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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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sagte Aquilino. »Aber warum dem Kater so was antun? War’s aus Wut, weil du das kleine Kapital zum Anfangen nicht gehabt hast?«
    »Das auch«, sagte Fushía. »Und außerdem hat das Tier gestunken und hat immer wieder in mein Bett gepißt.«
    Aber so waren die Asiaten nun einmal, Don Julio, hatten die widerwärtigsten Gewohnheiten, man konnte sich das gar nicht vorstellen, und er hatte sich einmal erkundigt, und die Chinesen in Iquitos zum Beispiel, die hielten sich Katzen in Käfigen, fütterten sie mit Milch, bis sie fett waren, und dann steckten sie sie in den Kochtopf und aßen sie, Señor Reátegui. Aber er wollte jetzt über die Einkäufe sprechen, Don Fabio,deswegen war er aus Santa María de Nieva gekommen, sie sollten die traurigen Dinge jetzt beiseite lassen, hatte er eingekauft?
    »Alles, was Sie bestellt haben, Don Julio«, sagte Don Fabio. »Die Taschenspiegel, die Messer, die Stoffe, den Vogelschrot, und mit gutem Rabatt. Wann gehen Sie wieder zum Alto Marañón zurück?«
    »Ich hab nicht gut allein in den Urwald losziehen und Geschäfte machen können, hab einen Sozius gebraucht«, sagte Fushía. »Und nach diesem Ärger hab ich ihn weit entfernt von Iquitos suchen müssen.«
    »Deswegen bist du bis nach Moyobamba gekommen«, sagte Aquilino. »Und hast dich mit mir angefreundet, damit ich dich zu den Stämmen begleitete. Reátegui hast du also schon nachgeahmt, bevor du ihn überhaupt gesehen hast, ehe du sein Angestellter warst. Wie du von Geld geredet hast, Fushía! Komm mit mir, Aquilino, in einem Jahr bist du reich, verrückt gemacht hast du mich mit dem Lied.«
    »Jetzt siehst du’s, alles umsonst«, sagte Fushía. »Ich hab mich mehr aufgeopfert als alle andern, keiner hat so viel aufs Spiel gesetzt wie ich, Alter. Ist es gerecht, daß es so endet, Aquilino?«
    »Gott ist nun mal so, Fushía«, sagte Aquilino. »Uns steht’s nicht zu, darüber zu urteilen.«
    Eines heißen Tages, früh am Morgen, im Dezember, kam ein Mann in Piura an. Auf einem Maultier, das sich mühselig dahinschleppte, erschien er unvermutetzwischen den Dünen im Süden: eine Silhouette mit breitrandigem Hut, in einen leichten Poncho gehüllt. An dem rötlichen Licht des Tagesanbruchs, wenn die Zunge der Sonne über die Wüste hinzulecken beginnt, dürfte der Fremde hocherfreut das Auftauchen der ersten Kaktusgestrüppe, die ausgedörrten Algarrobabäume, die weißen Hütten Castillas entdeckt haben, die zum Fluß hin immer enger und zahlreicher nebeneinanderstehen. Durch die schwere Luft bewegte er sich auf die Stadt zu, die er am andern Ufer schon wie ein Spiegelbild flimmern sah. Er überquerte die einzige, noch menschenleere Straße Castillas, und an der Alten Brücke angekommen, stieg er ab. Einige Sekunden stand er da und betrachtete die Bauten am andern Ufer, die gepflasterten Straßen, die Häuser mit den Balkonen, die Luft, von Sandkörnern geronnen, die sanft herabrieselten, den massiven Turm der Kathedrale mit seiner runden rußfarbenen Glocke und, im Norden, die grünen Streifen der Felder, die den Fluß in Richtung Catacaos begleiten. Er nahm die Zügel seines Maultiers, schritt über die Alte Brücke und wanderte, indem er sich mit der Reitpeitsche gelegentlich gegen die Beine schlug, die Hauptstraße der Stadt entlang, jene, die gerade und elegant vom Fluß zur Plaza de Armas führt. Dort blieb er stehen, band das Tier an einen Tamarindenbaum, setzte sich auf die Erde, schlug die Krempe seines Hutes herunter, um sich gegen den Sand zu schützen, der schonungslos in seine Augen blies. Er mußte eine langeReise hinter sich haben: seine Bewegungen waren langsam, müde. Als der Sandregen nachließ und die ersten Einheimischen auf der jetzt ganz von der Sonne beleuchteten Plaza erschienen, schlief der Fremde. Neben ihm lag das Maultier, die Schnauze von grünlichem Schaum bedeckt, die Augen weiß. Niemand getraute sich, ihn zu wecken. Die Nachricht verbreitete sich, und bald war die Plaza de Armas voll von Neugierigen, die einander mit den Ellbogen stießen, murmelnd Vermutungen über den Fremden austauschten, sich vordrängten, um ihn aus der Nähe zu betrachten. Einige kletterten in den Pavillon, andere auf die Palmen und blickten von dort auf ihn hinunter. Er war ein athletischer junger Mann, mit breiten Schultern, ein krauses Bärtchen umschloß sein Gesicht, und das Hemd ohne Knöpfe ließ eine muskulöse und behaarte Brust sehen. Er schlief mit offenem Mund, schnarchte leicht; zwischen den spröden Lippen

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