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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Zwei Soldaten unterhalten sich vor der mit gefangenen Urakusas vollgepfropftenCabaña, andere schlagen
     in der Nähe des Uferabhangs die Zelte auf, Capitán Quiroga schlägt sich mit den Schnaken herum, und das kleine Mädchen steht nach wie vor still neben dem
     Cabo Roberto Delgado, sieht mitunter Jum an, hat helle Augen, und an ihrem jungenhaften Oberkörper zeichnen sich bereits zwei kleine, dunkle Blumenkronen
     ab. Jetzt spricht Jum, seine violetten Lippen stoßen rauhe Laute und Speichel aus, Julio Reátegui weicht mit den Beinen dem Speichelregen aus, und der
     Dolmetscher, Cabo rauben, das heißt wollen, solche Prügel carajo , und dann gehen, raus, nie mehr wieder, daß ihm Kanu geben, sein eigens Kanu, von
     Jum, und daß der Lotse abhauen, nicht sehen, daß er ins Wasser gesprungen ist, sagen, Señor. Und der Cabo macht einen Schritt auf Jum zu: Lüge. Capitán
     Quiroga hält ihn mit einer Handbewegung zurück: Lüge, Señor, wo er doch auf dem Weg zu seiner Familie in Bagua war, würde er da seine Zeit damit
     verlieren, denen hier was wegzunehmen? und was hätte er ihnen schon rauben können, selbst wenn er gewollt hätte, mi capitán , sah er nicht, wie
     armselig Urakusa war? Und der Capitán: dann war’s also nicht wahr, daß sie den Rekruten umgebracht hatten. Stimmte es oder nicht, daß er in den Marañón
     gesprungen war? Carajo , denn wenn er nicht tot war, war er ein Deserteur, und der Cabo kreuzt die Finger und küßt sie: sie haben ihn umgebracht, mi capitán , und das vom Diebstahl war eine einzige Lüge. Sie hatten nur die Hütten ein bißchendurchsucht, aber um diese Medizin
     gegen die Schnaken zu suchen, von der er ihm erzählt hatte, und die da hatten ihn gebunden und ihn verprügelt, ihn, den Träger, und den Lotsen werden sie
     halt umgebracht und eingebuddelt haben, damit ihn niemand findet, mi capitán. Julio Reátegui lächelt der Kleinen zu, und die sieht ihn von der
     Seite her an, erschreckt? neugierig? Sie trägt das Lendenschürzchen der Aguarunas, und ihr volles und verschmutztes Haar pendelt leicht hin und her, wenn
     sie den Kopf bewegt: weder im Gesicht noch an den Armen trägt sie Schmuck, nur an den Fußknöcheln: zwei Zwergkürbisse. Und Julio Reátegui: warum hatte er
     mit Pedro Escabino keinen Handel treiben wollen? warum hat er ihm dieses Jahr das Gummi nicht wie sonst auch verkauft? Das sollte er ihm übersetzen, und
     der Dolmetscher grunzt und gestikuliert, Jum, die Arme verschränkt, hört zu, und der Gobernador bedeutet der Kleinen, zu ihm zu kommen, sie wendet ihm den
     Rücken, und der Dolmetscher, Señor, nie mehr wieder, sagen: Escabino Teufel, soll gehen, raus, weder Urakusa, sagen, noch Chicais, kein Aguarunadorf mehr,
     Patrón bescheißt, Señor, und Julio Reátegui, was würden die Urakusas mit dem Gummi machen, das sie dem Patrón Escabino nicht verkaufen wollten? sanft,
     dabei immer die Kleine ansehend, und mit den Häuten? Übersetz ihm das. Der Dolmetscher und Jum grunzen, spucken aus, gestikulieren, und jetzt beobachtet
     Reátegui die beiden, ein wenig dem Urakusa zugeneigt,und die Kleine macht einen Schritt, schaut die Stirn Jums an: die Wunde ist
     aufgeschwollen, blutet aber nicht mehr, das rechte Auge des Kaziken ist stark entzündet, und Julio Reátegui, Genossenschaft? Das Wort existierte nicht in
     Aguaruna, mein Lieber, hatte er Genossenschaft gesagt? und der Dolmetscher: er hatte es auf spanisch gesagt, Señor, und Capitán Quiroga, ja, er hatte es
     gehört. Was war das denn für ein Unfug, Señor Reátegui? Warum wollten sie mit Escabino keinen Handel mehr treiben? Woher hatten sie denn das, von wegen
     nach Iquitos gehen und das Gummi dort verkaufen, wenn die Kerle doch gar nicht wußten, was Iquitos war? Julio Reátegui wirkt zerstreut, nimmt den Helm ab,
     glättet die Haare, schaut den Capitán an: seit zehn Jahren brachte Pedro Escabino ihnen Stoffe, Flinten, Messer, Capitán, alles, was sie benötigten, um in
     den Urwald einzudringen und Kautschuk zu holen. Später kam Escabino dann zurück, sie übergaben ihm das eingesammelte Gummi, und er galt den zweiten Teil
     ab, mit Stoffen, Lebensmitteln, was ihnen eben fehlte, und dieses Jahr hatten sie auch einen Vorschuß bekommen, wollten ihm aber nichts verkaufen: so war
     die Geschichte, Capitán. Die Soldaten, die die Zelte aufgeschlagen haben, sind herangekommen, einer streckt die Hand aus und berührt die Kleine, die einen
     Sprung macht, die Kürbisse hopsen, klappern, und

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