Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
Vom Netzwerk:
Vulkanausbruch und das Haus
wäre noch heil. Würdest du sie dann
verwechseln?«
    Bella schaute
sie verächtlich an. »Siehst du nicht, dass das eine Haus
zwei Stockwerke hat und das andere nur eins? Die kann man
unmöglich verwechseln.« Sie zeigte auf das Nachbarhaus
auf der anderen Seite von Markús’ Elternhaus.
»Und mit dem da kann man es auch nicht verwechseln.«
Sie ließ ihren Blick über die Ausgrabungsstätte
schweifen. »Das Leichenhaus ist das einzige zweistöckige
Haus in der ganzen Straße.«
    »Na,
dann wissen wir das schon mal.« Dóra starrte
Valgerðurs und Daðis Haus an. »Da möchte ich
unheimlich gerne mal rein.« Als sie Bellas Gesichtsausdruck
sah, fügte sie erklärend hinzu: {195 }»Diese Leute
haben etwas mit dem Fall zu tun, ich weiß nur noch nicht,
was.«
    »Igitt«,
schnaubte Bella. »Ich gehe da nicht rein. Das Haus ist kurz
vorm Einstürzen.« Sie trat näher an das Haus heran
und stieg über die Absperrbänder, die das Gebiet
abgrenzten, zu dem der Zutritt verboten war. »Haben die nicht
sowieso schon längst alles
rausgeholt?«
    »Ja,
schon, aber ich möchte trotzdem mal reingucken. Man kann ja
nie wissen.« Dóra schaute nach rechts und links,
obwohl sie wusste, dass sie allein waren. Dann folgte sie Bella,
stieg über das Absperrband und ging zum Haus. Sie spähte
durch einen Ritz zwischen den Holzplatten, die vor die Fenster
genagelt worden waren. Im Inneren war es so dunkel, dass man nichts
erkennen konnte. Dóra ging zur Eingangstür, die nur
leicht befestigt war. Bella kam
hinterher.   

    »Ist das
dein Ernst?«, fragte die Sekretärin, als Dóra mit
aller Kraft versuchte, die Tür aufzustemmen. »Willst du
da wirklich rein? Das ist garantiert verboten!« Sie schaute
hektisch über das Ausgrabungsgelände, so als könnte
jeden Moment ein Polizeitrupp an den schwarzen, mit Netzen
gesicherten Aschehügeln vorbeimarschieren.   
 
    »Das
Haus ist doch nicht versiegelt«, japste Dóra,
»Markús’ Haus darf ich nicht betreten, aber hier
ist keine polizeiliche Markierung.«
    Bella
schnaubte nur, nörgelte aber nicht weiter herum. Stattdessen
beschloss sie, Dóra zu helfen, und mit vereinten
Kräften gelang es ihnen, einen ausreichend großen
Durchgang zu schaffen, damit Dóra sich ins Haus quetschen
konnte. »Wenn dir was auf den Kopf fällt, dann ruf
einfach nach mir – ich hole dann
Hilfe.«
    Drinnen befiel
Dóra dasselbe Gefühl wie an jenem schicksalhaften
Morgen, als Markús die Leichen gefunden hatte. Der
Aschegeruch war erdrückend und wurde immer stärker, je
weiter sie ins Haus vordrang. Es war einigermaßen hell, da
die Bretter {196 }vor den Fenstern Schlitze freiließen. Auch
von oben gelangte Licht ins Haus, und an manchen Stellen konnte man
den Dachstuhl und das eingebrochene Gebälk sehen. Die Zimmer
gingen von einem kleinen Flur ab, und Dóra betrat zuerst den
Raum, den sie für das Wohnzimmer hielt. Dort war es wesentlich
dunkler, denn die Decke war unversehrt. Bis auf eine Coladose und
ein Butterbrotpapier war der Raum leer. Die Tapete blätterte
in Fetzen von den Wänden, und an einigen Stellen kam der
fleckige, schmutzige Untergrund zum Vorschein. Zwei Lampen hingen
halb herausgerissen an der Wand.
    Die anderen
Zimmer sahen ebenso heruntergekommen aus. Die komplette Einrichtung
war entfernt worden. Daði hatte wahrscheinlich seinerzeit das
meiste gerettet, und den Rest hatte der Archäologe gut
dreißig Jahre später ausgeräumt. Das Haus war klein
und ärmlich, und das Badezimmer mit seinen zerbrochenen
Fliesen bestand nur aus einem kleinen Verschlag. Immerhin genug
Platz für zwei Personen. Als Dóra vor dem Schlafzimmer
stand, machte sie große Augen. Daneben hatte es eindeutig ein
Kinderzimmer mit einer Teddybärtapete gegeben. Die kaputte
Deckenlampe hatte die Form eines Luftballons. Dóra wunderte
sich, denn das Ehepaar hatte keine Kinder gehabt. In einer
Zimmerecke lag ein frisch zusammengefegter Schutthaufen, aus dem
die Plastikhand einer Puppe herausragte. Als Dóra mit dem
Fuß gegen den Haufen stieß, rollte die Hand herunter.
Dóra stocherte mit dem Fuß in dem Schutt herum, aber
es kam nichts Spannendes mehr zum Vorschein. Die Puppenhand hatte
die Archäologen offenbar nicht
interessiert. 
    Dóra
war froh, wieder nach draußen zu kommen. »Ich hab eine
Aufgabe für dich, Bella.« Sie waren beide außer
Atem, nachdem sie die Tür wieder in ihre ursprüngliche
Position zurückbefördert hatten. »Du musst
rausfinden, ob die Leute, die hier

Weitere Kostenlose Bücher