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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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absolvierte. Er streckte die Hand aus, nahm einen Cracker vom Beistelltisch und stopfte ihn sich in den Mund. Er ließ ihn wie eine Hostie auf der Zunge zu einem feuchten geschmacklosen Matsch aufweichen. Ja, Miss Lenora Laferty käme ihm jetzt ganz gelegen, zumindest bis er eines der Reaster-Mädchen in die Hände bekam. Wenn er ihr erst einmal das verblichene Kleid auszog, würde er ihr schon ein Lächeln auf das traurige Gesicht zaubern. Dem Gemeindegeschwätz zufolge war ihr Vater früher selbst ein Prediger in dieser Gegend gewesen, doch dann – so erzählte man sich zumindest – habe er die Mutter des Mädchens ermordet und sei verschwunden. Die arme kleine Lenora war als Baby bei der alten Lady zurückgelassen worden, die sich wegen der Hühnerleber so aufgeregt hatte. Dieses Mädchen, prophezeite er, würde ein leichter Fang werden.
    Er schluckte den Cracker herunter, und ein kleiner Funke Glück durchzuckte seinen Körper vom blonden Scheitel die Beine hinunter bis in die Zehen. Gott sei Dank, Gott sei Dank hatte seine Mutter damals entschieden, dass er ein Mann Gottes werden sollte. All das junge Frischfleisch, das ein Mann nur ertragen konnte, wenn er seine Karten richtig ausspielte. Die alte Schachtel hatte ihm jeden Morgen die Haare gekräuselt, ihm beigebracht, sich sauber zu halten, hatte ihn vor dem Spiegel seinen Gesichtsausdruck einüben lassen. Sie hatte jeden Abend mit ihm in der Bibel gelesen, hatte ihn in verschiedene Kirchen kutschiert und adrett gekleidet. Preston hatte nie Baseball gespielt, aber er konnte auf ein Stichwort weinen; er hatte sich nie geprügelt, aber er konnte die Offenbarung im Schlaf herunterbeten. Und ja, verdammt, er würde tun, was sie verlangt hatte, er würde ihren kranken, traurigen Sack von Schwager für eine Weile vertreten, würde in diesem Scheißloch von Haus wohnen und sogar so tun, als würde es ihm gefallen. Er würde ihr schon seinen
Willen
zeigen, bei Gott. Und wenn Albert wieder auf die Beine kam, würde er sie um das Geld bitten. Wahrscheinlich würde er sie belügen müssen, ihr irgendeine Geschichte auftischen, aber er würde zumindest Schuldgefühle dabei bekommen, also war alles in Ordnung. Hauptsache, er kam an die Westküste. Das war seine neue Obsession. Er hatte in den Nachrichten in letzter Zeit alles Mögliche gehört. Da drüben ging irgendetwas vor sich, das er selbst in Augenschein nehmen musste. Freie Liebe und von zu Hause weggelaufene Mädchen, die mit Blumen im verfilzten Haar auf den Straßen lebten. Leichte Beute für einen Mann mit seinen Fähigkeiten.
    Preston markierte die Stelle mit der alten Tabakpackung seines Onkels und schloss das Buch. Five-Brothers-Tabak? Himmel, welcher Mensch würde denn seinen Glauben an so etwas hängen? Er hätte Albert beinahe ins Gesicht gelacht, als der alte Mann ihm erzählte, das Ding hätte Heilkräfte. Er sah zu Cynthia hinüber, die halb eingeschlafen war, ein Speichelfaden baumelte ihr am Kinn. Er schnippte mit den Fingern, und ihre Augen sprangen auf. Sie runzelte die Stirn und wollte die Augen wieder schließen, doch das war unmöglich. Sie versuchte, Widerstand zu leisten, aber dann stand sie auf und kniete sich neben das Sofa. Preston zog die Pyjamahose herunter und schob seine fetten haarigen Beine ein wenig auseinander. Während sie seinen Schwanz lutschte, sprach er ein kurzes Gebet: Herr, gib mir nur sechs Monate in Kalifornien, dann komme ich heim, mache alles wieder gut und lasse mich in einer Gemeinde guter Menschen nieder, das schwöre ich beim Grab meiner Mutter. Er drückte Cynthias Kopf fester nach unten, hörte, wie sie würgte und keine Luft mehr bekam. Dann entspannten sich ihre Halsmuskeln, und sie hörte auf, sich zu wehren. Er hielt sie fest, bis ihr Gesicht rot und dann blau wurde. So mochte er es am liebsten.

34.
    Eines Tages blieb Lenora auf dem Heimweg von der Schule bei der Kirche stehen. Die Eingangstür stand sperrangelweit offen, und Teagardins heruntergekommener englischer Sportwagen – ein Geschenk seiner Mutter, als er auf das Bibel-College ging – stand im Schatten, genau wie gestern und am Tag zuvor. Es war ein warmer Nachmittag Mitte Mai. Sie hatte sich vor Arvin versteckt und ihn vom Schulhaus aus beobachtet, bis er nicht länger gewartet hatte und ohne sie nach Hause ging. Sie betrat die Kirche und verharrte ein wenig, damit sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnten. Der neue Gottesmann saß auf halbem Wege zum Altar in einer der Reihen. Es sah so aus,

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