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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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ins Gesicht. Wie konnte sich jemand bewußt weigern, etwas zu essen? So was war doch unnatürlich.
    Trotzdem, dachte er, als er auf das Septett der nicht benutzten Gedecke blickte, die Diät eines Gottes ist des anderen Gottes Portion. Na prima, dann konnte er ja heute noch mal Nachschlag nehmen. Er hob grinsend seine Gabel und wollte gerade reinhauen.
    Doch die erwartungsvolle Vortischstille wurde von einer kleineren Gottheit unterbrochen, die auf die Beine sprang und eine Hand hoch in die Luft reckte. »Meine Schuld ist es nicht!« rief Platzl in hektischer Panik. »Wenn sie nicht kommen, kann ich sie auch nicht zu ihren Stühlen führen, oder?«
    Happas Gabel blieb mitten in der Luft hängen.
    »Eigentlich«, fuhr Platzl schrillstimmig fort, »sollte man mir danken, daß ich dafür gesorgt habe, daß die heute Anwesenden alle Plätze einnahmen. Wie ihr wißt, ist es nicht einfach, tagein, tagaus für jeden Po die passende Sitzgelegenheit …«
    Happa glotzte sein erkaltendes Essen an. Sein Magen knurrte. »Jetzt ist nicht die Zeit, über Abwesende zu diskutieren. Bring das Thema später noch mal aufs Tapet, ja? Sagen wir mal, unter Verschiedenes.«
    Eine andere Gottheit sprang auf die Beine. »Das müssen wir aber dann auf einen anderen Termin verschieben«, stieß Pyngel hervor, der für Terminpläne, Konferenzen und Lebenswichtige Zusammenkünfte zuständig war. »Das heißt, würde man diesen Punkt als Notfall deklarieren, könnten wir ihn schon in der nächsten Woche besprechen. Dazu wäre allerdings vonnöten …«
    Happa, dessen Gabel in der Luft schwebte, lief das Wasser im Mund zusammen. »Laßt es uns später klären«, heulte er.
    »Natürlich könnten wir die Angelegenheit auch in einer hochnotwichtigen Sitzung nach dem Mittagessen besprechen«, erläuterte Pyngel eilig. »Aber das bedeutet natürlich, daß wir den Punkt Verschiedenes verschieben und neu einplanen müssen. Eine solche Verschiebung müßte zu gegebener Zeit in einer offenen Versammlung erörtert werden, damit wir sie auf der nächsten planmäßigen Zusammenkunft fordern können.«
    Die Schwerkraft und der Hunger bemächtigten sich Happas Gabel. In einer einzigen flüssigen Bewegung tauchte sie in seine nektarinierte Pasta ein und schob sie seinem sabbernden Mund entgegen.
    Im Augenblick konnte er sich nicht darum kümmern, daß sieben Gottheiten über den Zapfen gewichst hatten. Früher oder später tauchten sie schon wieder auf. Eigentlich hatte er nichts dagegen, falls sich der eine oder andere der Anwesenden noch zu ihnen gesellen wollte.
    Pyngel spie unermüdlich weitere Termin- und Änderungsvorschläge in die urplötzlich taub gewordenen Ohren der futternden Gottheiten.
    Syffel rieb nachdenklich sein Kinn und fragte sich verzweifelt, was mit seiner Anhängerampel los war. Erstrahlte sie schon in diesem Augenblick im luminösen Glanz Tausender bekehrter Seelen?
    Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. War seine Intrige entdeckt worden? Hatten die bierseligen Angehörigen des Himmelfahrtskommandos etwa nach dem Verschwinden des frisch gekillten Zorn geplaudert? Lag es im Bereich des Möglichen, daß die sieben verschwundenen Gottheiten in seinem Fall Ermittlungen anstellten?
    Er mampfte seine Pasta und hoffte, sich zu irren.
     
    Wirbel dichten Qualms kräuselten sich über den flatternden Ecken von Zorns Soutane, als er unaufhaltbar durch die endlosen Gassen der Innenstadt von Tumor schritt. Ölyg schlitterte in seinem Kielwasser, seine Sandalen klapperten doppelt schnell, um mit Zorn Schritt zu halten.
    »Hören Sie, ich bin ebenso glaubensfähig wie jede andere Seele«, schwatzte er. »Genau genommen kann ich sogar noch besser glauben als die anderen.«
    »Hauen Sie ab.«
    »Bitte, machen Sie weiter. Sagen Sie, ich soll glauben, daß Schwarz Weiß ist. Ich wette, ich glaube es sofort. Versuchen Sie’s doch mal.«
    »Hauen Sie ab.«
    »Mmmm, ’ne wirklich hübsche Soutane haben Sie da an. Was für ein prächtiger Farbton. Sehr üppig, und was noch besser ist: man sieht nicht gleich, wie schmutzig sie ist …«
    »Hauen Sie ab!«
    »Gefallen Ihnen die weißen Dämonen auch so gut, die da unten um sich treten?«
    Ölyg hechtete um eine scharfe Kurve und trottete eifrig zwei Schritte hinter der sich aufblähenden Soutane Zorns her.
     
    Muh Linneks kämpfte sich unter einer großen Decke hervor, hustete und schaute sich in größter Verwirrung um. Sein Haar war ordentlich zerzaust. Lavalampen schwammen in sein

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