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Das Halsband des Leoparden

Das Halsband des Leoparden

Titel: Das Halsband des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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alles erzählen, was ich weiß. Wenn wir mit diesem kleinen Fall fertig sind. Und ich meinerseits wüsste gern mehr über die Geschichte des Doktor Lind. War er tatsächlich ein Genie der Verwandlungskunst?«
    »O ja.«
    »Interessant. Auch ich bin mit einigem Recht stolz auf gewisse Fähigkeiten auf diesem Gebiet«, sagte Holmes selbstgefällig.
    Ich verbarg ein Lächeln. Wenn er wüsste, vor wem er damit prahlte!
    Desu-San sagte wehmütig: »Lupin ist ebenfalls ein Meister der Tarnung. Es heißt, er könne problemlos sein Alter, seinen Gang und seine Stimme verändern. Sogar seine Größe!«
    Ein russisches Sprichwort sagt: »Jeder denkt an das Seine, der Verlauste denkt ans Dampfbad.« Unser Gastgeber kann an nichts anderes denken als an Arsène Lupin. Ich verstehe den Ärmsten ja, aber langsam wurde er mir über – dauernd störte er das Gespräch kluger Männer.
    »Das ist nicht das Schwierigste«, erwiderte mein Herr höflich. »Lind konnte mühelos das Geschlecht wechseln. Das habe ich noch nie gewagt.«
    »Sie hätten mich als alte Frau sehen sollen!«, rief Holmes und lachte.
    Er hatte eine gebogene Tabakspfeife im Mund, und als er ein bellendes »Ha-ha-ha« ausstieß, stiegen kleine Rauchwölkchen von seinen Lippen.
    Der Hausherr wollte etwas sagen – wahrscheinlich wieder über seinen Lupin, doch in diesem Augenblick (Watson-Sensei hat mir erklärt, dass das eine sehr wichtige Wendung ist: »doch in diesem Augenblick«) klingelte das Telefon auf dem kleinen Tisch an der Wand.
    Desu-San sprang auf, wobei er sein Weinglas umstieß, und stürzte zum Apparat.
    Mein Französisch ist leider nicht gut, deshalb verstand ich nicht, was Desu-San sagte. Allerdings hörte er vor allem zu und rief immer wieder: »Merde, merde!« – das bedeutet wahrscheinlich so viel wie unser »hai«.
    Als das Gespräch beendet war, erklärte er aufgeregt: »Das war Bosquot! Sie haben sich geirrt, meine Herren. Lupin hat doch angerufen! Er weiß Bescheid! Er lässt Monsieur Holmes und Monsieur Fandorin Grüße ausrichten! Er hat gesagt, er nehme mir das nicht übel, die Spielregeln hätten mir schließlich nicht verboten, Privatdetektive um Hilfe zu bitten. Aber nach wie vor gelte die Bedingung: Um halb zwölf müssen Sie alle das Haus verlassen haben. Außerdem sagte er noch, er freue sich, mit solchen Gegnern die Klingen zu kreuzen.«
    Holmes stand auf.
    »Verbinden Sie mich mit dem Verwalter. Ich muss ihm ein paar Fragen stellen.«
    »Sofort! Ich muss nur einmal die Kurbel drehen.«
    Desu-San drehte die Kurbel. Blies in den Hörer. Drehte erneut die Kurbel. Blies noch einmal. Und wiederholte das Wort »merde!« sehr laut.
    »Die Verbindung ist unterbrochen … Das kommt leider vor. Kein Problem! Ich laufe rasch hin und hole Bosquot, dann können Sie ihm Ihre Fragen stellen.«
    Er verbeugte sich und lief zur Tür – seine plumpen Beine kamen kaum hinterher.
    Als der Hausherr sich entfernt hatte, sagte Doktor Watson empört: »Typisch französische Prahlerei! Ein unverschämter Kerl, dieser Lupin!«
    Darauf sagte Sherlock Holmes … Nein, mir fällt ein, bei einem unserer Gespräche über die Kunst des Schreibens lehrte mich der Sensei, nicht immer zu schreiben: »sagte, sagte, sagte«. Man muss Synonyme benutzen: »äußerte«, »sprach«, oder noch besser ausdrucksvolle Verben wie »schrie«, »stöhnte« oder »ächzte«.
    Also, Sherlock Holmes sprach: »So etwas nennt man Gasconade – eine verwegene Provokation. Die Franzosen stellen sich gern dar, sie lieben Effekthascherei. Was halten Sie von diesem selbsternannten Robin Hood, Mr. Fandorin?«
    Mein Herr verzog das Gesicht.
    »Mir wird ganz übel von diesem Mistkerl. Er brüstet sich damit, dass er niemals tötet. Aber mir ist ein ehrlicher M-mörder lieber als ein gemeiner Erpresser, der sich an fremdem Unglück bereichert.«
    Ich nickte lebhaft zum Zeichen meiner völligen Übereinstimmung mit diesem Standpunkt.
    »Ganz meine Meinung«, schloss sich der englische Detektiv unserer Ansicht an. »Lassen Sie uns nicht nur das Versteck der Bombefinden, sondern auch Monsieur Lupin hinter Schloss und Riegel bringen, wo er hingehört.«
    »Aber es wäre mir lieb, wenn er vorher Widerstand leisten würde«, wünschte sich Fandorin-Dono. »Ich würde gern sehen, wie gut er seine Jiu-Jitsu-Lektionen gelernt hat.«
    Bei meinem Herrn ist jedes Wort reines Gold.

    In diesem Augenblick (man kann auch sagen »im selben Moment – das ist ebenso gut) ertönten im Flur Schritte, und ein

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