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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Zähne leuchteten weiß auf. Ein Raubtierknurren ohne Worte. Und doch lediglich eine Warnung: eine dünne Blutspur auf Pats Hand, gerissen von nur einem Zahn (der allerdings einem Hauer gleichen mußte), dazu ein bißchen Speichel. Pat erblaßte und schüttelte seine Hand, knirschte einen Fluch hervor.
    „Geh da weg, Pat“, sagte Mikki, aus einem wie hoch auch immer gewesenen Psychorbit durch den Schrecken zurückgekehrt, den es ihr eingejagt haben mußte, die Stricke reißen zu sehen. „Sieht aus, als wäre geballter Mumm in der Pille gewesen, die wir ihm verabreicht haben. Mach Platz für meine Peitsche, ja?“
    Sie ließ sie selbstsicher durch die Luft pfeifen; oft genug hatte sie das schöne Stück schon gegen viel größere Widersacher benutzt. Und in der Tat bestand bislang kein Grund zur Beunruhigung. Ein Blick zur Seite zeigte, daß Lyla am Boden kauerte und schlotterte, keinerlei Anstalten machte, sich einzumischen. Neun gegen einen war ein ausgezeichnetes Verhältnis. Dahingehend mußten ihre Gedanken lauten; Lyla meinte fast, sie hören zu können. Und die gestiefelten jungen Kerle waren allesamt gesund und kräftig.
    An einer entfernten Schräge des Raums setzte sich jemand auf, vielleicht durch das Sausen der Peitsche aufmerksam geworden: ein nacktes Mädchen, das zuerst die Arme überm Busen kreuzte, dann jedoch dümmlich grinste und die Beine teilte, um die Ellbogen auf die weit gespreizten Knie zu stützen und – leicht vorgebeugt – interessiert zuzuschauen.
    Hinten auf Lylas Zunge: irgendein Geschmack. Nicht die Herbheit der Furcht; sie kostete sie an einer anderen Stelle in ihrem Mund. Bitter/scharf/ätzend? Sie sammelte Speichel, um den Geschmack nach vorn zu verlagern, wo die Zunge für derartige Dinge eine erhöhte Empfindlichkeit besaß.
    In ihrem Gedächtnis rastete etwas ein, und augenblicklich empfand sie ein Schaudern. Einmal hatte sie, bevor sie sie schluckte, eine SibyllPille aufgebrochen, um festzustellen, ob der Inhalt ihr schmecke. Das war nicht der Fall gewesen. Und dies hier war der gleiche Geschmack. Die Gelatinehülle mußte gesprungen sein; vielleicht hatte jemand mit einem nackten Fuß auf die Pille getreten, als sie beim ersten Versuch, sie ihr in den Mund zu stecken, infolge ihres Widerstands zu Boden fiel. Und nun hatte sie diesen Umstand zu spät bemerkt, nicht daran denken können, vom Schlucken abzusehen, und daher befand sich nunmehr soviel von der Droge in ihrem Körper, wie aus der Kapsel geflossen war, wahrscheinlich nur wenige Milligramm, aber welche Wirkung würden sie ohne die ergänzende Maßnahme einer typischen Pythonessen-Ekstase zur beschleunigten Verbrennung wohl ausüben …?
    Krach-wumm!
    Durch das fortgesetzte Lärmen von Musik und Getanze aus anderen Räumen der Wohnung ertönte ein Bersten. Schlagartig widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Vorgängen im restlichen Zimmer. Dank jener furchtbaren Kraft, mit der er am Eingang ihres Apartments die hundert Kilo schwere Falltür aufgefangen und hochgestemmt hatte, war Madison jetzt in den handgreiflichen Besitz eines Tischs mit Marmorplatte und Beinen aus rostfreiem Stahl gelangt und zerlegte ihn in seine Bestandteile. Als eine der Schweißnähte standhielt, wirbelte er herum und drosch das ganze Möbelstück gegen die Wand. Der Marmor brach, und aus der Wand krachte ein Brocken Beton. Ein Tischbein löste sich, und er schwang es mit einem Aufbrüllen über seinem Kopf. Der Mann mit der Aufschrift VERNON duckte sich und floh mit gedämpftem Geschimpfe außer Reichweite.
    Mikki, die plötzlich besorgt dreinschaute, ließ die Peitsche knallen und zielte diesmal nach Madisons Hals.
    Das Stahlrohr-Tischbein fing die Peitsche mitten in der Luft ab, und sie wickelte sich darum wie eine Schlange, während Madisons Kopf zurückzuckte, ohne daß er die Schultern bewegte, wie bei einer indischen Tempeltänzerin, gerade soweit, wie nötig war, daß die Spitze der Peitsche sein rechtes Auge verfehlte.
    Er vollführte einen Ruck, der Peitschengriff rutschte aus Mikkis schweißiger Hand.
    Keck, fast erfreut, als sei er davon angetan, ausnahmsweise einmal einen würdigen Gegner vor sich zu haben, sprang jener Mann namens Putzi, von allen am größten und bepacktesten mit Muskeln, nach dem zerborstenen Tisch und bemächtigte sich gleichfalls eines Stahlbeins.
    Madison streifte die Länge der Peitsche vom eigenen Tischbein und warf sie. Lylas Hände fuhren hoch bis in die Höhe ihrer Ohren, und sie hörte das

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