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das gutenberg-komplott

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Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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musste, ehe sie aufblickten. Der Meister, ein hoch gewachsener Mann mit ernstem Gesicht und blonden, nach hinten gekäm m ten Haaren, die sich an den Schläfen zu lichten begannen, blic k te Thomas fragend und irritiert an.
    Offenbar hatte er die beiden bei einer wichtigen Besprechung gestört. »Ich möchte mit Friedrich Metz sprechen«, sagte Th o mas.
    »Das bin ich«, erwiderte der Meister.
    »Können wir unter vier Augen reden?«
    »Weshalb?« Sein Gesicht zeigte Verärgerung.
    »Eine persönliche Angelegenheit.«
    »Wer seid Ihr?«
    »Der neue Richter.«
    »Ich habe von Euch gehört.« Metz senkte den Kopf und sa g te zu seinem Mitarbeiter: »Geh rüber zu Franz und schau nach, wie er mit dem Wasserspeier zurechtkommt. Achte darauf, dass der Rachen groß genug ist für ein Regenrohr.« Und nachdem der junge Assistent die Hütte verlassen hatte, fragte er: »Was wollt Ihr von mir?«
    Er stand noch immer bei seinen Plänen, und Thomas ging auf ihn zu, bis er ihm auf der andern Seite des Tisches gegen ü be r stand. Interessiert warf er einen Blick auf die Zeichnungen: »Ich möchte Euch etwas zeigen!«
    »Ihr habt Euch einen schlechten Moment ausgesucht.«
    »Dann will ich Euch nicht unnötig aufhalten.« Thomas zog unter seinem durchnässten Umhang das Messer mit dem Elfe n beingriff hervor. »Kennt Ihr das?«
    Ein kurzer Blick genügte Metz. »Wo habt Ihr das her?«
    »Es gehört Euch?«
    »Natürlich! Ich hab’s überall gesucht.« Er schüttelte den Kopf. »Dieses Messer habe ich vor ein paar Wochen verloren.« Er streckte die Hand danach aus, und Thomas reichte ihm das Messer. Der Baumeister betrachtete es von allen Seiten. »Kein Zweifel«, murmelte er, »das ist es.« Er ging um den Tisch he r um zu Thomas und deutete auf das Elfenbeinrelief. »Die heilige Barbara, die uns beschützt und zu der wir beten. Ich h a be das Messer aus Straßburg, damals war ich auf Wande r schaft.«
    Metz zog die Brauen zusammen. »Was sind das für Fl e cken?«
    »Mit diesem Messer wurde Klara Roth getötet!«
    Der Mann ließ das Messer so plötzlich auf seine Pläne fallen, als berühre glühendes Metall seine Finger.
    »Seit wann vermisst Ihr es?«
    Die Stirn des Baumeisters überzog sich mit Falten. »Das war irgendwann im Spätsommer.«
    »Wo bewahrtet Ihr es normalerweise auf?«
    »Zu Hause, in einer Kiste. Dort lag es seit Jahren. Es gehört zu den Dingen, die man irgendwann im Leben aufsammelt, weil man sie schön findet, und dann liegen sie unbeachtet in einer Ecke. Von daher weiß ich auch nicht, seit wann es wirklich weg war. Aufgefallen ist es mir, als ich in der Kiste, wo es immer lag, nach etwas anderem suchte.«
    Thomas schaute zu einem zweiten Tisch in einer Ecke des Raums, auf dem ein aus Holz gearbeitetes Modell des Doms stand, dem Original verblüffend ähnlich; jemand hatte sich s o gar die Mühe gemacht, es rot anzumalen. Bewegliche Holzba u steine stellten die verschiedenen Kapellen, den Kreuzgang und weitere Gebäude dar, die zum Umfeld der Kathedrale gehörten.
    »Wer wusste, dass die Tatwaffe Euch gehört?«, fragte Th o mas.
    »Die Tatwaffe …«, wiederholte Metz. »Sehr wenige. Ich h a be es nur selten bei mir getragen.«
    »Als Euch im Sommer auffiel, dass das Messer weg war: Habt Ihr mit jemandem darüber gesprochen?«
    Die Schultern des Baumeisters strafften sich, als ihm bewusst wurde, worauf die Frage hinauslief. »Ich habe meine Frau g e fragt, ob sie das Messer verlegt hat.«
    »Ich habe vor wenigen Augenblicken mit Eurer Frau gespr o chen. Sie behauptet, das Messer nicht zu kennen.«
    Metz schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich. Dann kann sie sich nicht erinnern. Ich weiß genau, wie ich das ganze Haus durchsucht und sie mehrmals darauf angesprochen habe. Aber sie hat mit den Kindern viel Arbeit. Wie soll ihr da jede Kle i nigkeit im Gedächtnis bleiben?«
    »Ich würde das nicht als Kleinigkeit bezeichnen.« Thomas zeigte auf das Messer. Es lag auf dem Plan eines Deckengewö l bes, und die Spitze zeigte dorthin, wo auf der Zeichnung der Schlussstein abgebildet war.
    »Mir ist klar«, sagte Metz, »dass Ihr mich verdächtigt.« Er ging hinüber zum Tisch in der Ecke und zeigte mit beiden Hä n den auf den Miniaturdom. »Das ist ein maßstabgetreues Modell der Kathedrale. Es hilft mir bei meinen Planungen. Mein Beruf verlangt von mir Weitsicht, ich kann es mir nicht leisten, ein Projekt in Angriff zu nehmen, das nicht bis ins Detail durc h dacht ist. Und dort die Pläne …« Er kam

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