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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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überholt, denn ich kann produzieren.«
    »Ja, aber wer will Ihren Rum schon trinken? Ich habe mir sagen lassen, er schmeckt billig. Er soll viel Alkohol enthalten, aber wenig Aroma besitzen. Gerade erst haben wir …« Sie stockte. Beinahe hätte sie ihm verraten, dass einer seiner Kunden fest entschlossen war, den Lieferanten zu wechseln und auf Hensen-Rum umzusteigen. Das war ein Trumpf, den sie lieber vorerst für sich behalten wollte.
    »Was nützt das schönste Aroma, wenn es am Zuckerrohr fehlt?«, lachte Richard Fuller. »Deshalb schlage ich ein Geschäft zu beiderseitigem Nutzen vor. Ohne Heirat! Das war ein Spaß. Niemals würde ich eine Schwarze zur Frau nehmen.«
    Valerie ballte die Fäuste. Das Schlimme war, dass er recht hatte. Was nützten ihr das tollste Rezept, der genialste Brennmeister und die ausgefeilteste Destille, wenn es keinen Grundstoff besaß, um den Rum herzustellen?
    »Und wie sieht Ihr Geschäft aus?«, fragte sie zögernd. »Es kann doch nur auf einen Betrug hinauslaufen und zu meinem Nachteil ausgehen!«, fügte Sie mit Nachdruck hinzu.
    »Sie bekommen von Owens Plantage etwas weniger als die Hälfte, und dafür verraten Sie mir Ihr Geheimnis.«
    Valerie wurde bleich um die Nase. »Ich … ich werde Ihnen doch nicht verraten … nein, ich kann nicht, ich will nicht,
ich …«
    »Gut, ich habe es ja nur nett gemeint. Ich dachte, es wäre lustig, wenn wir zu gleichen Bedingungen ins Rennen gingen …«
    »Sie haben gesagt, ich bekomme weniger als die Hälfte!«, wies ihn Valerie zurecht.
    »Na ja, dieser kleine Vorteil, aber nun gut. Auch darauf würde ich verzichten. Wir machen halbe halbe, und ich komme in den Genuss Ihres Geheimnisses!«
    Valerie überlegte fieberhaft. Was sollte sie tun? Wenn er ihr das Zuckerrohr überließ, konnte sie ihren Verpflichtungen wenigsten halbwegs nachkommen. Wenn nicht, dann war Ihr Unternehmen ernsthaft gefährdet. Ein Jahr ohne Einnahmen würde womöglich den Ruin bedeuten.
    »Und wenn Sie mir die Hälfte geben und ich Ihnen das Doppelte zahle, was Sie dem armen Owen löhnen? Dafür behalte ich unser Geheimnis für mich!«
    »Oho, die kleine schwarze Lady will mit mir feilschen!«, lachte Richard und musterte Valerie verächtlich. Sein Lachen verstummte, und aus seinen Augen funkelte der Hass. »Hältst du mich für blöd? Seit Jahren jage ich eurem Erfolgsrezept nach. Und jetzt, wo ich so nahe dran bin, soll ich mich mit Almosen begnügen. Oh nein, nicht mit mir! Du bist ja sturer als dein Brennmeister!«
    In diesem Augenblick fiel es Valerie wie Schuppen von den Augen. Nicht James hatte Gerald zu bestechen versucht, sondern Richard! Ob er, um den Verdacht von sich abzulenken, einfach behauptet hatte, er sei James Fuller?
    »Weiß Ihr Bruder eigentlich, mit welch unlauteren Mitteln Sie um die Vorherrschaft im Rumgeschäft kämpfen? Und dass Sie seinen Namen missbrauchen?«
    »James ist ein Träumer. Der käme mir mit Fairness und Aufrichtigkeit. Wie gut, dass Mutter ihn nach Kingston abgeschoben hat. Er ist ein guter Mann, um im Kontorhaus akribisch Zahlenreihen zu addieren. Und Vater spricht zunehmend dem Alkohol zu, sodass uns keiner mit seinen kleinlichen Bedenken ausbremsen kann. Er wird bald den Löffel abgeben, und dann bin ich der Herr im Haus. Nein, in diesem Punkt waren Mutter und ich uns immer schon einig: Weder die schwatzhafte Cecily noch der gute James teilen unseren Geschäftssinn …«
    »Das hätte ich mir denken können, dass die ehemalige Miss Elizabeth Hamilton in Ihre Schweinereien eingeweiht ist.«
    »Wie reden denn Sie von meiner Mutter? Und was soll das?« Richard schien irritiert.
    »Wieso? Sie ist doch die Tochter des größten Sklavenhändlers Jamaikas, oder?«
    »Halt deinen Mund, Mulattin!«
    »Mister Fuller. Ihnen ist offensichtlich entgangen, dass sich die Zeiten seit der Schreckensherrschaft Ihres Großvaters geändert haben. Sie können mich damit nicht treffen. Ja, durch meine Adern fließt zähes schwarzes Blut, und darauf bin ich stolz, weil es anscheinend gesünder ist als Ihr verrottetes reinweißes. Aber Sie werden verstehen, dass ich mit solchen Leuten wie Ihnen keine Geschäfte machen kann, nicht wahr?«
    Valerie wandte sich brüsk von ihm ab und wollte nur noch weg. Da fühlte sie, wie er seine Pranken in ihre Schultern krallte und sie zum Bleiben nötigte. Sie hielt notgedrungen an, drehte sich aber nicht zu ihm um. Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken.
    »Dann bleibt nur noch der dritte Weg,

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