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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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gemeinsam hatten. Die einen hatten weiße Haare, a n dere dunkle Haare oder blonde Haare oder rote Ha a re oder gar keine Haare. Ihre Gesichter waren freundlich oder u n freundlich, froh oder verdrießlich, offen oder verschlo s sen, sanft oder brutal. Die me i sten hatten eine rosige Haut, doch es gab auch Du n kelhäutige und Schwarze. Es waren Europäer, Afrikaner, Inder, Chinesen, Lateinam e rikaner, Philipp i ner und US-Amerikaner. Alle sprachen Englisch, wenn sie sich miteinander unterhielten oder den Kellnern etwas sagten, doch jeder hatte einen eig e nen A k zent. Sie waren aus Europa und aus der ganzen Welt hierhergekommen.
    Die Herren an den Tischen hörten einem gut g e launten Herrn auf einem Podium zu, der einen Str e semann, schwarzer Rock und gestreifte Hose, trug, als wäre er gerade von einer Hochzeit gekommen, und der den Pr o grammpunkt »Gute Taten« präsentierte. Kinder aus a r men Familien durften Ferien in exot i schen Ländern verbringen. Ein Bus war angeschafft worden, um bedür f tigen Menschen eine Urlaubsreise zu ermöglichen. Der Mann namens Jack saß am vo r dersten Tisch in der Mitte, neben ihm ein eleganter Herr mit silbergrauem Haar. Man wartete auf den Kaffee.
    »Mein Lieber, die Zeit drängt«, sagte der Herr mit dem silbergrauen Haar, »und wir werden alle nicht jü n ger.«
    »Ich habe nachgedacht«, sagte der Mann namens Jack. »Die Sache in San Francisco vor vier Jahren –«
    »Ist unglücklich gelaufen, blablabla. Hat absolut nichts mit dem Fall zu tun. Sie haben versagt, Jack. Sie sollten sich um alle kümmern, auch um das Baby. B e sonders um das Baby. Knapp vorbei ist auch daneben.«
    Ein Kellner in weißem Jackett schenkte allen am Tisch Kaffee ein. Da waren noch ein kleiner Mann mit einem bleistiftdünnen schwarzen Oberlippenbart, ein hochg e wachsener blonder Mann, der aussah, als wäre er ein Filmstar oder ein Model, und ein dunke l häutiger Mann mit einem mächtigen Schädel, der um sich schaute wie ein gereizter Stier. Diese Herren taten alle so, als intere s sierten sie sich überhaupt nicht für das Gespräch am Tisch, sondern lauschten dem Redner auf dem Podium, und sie klatschten ihm s o gar ab und zu Beifall. Der Herr mit den silbergrauen Haaren gab ein paar Löffel Zucker in seine Tasse, rührte um und sprach.
    »Zehn Jahre«, sagte er. »Das Rad der Zeit hält ni e mand auf. Das Kind wird bald erwachsen sein. Und was dann?«
    »Ich habe noch Zeit, Mister Dandy«, sagte der Mann namens Jack, doch der Herr mit den silbe r grauen Haaren schnitt ihm das Wort ab und stach mit seinem großen r o sigen Finger in seine Richtung.
    »Sie hatten Zeit. Jetzt haben Sie nur noch eine Frist. Jetzt müssen Sie es schlau anstellen. Wir kö n nen Ihnen nichts mehr durchgehen lassen. Mein lieber Jack, wir h a ben es satt zu warten.«
    Der Mann namens Jack nickte kurz. »Ich habe eine Spur«, sagte er.
    Der Mann mit den silbergrauen Haaren nahm einen Schluck von seinem schwarzen Kaffee. »Wir k lich?«
    »Wirklich. Und ich wiederhole, ich glaube, das Ganze hängt mit der Sache in San Francisco zusa m men.«
    »Haben Sie mit dem Vorsitzenden darüber gespr o chen?«, fragte Mr Dandy und zeigte auf den Mann auf dem Podium. Der berichtete gerade über Krankenhau s ausstattung, die im vorigen Jahr durch ihre Großzügi g keit angeschafft worden war (»Nicht ein, nicht zwei, sondern gleich drei künstliche Nieren.« Die Herren im Saal spe n deten sich selbst und ihrer Großzügigkeit höflich Be i fall.).
    Der Mann namens Jack nickte wieder. »Ich habe es angesprochen.«
    »Und?«
    »Es interessiert ihn nicht. Er will Ergebnisse sehen. Er will, dass ich die Sache zu Ende bringe, die ich angefa n gen habe.«
    »Das wollen wir alle, Herzchen«, sagte der silberhaar i ge Herr. »Der Junge lebt noch. Und die Zeit ist gegen uns.«
    Die anderen Herren am Tisch, die sich unbeteiligt g e geben hatten, nickten jetzt ebenfalls.
    »Wie ich schon sagte«, wiederholte Mr Dandy ohne erkennbare Regung. »Die Zeit läuft ab.«

Kapitel sechs

Nobody Owens’ Schulzeit
     
    Es regnete auf dem Friedhof und die Welt ve r schwamm zu schemenhaften Bildern. Vor neugierigen Blicken, sei’s der Lebenden, sei’s der Toten, g e schützt, saß Bod unter dem Bogen, der die Ägyptische Allee und die ve r wilderte nordwestliche Ecke vom übrigen Friedhof tren n te, und las in einem Buch.
    »Verdammich«, drang ein Schrei vom Weg herauf. »Verdammich, Mann, der Teufel soll dich holen. Wenn ich dich erwische –

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