Das Grab der Legionen
bei dem Gedanken, denn es war ja völlig abwegig, daß es Gründe für diese Eifersucht gab.
KRIEG IM HOCHLAND
...im Jahre 612 römischer Zeitrechnung
Bei Minendo
Der Mond würde sich erst kurz vor Sonnenaufgang zeigen, darum war die Nacht stockfinster. Die Sterne spendeten kein Licht, hin und wieder jagten Wolkenfetzen über das Firmament. Ein trockener, kalter Sturm peitschte das Land. Schon seit Wochen hatte es nicht ein einziges Mal geregnet. Pfützen und kleine Teiche waren zu rissigen Lehmpfannen ausgedörrt, die Sträucher sahen kahl aus. Weil weit und breit nichts Freßbares wuchs, nagte das hungrige Wild an der Rinde. Der Wind riß Staubfontänen hoch, wirbelte verdorrte Gräser und Blätter in das Gesicht eines einsamen Mannes, der sich leise fluchend vorwärtstastete.
Er mußte sich still verhalten, denn selbst weitab von jeder Ortschaft gab es Späher. Und entdeckte man ihn, hatte er sein Leben verwirkt. Was die Barbaren mit ihm, dem Feind, anstellen würden, glaubte er genau zu wissen. Glücklicherweise war es nicht mehr weit bis zum vereinbarten Treff. Der Verräter aus Lutia mußte kommen, die Nachtstunde war abgemacht. Er würde nicht wagen auszubleiben, denn man hatte ihn in der Hand. Notfalls würde der Einsame warten, bis der erste Sonnenstrahl die Hügel im Osten streifte. Hundert Schritte hinter sich wußte er zwei seiner zuverlässigsten Leibwächter. Trotzdem, Cajus Menetius fühlte sich unsicher. Er mißtraute dem feindlichen Land und schätzte die bewachten Festungen. Doch die waren weit. Hier drohte jeden Augenblick Gefahr. Zeus mochte ahnen, wo vielleicht ein Pfeilschütze verborgen lag - gar nicht zu reden von einer Heimtücke seines eigenen Stellvertreters.
Das Tal führte nur im Frühjahr und Herbst Wasser. Jetzt heulte der Wind über ausgedörrtem Lehm. Der einsame Baum schälte sich aus schwarzen Schatten - der Treffpunkt. Etliche Wegstunden weit gab es keinen ähnlichen, der sich wie eine Gabel spaltete und in der Nacht festzukrallen schien.
Seinem Helfershelfer hier gegenüberzustehen verursachte dem Griechen körperliches Unbehagen. Verärgert gestand er sich ein, daß er Angst hatte.
Aber dieser Mann ist nicht irgendjemand, überlegte er. Wenn ich ihn fest in die Hand bekomme, ist der Sieg mein. Ein Ohr im Obersten Bundesrat der Arevaken Menetius atmete tief bei diesem Gedanken. Er dachte an das Vermögen, das er gewinnen würde, an die Rückkehr in seine verloren geglaubte Heimat.
Wie aus dem Boden gewachsen stand plötzlich jemand vor ihm. Unwillkürlich griff der Exilgrieche zum Schwert. „Wer bist du?" fragte er in geläufigem Küsteniberisch. „Was willst du von mir?"
„Ein Komet zieht seine Bahn", sagte eine heisere Stimme. „Was weißt du von ihm?"
„Er fliegt nach Westen über den Durius", erwiderte Menetius erleichtert. Das Kennwort war gewechselt.
„Ich heiße Cajus..."
„Und mich nennt man Ambon."
Schweigend steckte der Grieche die Waffe in den Gurt. Er hatte den Gesuchten vor sich.
„Ich wäre früher erschienen, aber ein wichtiger Besucher weilte in Lutia. Jemand, den ich nicht vernachlässigen darf. Litennons Freund Eladu. Er schnüffelt herum."
Der Senatsbeauftragte runzelte die Stirn. Was gingen ihn die Spießgesellen des Barbarenführers an? „Es scheint, man kommt dir auf die Schliche", sagte er absichtlich herablassend und horchte aufmerksam. Zu dumm, daß die Dunkelheit das Mienenspiel verbarg. Vielleicht wollte dieser Kerl nur den Preis hochtreiben?
„Mag sein”, gab Ambon zu. „Meinen Kopf würde ich nicht darauf verwetten. Eladus Fragen waren voll Mißtrauen, doch woher könnte er etwas wissen? Nur ihr Römer kennt meine Meinung."
Menetius überhörte das und entgegnete: „Du suchst Hilfe, wie?"
„Auf deine Hilfe verzichte ich gern. Deine Unterstützung - das ist etwas anderes. Bedenk bitte, Cajus, es käme deinen Plänen übel zupaß, wenn man mich hinrichtete. Wer sollte dir dann berichten? Kein Iberer würde dir vertrauen, wenn du mich im Stich läßt. Du wirst ohne uns nicht auskommen!"
Der Spion war der gleichen Meinung. Winselnd jagten Böen vorbei und erinnerten Menetius an seine gefährliche Lage. Was, wenn man sie belauschte? Die Leibwächter hatten Befehl, in Hörweite zu lauern. Man bemerkte nichts von ihnen. Ein Iberer konnte dasselbe tun. Dann , .. „Wer uns hilft, dem helfen wir", brummte er. „Ich habe wenig Zeit. Kommen wir zur Sache. Deine Forderungen wurden mir vorgelegt. Doch ob ich weitere Späher
Weitere Kostenlose Bücher