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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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immer noch nicht nachlassende Angst von Rasender Büffel denken ließen.
    Der harte, steinige Boden ließ kaum Fußspuren erkennen, aber an einer flacheren Stelle hatte sich loser Schutt zu einem Grat aufgehäuft und eine größere Fläche dunkelgrauer Erde absolut kahl gelassen. Hier fand Zamacona in einem Gewirr, das an eine große Herde denken ließ, die abnormen Abdrücke. Es ist bedauerlich, daß er sie nicht genauer beschrieb, wie denn überhaupt die Handschrift eher unbestimmte Angst als genaue Beobachtung verrät. Was es genau war, was den Spanier so erschreckte, läßt sich nur indirekt seinen späteren Andeutungen hinsichtlich dieser Tiere entnehmen. Wie er schrieb, waren die Abdrücke »nicht von Hufen oder Händen oder Füßen und eigentlich auch nicht von Pfoten, und sie waren auch nicht so groß, daß man in dieser Hinsicht hätte Befürchtungen hegen müssen«. Aus welchem Grund oder vor wie langer Zeit die seltsamen Tiere an dieser Stelle gewesen waren, war nicht auszumachen. Da keinerlei Vegetation vorhanden war, konnten die Tiere nicht gegrast haben, aber wenn sie wirklich Fleischfresser waren, waren sie vielleicht auf der Jagd nach kleineren Tieren gewesen, deren Spuren sich dann mit ihren eigenen verwischt hätten.
    Als er von seinem Plateau zurückschaute, glaubte Zamacona Spuren einer breiten, gewundenen Straße zu entdecken, die früher einmal vom Tunnel in die Ebene hinabgeführt haben mußte. Man erkannte diese ehemalige Straße jedoch nur aus großem Abstand, da sie längst von losem Gestein verschüttet war, aber der Abenteurer war trotzdem überzeugt, daß sie existiert hatte. Es hatte sich
    wahrscheinlich nicht um eine sorgfältig befestigte Straße gehandelt, denn der kleine Gang, von dem sie ausgegangen war, machte kaum den Eindruck einer Hauptstraße zur Außenwelt. Zamacona, der in gerader Linie den Abhang hinuntergelaufen war, war der Straße nicht gefolgt, mußte sie aber einoder zweimal überquert haben. Nun, da er sie entdeckt hatte, fragte er sich natürlich, ob er sie auch ins Tal hinunter weiterverfolgen konnte, und dies war tatsächlich der Fall. Er beschloß, ihre Oberfläche zu untersuchen, wenn er sie das nächste Mal überquerte, und ihr vielleicht zu folgen, falls sie deutlich genug zu sehen war. Eine Weile später stieß Zamacona auf etwas, was er für eine Biegung der alten Straße hielt. Er glaubte, Reste einer Böschung zu entdecken, aber von der Straße selbst war nicht genug übrig, als daß es sich gelohnt hätte, ihr zu folgen. Der Spanier grub an mehreren Stellen mit seinem Schwert die Erde auf und fand dabei etwas, das in dem ewigen blauen Tageslicht glitzerte; aufgeregt betrachtete er seinen Fund, eine Münze oder Medaille aus einem dunklen, unbekannten, glänzenden Metall mit schrecklichen Figuren auf beiden Seiten. Sie war für ihn in höchstem Grade rätselhaft und fremd, und aufgrund seiner Beschreibung habe ich keinen Zweifel, daß es sich um ein Duplikat des Talismans handelte, den Grauer Adler mir fast vier Jahrhunderte später gegeben hatte. Nachdem er sie lange neugierig betrachtet und untersucht hatte, ging er weiter und schlug schließlich sein Lager auf, als ob sein Zeitgefühl ihm sagte, daß es draußen Abend sei. Am nächsten Morgen stand Zamacona früh auf und setzte seinen Abstieg durch diese blau erhellte Welt des Dunstes, der Einsamkeit und der übernatürlichen Stille fort. Nachdem er ein gutes Stück Wegs zurückgelegt hatte, konnte er endlich auch Einzelheiten in der fernen Ebene drunten erkennen: Bäume, Büsche, Felsen und einen kleinen Fluß, der von rechts kam und an einer Stelle links von Zamaconas beabsichtigter Route eine Biegung machte und in gerader Linie dem Hintergrund zufloß. Dieser Fluß schien von einer Brücke überspannt zu sein, über die früher die alte Straße geführt hatte, und bei genauem Hinsehen konnte der Forscher den Verlauf der Straße auch jenseits der Brücke verfolgen. Schließlich meinte er sogar, Städte an dem schnurgeraden Band des Flusses zu erkennen. Städte, die mit ihrem linken Rand den Fluß berührten und zuweilen auch überquerten. An solchen Stellen, wo eine Stadt über den Fluß hinausgriff, sah er im Weitergehen auch Anzeichen von verfallenen oder noch intakten Brücken. Er hatte jetzt ein Gebiet mit spärlichem Graswuchs erreicht und sah, daß diese Vegetation weiter unten immer dichter wurde. Die Straße war jetzt leichter zu erkennen, da das Gras auf ihr nicht so gut wuchs wie im lockeren

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