Das Gold des Bischofs
ist?«
»Geoff!«, rief Roger einschmeichelnd, nachdem er und Burchard eine Zeit lang immer ratlos hin und her gelaufen und aneinandergestoÃen waren und sich beklagt hatten, dass der andere mehr eine Behinderung als eine Hilfe sei. »Du kannst das doch rausfinden, oder? Burchard und ich übernehmen dann das Graben.«
Geoffrey nahm eine der Schatzkarten von Burchard entgegen, der sie nur widerwillig herausgab. Dann verglich er sie mit Rogers Zeichnung. Selbstverständlich gab es Unterschiede. Geoffrey fing an, Entfernungen abzuschreiten und mit Hilfe von kleinen Stöcken zu markieren. Roger und Burchard wurden zunehmend ungeduldig, aber Geoffrey lieà sich nicht hetzen. Er wusste, dass ein Fehler in seinen Berechnungen später nur noch mehr Zeit kosten würde. SchlieÃlich zeigte er auf den Stamm einer alten Buche.
»Ich glaube nicht, dass der Schatz überhaupt vergraben ist. Ich denke, er ist dort drin versteckt.«
»Umso besser«, verkündete Burchard eifrig. »Dann müssen wir nicht den ganzen Tag die Schaufeln schwingen.«
Er kam bei dem Baum an und betrachtete ihn unsicher. Einstmals war er gewaltig gewesen, vielleicht sogar der höchste in der Gegend. Doch gerade seine GröÃe mochte ihm zum Verhängnis geworden sein, weil seine Wurzeln das Gewicht irgendwann nicht mehr getragen hatten und der ganze Baum zur Seite gekippt war. Mit der Zeit waren die Zweige verwittert, bis nur noch der Stamm übrig blieb. Er ragte noch immer mehr als mannshoch empor, war bedenklich geneigt und dick genug, dass zwei Männer ihn nicht mit den Armen umspannen konnten. Der Stamm war gespalten und innen gefault, wodurch eine Höhlung entstanden war.
»Wenn der Schatz da drin ist, kann er nicht sehr groà sein«, stellte Roger enttäuscht fest.
Burchard wandte sich ihm zu. »Ihr seht nach«, forderte er. »Es gibt Schlangen in dieser Gegend, und ich habe eine Abneigung gegen alles, was kriecht.«
»Dann hättet Ihr nicht ausgerechnet Benediktiner werden sollen«, murmelte Geoffrey. Andererseits konnte er sehr gut verstehen, warum Burchard nicht in die Baumhöhle greifen wollte: Die Ãffnung war ein bedrohlich finsterer Riss, aus dem ein Pilzbelag hervorsickerte. Selbst Roger, der ansonsten nicht so zimperlich war, wo er seine Hände reinsteckte, schreckte vor diesem schleimigen Belag zurück.
»Nein danke«, lehnte er schaudernd ab. »Die Schlangen hier sind gefährlich, und dieser Stamm sieht genau wie ein Plätzchen aus, das sie als Unterschlupf wählen würden.«
»Ich dachte immer, Ritter hätten vor gar nichts Angst«, höhnte Burchard. »Können schon die harmlosen Geschöpfe Gottes Euch einschüchtern?«
»Schlangen sind nicht harmlos«, betonte Roger. »Und die von Finchale sind Bestien aus der Hölle, mit einem Gift, das einen Mann innerhalb von Augenblicken töten kann.« Er stieà mit dem Daumen über die Schulter und zeigte damit auf das gegenüberliegende Flussufer. »Was glaubt Ihr wohl, wie Durnais und sein Diener den Tod fanden? Sie haben beide die Hände in den Baum gesteckt und wurden von Schlangen gebissen.«
»Ich werde nachsehen«, verkündete Geoffrey.
Roger hielt ihn am Arm zurück. »Das sind keine gewöhnlichen Tiere! Wenn du die Finger in dieses Loch steckst, wirst du gebissen. Lass es Burchard tun. Das Gold ist schlieÃlich für seine Abtei.«
»Macht schon, Geoffrey«, lockte Burchard mit unaufrichtiger Freundlichkeit. »Beweist uns, dass Ihr kein Feigling seid. Schiebt die Hand in den Stamm und schaut nach, was Ihr ertasten könnt.«
Roger empörte sich über die Andeutung, mit der Burchard die Tapferkeit von Kreuzfahrern aus dem Heiligen Land in Frage stellte. Er schien entschlossen, die Herausforderung anzunehmen, den eigenen Rat zu missachten und den Baum zu untersuchen, aber Geoffrey lächelte nur.
»Ich habe nicht die Absicht, blind hineinzugreifen. Es gibt andere Wege, um herauszufinden, was da drin ist.«
Er packte das Schwert mit beiden Händen und lieà es kraftvoll auf den alten Stamm niedersausen. Das Holz knarrte und splitterte. Er schlug erneut zu und erschauderte bei der Vorstellung, was er der Klinge damit antat. Er schwor bei sich, sie den ganzen Abend zu schärfen. Es dauerte nicht lange, dann war der alte Buchenstamm vollkommen gespalten, und sie konnten in das Innere spähen.
In
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