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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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das wollten Mangaches sein? Josefino wetzte herum, die unbezwingbaren Mangaches? und ein Lallen drang vom Nebenzimmer herein? José hatte sich in sein Bett gelegt, er brachte ihn um. Der Affe richtete sich auf und schüttelte den Kopf, wer, Scheiße, hatte aufgegeben, und lächelte, und seine Augen glitzerten, aber du lieber Gott, und die Stimme wurde süß, aber wer wardenn da, und stand auf, aber so lang nicht mehr, und ging taumelnd auf sie zu, aber was für ein unerhörtes Vergnügen, sie zu sehen, Bäschen, indem er die Stühle mit den Händen, die Flaschen auf dem Boden mit den Füßen beiseite stieß, wo er doch ein solches Verlangen hatte, sie wiederzusehen, und Josefino, halt ich Wort oder nicht? Galt sein Wort nun so viel wie das eines Mangache oder nicht? Ungekämmt, mit ausgebreiteten Armen, ein breites Lächeln um den Mund, kam der Affe geschmeidig auf sie zu, so lange nicht mehr und außerdem, wie hübsch wir geworden sind, und warum wich sie ihm aus, Bäschen, mußte ihm doch gratulieren, wußte sie nicht, daß es sein Geburtstag war?
    »Stimmt, ist eine Million Jahre alt geworden«, sagte Josefino.
    »Schluß jetzt mit der Ziererei, Selvática, umarm ihn!«
    Er ließ sich in einen Sessel fallen, ergriff eine Flasche und setzte sie an den Mund, und trank, und die Ohrfeige klatschte wie ein Steinbrocken auf Wasser, schlimmes kleines Bäschen, Josefino lachte, der Affe ließ sie noch einmal ohrfeigen, schlimmes kleines Bäschen, und jetzt lief die Selvática von einer Ecke zur andern, Gläser zerbarsten, der Affe hinter ihr her, ausgleitend und lachend, und im Nebenzimmer, sie waren die Unbezwingbaren, vom Arbeiten keine Ahnung, immer nur saufen, und die Stimme Josés verlor sich, und Josefino trällerte auch, zusammengekauertunter der Stehlampe, die Flasche entglitt langsam seiner Hand. Jetzt standen die Selvática und der Affe still in einer Ecke, und sie ohrfeigte ihn immer noch, schlimmes Bäschen, jetzt tat’s ihm wirklich schon weh, warum schlug sie ihn denn? und er lachte, sollte ihn lieber küssen, und sie lachte auch über die Albereien des Affen, und sogar der unsichtbare José lachte, hübsches kleines Bäschen.

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Epilog
    Der Gobernador klopft dreimal leise mit den Knöcheln, die Tür des Wohnhauses geht auf: das rosige Gesicht Madre Griseldas bemüht sich, Julio Reátegui zuzulächeln, aber ihre Augen irren voll Entsetzen zur Plaza von Santa María de Nieva ab und ihr Mund zuckt. Der Gobernador tritt ein, die Kleine folgt ihm fügsam. Durch einen düsteren Korridor gehen sie bis zum Büro der Oberin, und das Geschrei im Dorf ist jetzt gedämpft und fern, wie der Lärm an Sonntagen, wenn die Mündel zum Fluß hinuntergehen. Im Büro läßt sich der Gobernador auf einen der Segeltuchstühle fallen. Er atmet erleichtert auf, schließt die Augen. Die Kleine bleibt bei der Tür stehen, den Kopf gesenkt, aber einen Augenblick später, als die Oberin eintritt, läuft sie zu Julio Reátegui hinüber, Madre, der aufgestanden ist: Guten Tag. Die Oberin antwortet mit einem eisigen Lächeln, bedeutet ihm mit der Hand, sich wieder zu setzen, und sie bleibt stehen, neben dem Schreibtisch. Es hatte ihm leid getan, sie in Urakusa wie eine kleine Wilde aufwachsen zu sehen, Madre, bei den intelligenten Augen, die sie hatte, Julio Reátegui dachte, man könnte sie in der Mission vielleicht erziehen, hatte er richtig gehandelt? Durchaus, Don Julio, und die Oberin spricht, wie sie lächelt,kalt und ablehnend, ohne die Kleine anzublicken: dazu waren sie ja hier. Verstand natürlich kein Spanisch, Madre, würde es aber schnell lernen, war sehr schlau und hatte ihnen die ganze Reise über keinerlei Schwierigkeiten gemacht. Die Oberin hört ihn aufmerksam an, so unbeweglich wie das Holzkruzifix, das an die Wand genagelt ist, und als Julio Reátegui verstummt, nickt sie nicht, noch fragt sie, wartet mit gefalteten Händen und leicht zusammengekniffenem Mund, Madre, dann ließ er sie also da. Julio Reátegui steht auf, er mußte jetzt gehen, und lächelt der Oberin zu. All das war sehr strapaziös gewesen, sehr unerfreulich, waren in Regen und Unannehmlichkeiten aller Art geraten, und selbst jetzt konnte er sich noch nicht schlafen legen, wie er es gern hätte, die Freunde hatten ihm ein Essen vorbereitet, und wenn er nicht hinging, würden sie das übelnehmen, die Leute waren ja so empfindlich. Die Oberin streckt die Hand aus, und in diesem Augenblick schwillt der Lärm an, ein

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