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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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wieder ein. Hatte Misses Leyland nicht erzählt, Marisha wäre einst die Geliebte des alten Sullivan gewesen? Deshalb bewohnte sie keine Hütte wie die anderen, sondern eines der Gartenhäuser. Es war ähnlich wie meines gebaut, stellte ich fest, während ich Mister Sullivan auf die Veranda folgte. Ohne zu klopfen, betrat er Marishas Heim. Auch in diesem Haus gab es eine Fensteröffnung mit einem Gitter. Deshalb sah ich es gleich und erschrak: Marisha lag wie leblos auf ihrem Bett. Sie rührte sich nicht, auch nicht, als Mister Sullivan sich ihr genähert hatte. Ich blieb im Hintergrund stehen. Mir war das alles höchst unheimlich, und tief im Inneren ahnte ich, was geschehen war.
    »Marisha?«, hörte ich Mister Sullivan ein paarmal wiederholen. Doch sie regierte nicht. Schließlich begann er sie leicht zu schütteln. Vergeblich. Als er sich zu mir umwandte, wusste ich Bescheid.
    »Marisha!«, rief ich verzweifelt, trat an das Bett heran und beugte mich über die tote Köchin. Sie sah friedlich aus. Als ob sie schliefe. Ich suchte Mister Sullivans Blick und erschrak. In seinen Augen schimmerte es feucht. Die Tränen galten doch nicht etwa dem Tod der Sklavin, dachte ich noch, als er der Köchin die Augen zudrückte?
    »Sie war stets wie eine Mutter zu mir. Meine eigene Mutter war schwermütig, Marisha war früher meine Kinderfrau, aber dann, als ich größer wurde, verbannte Vater sie aus dem Haus. Ich sollte nicht mit seiner Geliebten unter einem Dach aufwachsen. Er hat bis zu seinem Tod nicht geahnt, dass ich es wusste.«
    Entschieden erhob er sich. Seine Gesichtszüge, die eben noch von Trauer gezeichnet waren, schienen nun hart und unerbittlich.
    »Entschuldigen Sie, die Trauer um meine Frau lässt mich Dinge sagen, die nicht für Ihre Ohren bestimmt sind. Vergessen Sie es! Und wagen Sie es nicht, es jemals weiterzugeben. Verstanden?«
    Bei aller Trauer um Marisha spürte ich kalte Wut in mir hochsteigen. Wir redete der Kerl mit mir? Ich war die Tochter des ehrbaren Reeders Carl Asmussen, und mein Mann war …
    »Ich bin nicht Ihre Sklavin, Mister Sullivan! Schon vergessen?«, war es mir da bereits in scharfem Ton herausgerutscht. Ich bereute es auf der Stelle, denn schließlich war ich in keiner vorteilhaften Lage. Er hatte mich schließlich gerade in seiner Küche erwischt, in der ich ohne seine Erlaubnis arbeitete. Ich rang noch nach Worten, um mich zu entschuldigen, da sagte er scheinbar ungerührt: »Richtig, meine Sklavin sind Sie nicht, aber wenn Sie in meinem Haushalt weiter arbeiten wollen, erwarte ich, dass Sie meinen Anordnungen Folge leisten.«
    Ich war verblüfft. »Wie meinen Sie das? Ist das ein Angebot, weiter für Sie zu arbeiten?«, fragte ich forsch.
    Täuschte er sich, oder verkniff er sich ein Grinsen? »Sie sind ganz schön frech, Misses Brodersen, aber ich brauche eine Köchin, und was Sie heute gezaubert haben: Alle Achtung! Wollen Sie die Stelle?«
    Ich sah ihn sprachlos an. Ich hatte nicht im Traum damit gerechnet, eine offizielle Stellung im Hause Sullivan zu bekleiden.
    »Was haben Sie als Küchenhilfe von Misses Leyland bekommen?«
    »Die Unterkunft, das Essen und ein kleines Taschengeld.«
    »Ab jetzt bekommen Sie natürlich ein Gehalt und wohnen im Haus.«
    »Aber ich wohne gern im Garten, ich …«
    »Ich treffe hier die Entscheidungen, Misses Brodersen. Wenn Sie mit einem festen Gehalt, freier Kost und Logis einverstanden sind, dann schlagen Sie ein.«
    Er streckte mir seine Hand entgegen, die ich zögernd ergriff. Ich konnte mein Glück noch gar nicht fassen. Was konnte mir Besseres passieren, als bis zur Rückkehr der Hanne von Flensburg in diesem Haus zu arbeiten?
    »Gut, dann holen Sie Ihre Sachen und ziehen gleich um. Meine Gäste sind fort. Ich erwarte heute Abend ein schlichtes Nachtmahl. Es darf gut gewürzt sein. Können Sie auch kreolisch kochen?«
    »Marisha hat mir so ziemlich alles beigebracht. Und vor ein paar Wochen, als Ihre Frau und Sie ein Fest gegeben haben, da hatte sie Fieber, und da bin ich eingesprungen …«
    Mister Sullivans Miene erhellte sich. »Ich erinnere mich. Schon damals wollte ich Marisha ein Lob aussprechen, aber ich bin nicht dazu gekommen. Kurz darauf fing ging es meiner Frau plötzlich schlechter, und …« Er stockte.
    »Ich weiß, dass Ihre Frau an der Schwindsucht gestorben ist. Nafia hat es mir gesagt.«
    Er musterte mich plötzlich mit einer Kälte, die mich trotz der Hitze in Marishas Gartenhaus frösteln ließ. »Nafia wird Ihre

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