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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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schäbigen Häusern gesäumt und vom Rauch Hunderter Herdfeuer getrübt waren. »Das ist überhaupt nicht mit Durham zu vergleichen. Durham ist großartig. Es würde dir gefallen, wenn man daran denkt, wie versessen du auf hübsche Gebäude bist.«
    Sobald sie den Hafen hinter sich gelassen hatten, verstummte allmählich der Lärm des geschäftigen Treibens. Geoffreys Hund eilte in großen Sprüngen vor ihnen her und wühlte mit der Nase in Unrat, wobei er glücklich und aufgeregt mit dem Schwanz wedelte. Anscheinend hatte er in dem unappetitlichen Durcheinander etwas Fressbares aufgestöbert, obwohl Geoffrey sich lieber nicht vorstellen wollte, was das Tier da gerade verschlang. Plötzlich hielt es inne und blickte die Straße zurück, mit aufgestellten Ohren und einem angewinkelten Bein stand es wie erstarrt. Geoffrey wandte sich um und sah nach, was den Hund aufgeschreckt haben mochte, aber die Straße war verlassen. Er schnippte im Vorübergehen mit den Fingern nach dem Tier, aber es verharrte knurrend mit gesträubten Nackenhaaren.
    Geoffreys Hund war nicht für seinen Mut bekannt, und der Grund für seine Aufregung mochte ebenso gut eine große Katze wie ein feindlicher Verfolger sein. Roger achtete nicht auf das Tier und schritt weiter in Richtung des Gasthauses aus. Geoffrey aber blieb stehen und beobachtete die stille Straße. Sie wirkte verlassen, doch der Hund knurrte weiter. Nicht weit entfernt befand sich eine schmale Gasse, und die Aufmerksamkeit des Hundes war darauf gerichtet. Geoffrey ging zurück und spähte in die Einmündung. Am anderen Ende gab es ein Gatter, das soeben zufiel, als wäre kurz zuvor jemand hindurchgegangen. Er rannte darauf zu und stieß es auf, um zu sehen, wo es hinführte.
    Das Tor führte auf eine grasbestandene Fläche, wo drei Kühe ihre Mäuler in den verharschten Schnee schoben, um ein wenig von dem spärlichen Grün zu fressen. Die sarggroßen Erhebungen und lose Mauerreste legten nahe, dass hier einst eine Kirche gestanden hatte, die aufgegeben worden war, als die Stadt eine neue hatte errichten lassen. Geoffrey begab sich in die Mitte des Platzes und hielt nach allen Richtungen Ausschau, ob er auf einer der vielen Straßen, die von hier aus wie die Speichen eines Rades abzweigten, noch jemanden erblicken konnte.
    Aber es gab nichts zu sehen. Ein paar Kinder traten am anderen Ende der Wiese eine aufgeblasene Schweinsblase umher, und auf halbem Weg entlang der breitesten Straße unterhielten sich zwei Männer in den schuppenglänzenden Kitteln von Fischhändlern. Geoffrey erwog, sie anzusprechen und zu fragen, ob jemand an ihnen vorbeigelaufen war. Aber als sie bemerkten, wie er sie beobachtete, starrten sie feindselig zu ihm zurück. Helles strohblondes Haar stach unter der Mütze des einen hervor, und Geoffrey legte keinen Wert auf eine weitere Begegnung mit verbitterten, enteigneten Sachsen, die jeden Normannen persönlich für den fünfunddreißig Jahre zurückliegenden Sieg des Eroberers verantwortlich machten.
    Der Hund war ihm gefolgt und scharrte so begeistert an einem Hügel, dass Geoffrey sogleich wusste, es konnte sich nur um ein Grab handeln. Er packte das Tier im Nacken, ignorierte das wütende Zähnefletschen und zerrte es fort, bevor es noch irgendwelche Knochen freilegen konnte. Der Hund knurrte nicht mehr, und was auch immer ihn gestört hatte, war wohl verschwunden.
    Geoffrey seufzte. Wahrscheinlich war er übertrieben besorgt. Er sollte dem Hund nicht jedes Mal auf einen blinden Verdacht hin in irgendwelche trüben Gassen folgen, wenn vielleicht bloß irgendwo eine Katze zu riechen war. Vermutlich hatte nur der Wind das zufallende Törchen bewegt, und er hatte voreilig geschlossen, dass jemand es geöffnet hatte. Über die eigene Dummheit lächelnd, kehrte er wieder dorthin zurück, wo Roger auf ihn wartete.

3. K APITEL
    Â»Na, Hund weggelaufen?«, fragte Roger, als Geoffrey nach dem erfolglosen Ausflug zu ihm zurückkehrte. »Du solltest das Viech angeleint lassen, solange wir in der Stadt sind. Das ist sicherer – und damit meine ich nicht für den Hund.«
    Roger lehnte an einem Brunnen und bemerkte gar nicht, dass seine bedrohliche Gegenwart zwei greisenhafte Sächsinnen mit leeren Eimern unschlüssig verharren ließ. Geoffrey zog ihn am Arm mit sich, überließ den Frauen ihre Quelle und setzte

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