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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Vater das denn überhaupt tun? Wie funktioniert die Thronfolge bei euch? Ist nicht der Älteste als Erster an der Reihe?«
    »Nein. Du darfst nicht vergessen: Wir sind Emporkömmlinge, mein Vater der erste König seines Hauses. Bei den alten Frankenkönigen war es üblich, das Reich unter allen Söhnen aufzuteilen, aber ich glaube nicht, dass er vorhat, den Machtbereich zu zersplittern, für den er so lange und hart gekämpft hat. Mein alter Herr ist ein ziemlich wilder Geselle, weißt du. Er macht, was er will, vor allem dann, wenn ihm jemand sagt, das dürfe er nicht. Er hat meine Mutter damals aus dem Kloster geholt, weil er sie um jeden Preis wollte. Dann hat der Bischof die Ehe für ungültig erklärt – als ich dummerweise schon auf der Welt war –, und da hat Vater sie kurzerhand zurück ins Kloster gesteckt, um die liebreizende Mathildis heiraten zu können, die nebenbei bemerkt vornehmer und eine bessere Partie war. Aber Mutters Ländereien hat er behalten, dieser gerissene Schuft.« Er hob lächelnd die Schultern. »Nun, das werfe ich ihm nicht vor, denn nun werde ich diese Ländereien erben, wenn er das Zeitliche segnet, und nicht die Heilige Mutter Kirche. Aber je nach Sichtweise könnte man sagen, ich sei nichts als ein königlicher Bastard. Meine Feinde behaupten das ständig, wie du dir denken kannst. Der strahlende, blauäugige, blonde Prinz Otto hingegen …«
    Egvina schob sich auf ihn und bohrte ihr Kinn – ihr ziemlich spitzes Kinn – in seine Brust. »Ich merke, meine Schwester hat einen wirklich guten Fang gemacht. Er wird sie doch heiraten, oder?«
    »Darauf kannst du deinen niedlichen Hintern verwetten.«
    »Hm«, machte sie. »Dann nehme ich Ludwig von Burgund.« Sie sann noch einen Moment darüber nach und nickte dann, als gefalle der Kandidat ihr besser, je länger sie darüber nachdachte. »Es war so ausgemacht, verstehst du. Diejenige von uns, die hier übrig bleibt, heiratet Ludwig. Aber er ist ein wahres Lämmchen, kein Löwe im Schafspelz wie dein Bruder. Leicht zu handhaben. Ich reise hin, erledige das mit der Heirat, und dann erzähle ich ihm, meine arme Schwester könne nicht auf mich verzichten, und komme zurück. Das heißt, wenn es dir genehm ist, Prinz Thankmar.«
    Er legte die Hände um ihre Taille und schob sie behutsam abwärts. »Ausgesprochen genehm.«
    Egvina beugte sich vor und strich mit den Lippen über seine – fast zärtlich. »Das trifft sich gut«, flüsterte sie. »Denn ich will dich. Ich glaube, ich habe noch nie jemanden so gewollt wie dich.«
    »Das hat noch keine Frau zu mir gesagt, die nicht auf irgendetwas aus war. Geld, Einfluss, was auch immer. Was mag es sein, worauf du aus bist?«
    Sie ließ ihn langsam in sich hineingleiten, legte die Hände auf seine Brust und blickte einen Moment auf ihn hinab. »Vermutlich hast du noch nie mit einer Frau geschlafen, die vornehmer war als du, mein schöner Prinz. Du könntest mir nichts geben, was ich nicht schon besitze. Darum kannst du getrost davon ausgehen, dass ich ausnahmsweise die Wahrheit sage: Ich will nur dich.«
    »Was hat das zu bedeuten? Wo bringt ihr mich hin?«
    Das letzte Mal hatte Dragomira solche Furcht verspürt, als die Brandenburg gefallen war. Aber so grauenvoll jene Nacht auch gewesen war, hatte sie doch wenigstens ihren Bruder, ihren Neffen und andere vertraute Menschen um sich gehabt, die ihren Schrecken teilten. Jetzt war sie allein. Allein mit fremden Männern in der Nacht auf einer Reise mit unbekanntem Ziel. »Udo, sag mir auf der Stelle, wo ihr mich hinbringt!«, verlangte sie und bemühte sich, Autorität in ihre Stimme zu legen.
    »Halt die Klappe, Herzchen«, knurrte Udo über die Schulter. »Mir gefällt die Sache so wenig wie dir.«
    Er ritt vor ihr auf einem struppigen Braunen. Zwei weitere Männer ritten voraus, zwei folgten ihnen, und Mirnia, Dragomiras daleminzische Magd, saß zwischen den Proviantbeuteln auf einem Esel, der die Nachhut bildete.
    »Was, denkst du, wird Prinz Otto sagen, wenn er hiervon erfährt?«, fragte Dragomira – mehr verständnislos als drohend. »Weißt du denn nicht, dass du dich in Schwierigkeiten bringst?«
    Udo lachte brummelig. »Ich glaube nicht. Unsere Befehle kommen direkt von der Königin. Darum ist es egal, was Prinz Otto sagt, verstehst du.«
    »Von der Königin …« Dragomira verstummte. Mit einem Mal war ihre Kehle so eng, dass sie das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Ihr Herz raste, und ihr war ein wenig schwindelig

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