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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Vegetarier, und der Capitán, hau lieber gleich ab, der Cabo verstummt: Vorsicht, damit die Viecher ihn nicht unterwegs nach Bagua auffraßen, weil er so ein Witzvogel war. Aber das war kein Witz, sondern wissenschaftlich, nur die Weibchen saugten Blut: der Teniente de la Flor hatte ihm das erklärt, mi capitán , und der Capitán, Arschloch, Männchen oder Weibchen, brennen tat’s doch, und wer hatte ihn überhaupt gefragt, wollte er den Besserwisser spielen? Aber der Cabo wollte sich nicht über ihn lustig machen, mi capitán , und schauen Sie, es gab ein Mittel, das nicht fehlte, eine Salbe, die die Urakusas benutzten, er würde ihm einen Krug von dem Zeug bringen, mi capitán , und der Capitán meinte, er sollte auf christlich mit ihm reden, wer waren diese Urakusas? Das schon, aber wie anders konnte der Cabo auf christlich mit ihm reden, wenn doch die Aguarunas, die in Urakusa lebten, so hießen, und hatte der Capitán vielleicht je einen Chuncha gesehen, den die Viecher gestochen hätten? Sie hatten ihre Geheimmittel, machten ihre Salben aus den Harzen der Bäume und beschmierten sich damit, eine Schnake, die sich heranwagte, ging drauf, und er würde sie ihm mitbringen, mi capitán , einen Krug voll, sein Wort drauf, daß er sie ihm brachte. Wie lustig der Cabo heute morgen war, mal sehen,was für ein Gesicht er aufsetzte, wenn die Heiden ihm den Kürbis schrumpften, und der Cabo, sehr gut, sehr gut, mi capitán: er sah seinen Kopf schon, so klein. Und wozu wollte der Cabo nach Urakusa gehen? lediglich um ihm die Salbe zu holen? und der Cabo, na klar, klar, und außerdem weil er so den Weg abkürzte, mi capitán. Sonst verbrachte er den Urlaub mit Reisen und würde nicht mehr bei der Familie und den Freunden sein können. Waren alle Leute von Bagua wie der Cabo? und er, noch schlimmer, so unverschämt? viel schlimmer, mi capitán , er war harmlos dagegen, und der Capitán lacht ihm ins Gesicht und der Cabo ahmt ihn nach, beobachtet ihn, schätzt ihn mit halbgeschlossenen Augen ab, und plötzlich, sollte er einen Flußlotsen mitnehmen, mi capitán? einen Träger? ging das? und Capitán Artemio Quiroga, was? der Cabo hielt sich wohl für besonders raffiniert, oder? brachte ihn mit Albereien in gute Laune, der Capitán lachte, und er wollte ihn um den Finger wickeln, oder? Aber allein würde er sich ja fürchterlich verspäten, mi capitán , wo’s doch keine Straßen gab, wie konnte er in so kurzer Zeit ohne Lotsen nach Bagua und zurück kommen, und alle Offiziere würden ihm Einkäufe auftragen, da brauchte man jemanden, der die Pakete schleppen half, er sollte ihn doch einen Lotsen und einen Träger mitnehmen lassen, Ehrenwort, daß er ihm dieses Salbenzeug gegen die Viecher mitbrachte, mi capitán. Jetzt wollte er ihm also ins Gewissen reden: war wohl mit allenWassern gewaschen, und der Cabo, Sie sind ’ne Wucht, mi capitán. Unter den Rekruten, die vorige Woche angekommen waren, war ein Lotse, er sollte sich den mitnehmen und einen Träger, der aus der Gegend stammte. Eins noch, drei Wochen, nicht einen Tag länger, und der Cabo, nicht einen Tag länger, mi capitán , das schwor er. Er knallt die Hacken zusammen, grüßt, und in der Tür bleibt er stehen. Verzeihung, mi capitán , wie hieß der Lotse? und der Capitán, Adrián Nieves, und ob der Cabo nun endlich verschwand, denn er hatte noch andres zu tun. Der Cabo Roberto Delgado öffnet die Tür, tritt hinaus, ein feuchter und glühender Wind dringt ins Zimmer, fährt dem Capitán leicht ins Haar.
    Es klopfte, Josefino Rojas ging an die Tür und machte auf und sah niemanden auf der Straße. Es wurde schon dunkel, die Straßenlichter im Jirón Tacna waren noch nicht eingeschaltet, eine Brise kreiste lauwarm durch die Stadt. Josefino ging einige Schritte in Richtung Avenida Sánchez Cerro und sah die Leóns auf einer Bank der Plazuela sitzen, neben der Statue des Malers Merino. José hatte eine Zigarette im Mund, der Affe reinigte sich mit einem Streichholz die Fingernägel.
    »Wer ist denn gestorben?« sagte Josefino. »Warum die Leichenbittermienen?«
    »Halt dich fest, sonst fällst du in Ohnmacht, Unbezwingbarer«, sagte der Affe. »Lituma ist wieder da.«
    Josefino machte den Mund auf, sagte aber nichts; die Augenlider flatterten einige Sekunden, ein perplexes und apathisches Lächeln entstellte sein ganzes Gesicht. Er begann sich sachte die Hände zu reiben.
    »Vor zwei Stunden ist er angekommen, mit dem Roggero-Autobus«, sagte José.
    Die Fenster

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