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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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der San-Miguel-Schule waren erleuchtet, und vom Tor aus trieb ein Inspektor die Schüler der Abendkurse an, indem er in die Hände klatschte. Jungen in Schuluniformen kamen sich unterhaltend unter den raschelnden Algarrobabäumen die Libertadstraße entlang, Josefino hatte die Hände in die Taschen gesteckt.
    »Es wär gut, wenn du mitkämst«, sagte der Affe. »Er erwartet uns.«
    Josefino ging zurück über die Avenida, schloß die Haustür, kehrte zur Plazuela zurück, und die drei machten sich schweigend auf den Weg. Einige Meter hinter dem Jirón Arequipa begegneten sie Padre García, der, in seinen grauen Schal gemummt, vornübergebeugt daherkam, schlurfend und schnaufend. Er fuchtelte mit der Faust in der Luft herum und rief ihnen zu »Gottlose!« – »Brandstifter!« erwiderte der Affe, und José »Brandstifter! Brandstifter!« Sie gingen auf dem rechten Bürgersteig, Josefino in der Mitte.
    »Aber die Roggero-Busse kommen doch früh am Morgen oder abends, nie um diese Zeit«, sagte Josefino.
    »Sie sind auf der Anhöhe von Olmos steckengeblieben«,sagte der Affe. »Ein Reifen ist geplatzt. Sie haben ihn gewechselt, und danach sind noch zwei geplatzt. Glück muß man haben.«
    »Uns ist’s kalt über den Buckel gelaufen, wie wir ihn gesehen haben«, sagte José.
    »Er wollte auf der Stelle losziehen und feiern«, sagte der Affe. »Wie wir weggegangen sind, um dich zu holen, hat er sich gerade umgezogen.«
    »Das kommt mir unerwartet, verdammt noch mal«, sagte Josefino.
    »Was machen wir jetzt?« sagte José.
    »Was du für richtig hältst, Vetter«, sagte der Affe.
    »Dann bringt doch den Genossen mit«, sagte Lituma. »Wir wollen ein paar mit ihm heben. Holt ihn, sagt ihm, daß der Unbezwingbare Nummer Vier heimgekehrt ist. Mal sehen, was er für ein Gesicht zieht.«
    »Meinst du das ernst, Vetter?« sagte José.
    »Und ob!« sagte Lituma. »Ich hab da ein paar Flaschen Sol de Ica mitgebracht, eine davon saufen wir mit ihm. Ich möchte ihn so gern wiedersehen, Ehrenwort. Los, ich zieh mich inzwischen um.«
    »Wenn er von dir redet, sagt er immer der Genosse, der Unbezwingbare«, sagte der Affe. »Er mag dich genauso gern wie uns.«
    »Ich stell mir vor, daß er euch allerhand gefragt hat«, sagte Josefino. »Was habt ihr ihm denn weisgemacht?«
    »Da irrst du dich, kein Wort ist davon gesprochen worden«, sagte der Affe. »Er hat sie nicht einmal erwähnt. Vielleicht hat er sie vergessen.«
    »Jetzt, wenn wir hinkommen, wird er uns aber zu Tode fragen«, sagte Josefino. »Das muß heute noch geklärt werden, ehe die andern es ihm stecken.«
    »Das übernimmst du«, sagte der Affe. »Ich traue mich nicht. Wie willst du’s ihm sagen?«
    »Weiß nicht«, sagte Josefino. »Hängt von der Situation ab. Wenn er wenigstens geschrieben hätte, daß er kommt. Aber so plötzlich aufkreuzen. Herrgott, das hab ich nicht erwartet.«
    »Nun hör schon auf, dir immerzu die Hände zu reiben«, sagte José. »Du steckst mich an mit deiner Nervosität, Josefino.«
    »Er hat sich sehr verändert«, sagte der Affe. »Man merkt, daß er älter geworden ist, Josefino. Und so dick wie vorher ist er auch nicht mehr.«
    Die Laternen der Avenida Sánchez Cerro waren eben eingeschaltet worden, und die Häuser waren noch groß, prächtig, mit hellen Wänden, Balkonen aus handgeschnitztem Holz und Türklopfern aus Bronze; aber im Hintergrund, im blauen Rachen der Abenddämmerung, tauchte schon, bucklig und undeutlich, die Silhouette der Mangachería auf. Eine Lastwagenkarawane zog auf der Fahrbahn in Richtung auf die Neue Brücke vorbei, und auf den Bürgersteigen drängten sich Liebespaare gegen die Haustüren, trieben sich Gruppen von Halbwüchsigen herum, schlichen Greise mit Krückstöcken daher.
    »Die Bleichgesichter sind mutig geworden«, sagte Lituma. »Jetzt spazieren sie durch die Mangachería wie durchs eigene Haus.«
    »Die Avenida ist schuld daran«, sagte der Affe. »Es war ein regelrechter Mord an den Mangaches. Sie haben noch daran gebaut, da hat der Arpista schon gesagt, jetzt hat’s uns erwischt, aus ist’s mit der Unabhängigkeit, jetzt wird alle Welt kommen und die Nase ins Viertel stecken. Und genauso war’s, Vetter.«
    »Es gibt kein Bleichgesicht mehr, das seine Fiestas heute nicht in den Chicherías beschließt«, sagte José. »Hast du schon gesehen, wie groß Piura geworden ist, Vetter? Überall sind neue Gebäude. Dir wird’s freilich nicht so auffallen, kommst ja aus Lima.«
    »Ich will euch was

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