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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Bäumen gibt’s Sandhaufen.«
    »Dann sieht’s da aber gar nicht wie hier aus«, lachte Lalita.
    »Aber in Piura ist’s bestimmt auch so hübsch wie hier.«
    »Er meint, daß es dort auch so schön warm ist und dieselben Geräusche gibt«, sagte Nieves. »Den Frauen bedeutet die Heimat nichts, Sargento.«
    »Ich hab nur Spaß gemacht«, sagte Lalita. »Sie haben’s mir doch nicht übelgenommen, Sargento, oder?«
    Aber wie kam sie nur darauf, er hatte Späße gern, die flößten einem Vertrauen ein, und apropos, die Señora war aus Iquitos, nicht wahr? Lalita blickte Nieves an, aus Iquitos? und, einen Augenblick lang zeigte sie ihr Gesicht: Haut wie aus Metall, Schweiß, Pickel. Dem Sargento war’s so vorgekommen, wegen der Art, wie sie sprach, Señora.
    »Sie ist schon vor vielen Jahren dort weggegangen«, sagte Nieves. »Komisch, daß man den Singsang immer noch hört.«
    »Das ist, weil ich ein Gehör so fein wie Seide hab,wie alle Mangaches«, sagte der Sargento. »Als Junge hab ich sehr hübsch gesungen, Señora.«
    Lalita hatte gehört, daß die Leute aus dem Norden gut Gitarre spielten und ein gutes Herz hatten, stimmte das? und der Sargento, klar: keine Frau konnte den Liedern seiner Heimat widerstehen, Señora. Wenn in Piura ein Mann sich verliebte, holte er die Freunde zusammen, alle nahmen ihre Gitarren und das Mädchen wurde mit Serenaden erobert. Es gab große Musikanten, Señora, er selbst hatte viele gekannt, einen Alten, der die Arpa spielte, ein Meister, einen Walzerkomponisten, und Adrián Nieves deutete ins Innere der Cabaña: Lalita, kam die da denn nicht raus? Lalita zuckte mit den Achseln.
    »Sie geniert sich, will nicht rauskommen«, sagte sie. »Sie hört nicht auf mich. Bonifacia ist wie ein Rehkitz, Sargento, bei allem stellt sie die Ohren auf und kriegt’s mit der Angst zu tun.«
    »Sie soll wenigstens rauskommen und guten Abend sagen zum Sargento«, sagte Nieves.
    »Lassen Sie sie nur«, sagte der Sargento. »Soll sie drinnen bleiben, wenn sie nicht mag.«
    »Es ist nicht so leicht, sich an ein neues Leben zu gewöhnen«, sagte Lalita. »War immer nur unter Frauen, und jetzt hat die Arme Angst vor den Männern. Sie sagt, sie seien wie Vipern, das hat sie bestimmt von den Nönnchen gelernt. Jetzt hat sie sich draußen im Feld versteckt.«
    »Sie haben nur so lange Angst vor den Männern, bissie einen haben«, sagte Nieves. »Danach ändern sie sich, verschlingen sie mit Haut und Haaren.«
    Lalita verschwand im Innern, und einen Augenblick später klang ihre Stimme heraus, ihr ging das nicht so, leicht verärgert, ihr hatten die Männer noch nie Angst eingejagt, und sie verschlang auch keine, an wen hatte er denn dabei gedacht, Adrián? Der Lotse lachte laut auf und neigte sich dem Sargento zu: war eine brave Frau, die Lalita, aber eines war gewiß: sie hatte ihre Eigenarten. Aquilino, klein, sehr schlank, mit heller Haut und schrägen und lebhaften Augen, kam auf die Terrasse heraus, guten Abend, er brachte die Lampe, weil es dunkel war, und stellte sie auf das Geländer. Ihm folgten noch zwei kleine Jungen – kurze Hosen, glattes Haar, barfuß –, sie trugen ein Tischchen. Der Sargento rief sie zu sich, und während er sie kitzelte und mit ihnen lachte, brachten Lalita und Nieves Früchte, geräucherte Fische, Maniok, wie lecker das alles aussah, Señora, einige Flaschen Anisschnaps. Der Lotse teilte den drei Kleinen ihre Portion zu, und sie gingen ab in Richtung auf das Treppchen zum Acker: Ihre Churres sind sehr nett, Don Adrián, so nannte man in Piura die Kinder, Señora, und der Sargento hatte Churres gern, im allgemeinen.
    »Prost, Sargento«, sagte Nieves. »Ihr Besuch ist uns ein Vergnügen.«
    »Bonifacia hat vor allem Angst, aber sie versteht zu arbeiten«, sagte Lalita. »Sie hilft mir auf dem Feld und kann kochen. Und näht sehr nett. Haben Sie die Höschenvon den Kleinen gesehen? Die hat sie gemacht, Sargento.«
    »Aber du mußt ihr zureden«, sagte der Lotse. »So, wie sie jetzt ist, so scheu, findet sie nie einen Mann. Sie haben keine Ahnung, Sargento, wie still sie ist, macht den Mund nur auf, wenn man sie fragt.«
    »Find ich ganz richtig«, sagte der Sargento. »Ich mag Papageien nicht.«
    »Dann wird Ihnen Bonifacia sehr gut gefallen«, sagte Lalita. »Die bringt’s fertig, ein ganzes Leben lang keinen Ton zu sagen.«
    »Ich verrat Ihnen ein Geheimnis, Sargento«, sagte Nieves. »Lalita möchte Sie mit Bonifacia verheiraten. Sie redet die ganze Zeit davon,

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