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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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und dem monströsen und verbotenen Necronomicondes wahnsinnigen Arabers Abdul Alhazred. Keine dieser
    Ähnlichkeiten ließ sich jedoch schlüssig belegen, und da die Erforschung des Okkulten in geringem Ansehen stand, wurde auch kein Versuch unternommen, Kopien der Hieroglyphen an Fachleute für Mystizismus zu schicken. Wäre dies damals schon geschehen, hätte die Angelegenheit später einen anderen Verlauf nehmen können, ja jeder Leser der schrecklichen Unaussprechlichen Kultendes von Junzt hätte nur einen Blick auf die Hieroglyphen zu werfen brauchen, um sofort ihre Bedeutung zu erkennen. Zu der Zeit gab es jedoch nur sehr wenige, die dieses blasphemische Werk gelesen hatten, weil es zwischen der Unterdrückung der Düsseldorfer Originalausgabe (1839) und der Übersetzung von Bridewell (1845) einerseits und dem Erscheinen des expurgierten Nachdrucks in der Golden Goblin Press im Jahre 1909 außerordentlich selten geworden war. Genaugenommen war nicht ein einziger Okkultist oder Kenner der Esoterik der Urzeit auf die merkwürdige Schriftrolle aufmerksam gemacht worden bis zu dem noch nicht lange
    zurückliegenden Ausbruch von Sensationsjournalismus, der dann rasch zu dem schrecklichen Höhepunkt führte.
    So kam es, daß seit der Aufstellung der schrecklichen Mumie in dem Museum ein halbes Jahrhundert lang kaum etwas unternommen wurde. Das schaurige Objekt genoß eine gewisse Berühmtheit bei den kultivierten Bostonern, aber das war auch alles; den Zylinder und die Schriftrolle hatte man nach zehn Jahren vergeblicher Untersuchungen praktisch vergessen. Das Cabot-Museum war so ruhig und konservativ, daß kein Journalist jemals auf den Gedanken kam, dort nach Sensationsmeldungen zu suchen.
    Der große Presserummel setzte im Frühjahr 1931 ein, als ein spektakulärer Ankauf es handelte sich um seltsame Objekte und auf unerklärliche Weise konservierte Körper, die man in Krypten unter den berüchtigten Ruinen des Chäteau Faussesflammes in Frankreich gefunden hatte das Museum unversehens in die Schlagzeilen brachte. Der rührige Boston Pillar schickte einen Reporter, der für die
    Sonntagsbeilage einen Artikel über den Ankauf und das Museum selbst schreiben sollte, und dieser junge Mann, Stuart Reynolds mit Namen, kam auf den Gedanken, daß die namenlose Mumie eine viel größere Sensation darstellen konnte als der jüngste Ankauf, über den er eigentlich hatte berichten sollen. Dank gewisser Kenntnisse in Theosophie und einer Vorliebe für die Spekulationen von Schriftstellern wie Colonel Churchward und Lewis Spence über verlorene Kontinente und vergessene Kulturen war Reynolds besonders empfänglich für äonische Überreste wie die unbekannte Mumie. Im Museum machte sich der Reporter unbeliebt, indem er hartnäckig und nicht immer intelligente Fragen stellte und immer wieder verlangte, die Exponate sollten anders aufgestellt werden, damit er sie aus ungewöhnlichen Blickwinkeln fotografieren könnte. Im Bibliothekssaal im Keller grübelte er endlos über dem merkwürdigen Metallzylinder und der Schriftrolle, fotografierte beides von allen Seiten und machte Aufnahmen von dem unheimlichen Hieroglyphentext. Außerdem ließ er sich alle Bücher vorlegen, in denen irgend etwas über
    prähistorische Kulturen und versunkene Kontinente stand, saß manchmal drei Stunden hintereinander da und exzerpierte, um dann eiligst die Cambridge University aufzusuchen und dort (falls man es ihm gestattete) in der Widener Library das gefürchtete und verbotene Necronomiconzu konsultieren.
    Am 5. April erschien der Artikel in der Sonntagsausgabe des Pillarzusammen mit zahllosen Fotos von der Mumie, dem Zylinder und der Schriftrolle, abgefaßt in dem typischen infantilen Stil, den der Pillarfür seine große und geistig minderbemittelte Leserschaft für angebracht hält. Voller Ungenauigkeiten und grotesker
    Übertreibungen, war dieser Artikel dazu angetan, die gedankenlose
    Sensationslüsternheit der Massen anzustacheln, und die Folge war, daß das einst so stille Museum plötzlich von Scharen schwatzender und verständnislos gaffender Menschen überschwemmt war, wie sie die stattlichen Korridore dieser ehrwürdigen Institution noch nie gesehen hatten.
    Obwohl der Artikel so kindisch war, kamen jedoch auch Gelehrte und intelligente Besucher die Bilder hatten für sich selbst gesprochen, und auch reife
    Persönlichkeiten bekommen ja oft durch Zufall den Pillarin die Hand. So erinnere ich mich, daß irgendwann im November ein höchst

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