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Das Haus am Nonnengraben

Titel: Das Haus am Nonnengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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brannte, türmten sich vorher nicht vorhandene Papierhaufen, auch der Fußboden war mit Blättern gesprenkelt. Es war zu mühsam, darüber nachzudenken, was das bedeuten konnte. Hanna wankte in den Windfang und setzte sich neben dem Türdrücker für das Hoftor auf einen Stuhl. Von Zeit zu Zeit drehte sie das Handtuch um, damit die kühlere Seite wieder auf ihrer brennenden Haut zu liegen kam. Endlich klingelte es. Sie war unendlich erleichtert, als sie Benno durch den Hof rennen hörte, und stand auf, um die Tür zu öffnen. Er atmete schwer von dem schnellen Lauf, und sie versuchte zu lächeln. Dann rutschten ihr die Beine weg.
    Als Hanna wieder zu sich kam, lag sie auf ihrem Sofa, den Kopf auf Bennos Oberschenkel. Das war zwar ganz schön, aber etwas unbequem. Benno telefonierte. »Ja, Schulgasse hinten rechts«, sagte er gerade, »und könnten Sie bitte schnell kommen, Doktor, es geht ihr nicht gut. Sie ist in Ohnmacht gefallen.« Er legte auf.
    Hanna schlug die Augen auf. »Hey«, krächzte sie.
    Benno beugte sich zu ihr hinunter und lächelte sehr zärtlich. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sagte: »Hey Lady, hättest du dir nicht eine etwas weniger spektakuläre Art aussuchen können, um mich hierher zu locken?« Er küsste sie auf die Stirn, was sich als kurzfristig hochwirksames Schmerzmittel erwies. »Ein einfacher Anruf hätte genügt.«
    Hanna nahm seine Hand und legte sie auf ihr Gesicht. Dann schloss sie die Augen wieder, das Licht war so anstrengend.
    »Die Spurensicherung wird gleich da sein. Und Dr. Last auch«, sagte Benno. »Er wird dich untersuchen und entscheiden, ob wir dich ins Krankenhaus bringen müssen.«
    Hanna bewegte verneinend den Kopf, allerdings vorsichtig.
    »Mir geht’s schon wieder besser.« Ihre Stimme klang inzwischen schon fast verständlich.
    »Genauso siehst du aus.« Benno hatte eine wirklich mitfühlende Art, den wunden Punkt zu treffen. Er stand auf und bettete ihren Kopf vorsichtig auf ein Kissen. »Bleib brav liegen. Ich sehe mich mal schnell um. Ich bin gleich wieder da.«
    »Verwisch bloß keine Spuren!«, wollte Hanna ihm nachrufen, aber die Stimme versagte ihr den Spott. Sie blieb ungern allein.
    Benno war Minuten später zurück, setzte sich neben sie auf das Sofa und berichtete: »Der Einbrecher ist mit dem Boot gekommen. Es liegt noch unten vor deinem Garten. Und dann ist er mit einer Leiter hier durch die Fenstertür gekommen.« Natürlich, die Leiter, die sie nach dem Rosenaufbinden nicht weggeräumt hatte. Leichter hätte sie es ihm kaum machen können.
    Benno schaute sich kopfschüttelnd das Chaos im Zimmer an.
    »Was kann er denn bloß hier gesucht haben? Hast du vielleicht in einem deiner Keller einen verborgenen Schatz entdeckt?« Hanna grinste kläglich. Benno nahm ihre Hände und rieb sie an seinen Wangen. »Bist du schon so weit, dass du mir erzählen kannst, was los war?«, fragte er.
    Doch da klingelte es. Der Arzt kam. Nach einer ersten Untersuchung sagte er: »Am sichersten wäre es, wenn ich Sie in die Klinik überweisen würde. Dort …«
    Aber Hanna krächzte: »Nein, bitte nicht!« und schüttelte so entschieden sie konnte den Kopf.
    »Ist das unumgänglich notwendig, Dr. Last?«, fragte Benno. »Wir haben noch keine Aussage von ihr, und die brauchen wir so bald wie möglich. Und Sie wissen, dass es Stunden dauert, bis sie im Krankenhaus durch die Mühle ist. Sie können das doch genauso gut.«
    Franz Last zögerte, aber als Hanna mit fast klarer Stimme flehte: »Bitte!«, gab er nach. Er stellte ein Rezept für Augentropfen und eine Salbe für den Hals und die Abschürfungen an den Armen aus und schickte Benno damit in die nächste Apotheke mit Nachtdienst. Außerdem untersuchte er Hanna noch einmal sehr gründlich, horchte und klopfte und holte ihr dann eine große Portion Vanilleeis aus ihrem Tiefkühlfach zur Linderung der Schwellung in ihrem Hals.
    Benno kam zurück und brachte Werner Sinz und die Leute vom Kriminaldauerdienst und von der Spurensicherung mit, die er am Hoftor aufgelesen hatte. Werner gab es auf, Hanna zu befragen, als er sah, wie schwer ihr jedes Wort fiel. Er hatte es außerdem eilig, weil seine Leute von der Sonderkommission den russischen Dealern ganz dicht auf der Spur waren und die Falle jeden Augenblick zuschnappen konnte. »Mach du das«, sagte er zu Benno und war schon wieder fort.
    Die Beamten von der Spurensicherung fotografierten und saugten und nahmen Faserspuren und putzten Hannas

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