {328 }und sie waren sich schnell einig. Daði
und Valgerður sollten alle Spuren beseitigen. Dann sind sie
gegangen, und mehr weiß ich nicht. Ich wollte es nicht
wissen. Magnús ist auch gegangen.« Die Frau
schüttelte sich. »Ich stand unter Schock. þorgeir
war der Ernährer der Familie, und wir mussten zwei
Mädchen großziehen, eins davon fürchterlich
zugerichtet. Wenn er ins Gefängnis gekommen wäre,
wäre alles zusammengebrochen.«
»Wer hat
dem Mann den Kopf abgetrennt?« Dóra ging davon aus,
dass es sich dabei um die Leiche des Vergewaltigers handeln
musste.
Die Frau
schaute Dóra verständnislos an. »Das weiß
ich nicht«, sagte sie ehrlich. »Ich hab die Leichen nie
gesehen, und darüber hat auch niemand geredet. Ich war
völlig überrascht, als sie gefunden wurden. Aber er hatte
es verdient.« In ihrem letzten Satz lag keine Bitterkeit oder
Rachsucht. Es war, als wären die Worte einfach von selbst
über ihre Lippen gekommen.
Dóra
war sich auf einmal sicher, dass Alda vom Krankenhaus zum Hafen
gegangen war und der Leiche des Vergewaltigers selbst den Kopf
abgetrennt hatte. »Kann Alda das Krankenhaus in der Nacht
noch einmal verlassen haben?«, fragte sie ohne weitere
Erklärungen.
»Wohl
kaum.« Die Mutter schaute Dóra an. »Sie hat ein
Beruhigungsmittel bekommen. Valgerður meinte, Alda hätte
geschlafen, als sie ihre Schicht beendet hat. Warum fragst du
das?«
Dóra
ging nicht darauf ein und fragte stattdessen, wie die Leichen
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