Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
Vom Netzwerk:
Mutter getan hatte. Und mit meinen dänischen Großeltern.
    »Misses Leyland hat mir geschworen, Sie kämen aus Flensburg«, bemerkte mein Schwager lauernd.
    »Blödsinn, ich bin aus Altona«, erwiderte ich mit überschnappender Stimme. Der Schweiß lief mir den Nacken hinunter vor lauter Angst, er könne hinter mein Geheimnis gekommen sein.
    »Du lügst!«, brüllte er, um dann versöhnlicher fortzufahren: »Keine Angst, ich tu dir nichts, solltest du diejenige sein, für die ich dich halte.«
    Ich begann am ganzen Körper zu zittern. Er trat einen Schritt zurück und musterte mich eingehend. »Die blonden Locken, die blauen, mandelförmigen Augen, die hochgewachsene Statur … man sieht Ihnen geradezu an, dass Sie dänische Wurzeln haben.«
    »Was reden Sie da bloß für einen ausgemachten Unsinn?«, keuchte ich mit heiserer Stimme.
    »Wieso haben Sie der Haushälterin zunächst erzählt, Sie suchten eine Familie namens Hensen, was Sie schließlich rasch in Brodersen umgewandelt haben?«
    »Meine Familie mütterlicherseits heißt Hansen, väterlicherseits Brodersen. Und in Altona spricht man auch Dänisch!«
    »Es gibt keine Familie Brodersen in Christiansted«, unterbrach er mich unwirsch, bevor er mich erneut am Arm packte. »So, meine Liebe, ich weiß ja nicht, wie du das angestellt hast. Aber du wirst jetzt schön mitkommen, ich bringe dich auf ein Schiff, und dann stellst du dich deinem Prozess, denn du hast meinen Bruder umgebracht. Und dafür musst du büßen. Außerdem bist du schuld daran, dass mein Sohn von einer Kutsche überrollt wurde, weil ihn das alles so sehr mitgenommen hat.«
    Ich weiß, ich hätte weiter die Unwissende spielen sollen, aber beim Anblick dieses feigen Schufts, der es wagte, mir ins Gesicht zu lügen, wurde ich fuchsteufelswild. Ich konnte allerdings nicht behaupten, dass es mir um Christian Hensen leid tat.
    »Sie verdammter Mörder, Sie! Was kann ich dafür, dass Sie Ihren Sohn zu einer solchen Schweinerei angestiftet haben?«, brüllte ich und versuchte, mich seinem Griff zu entwinden. Er aber holte aus und versetzte mir eine Ohrfeige. Ich war so erschrocken, dass ich ihn nur wie betäubt anstarrte.
    Dann ging alles ganz schnell. Ich sah die kräftigen Männerarme, die ihn von hinten packten und gegen den Stamm des Mahoe-Baumes drückten.
    »Was fällt Ihnen ein, meine Köchin anzugreifen?«, brüllte mein Retter, Mister Sullivan.
    In Jakob Hensens Augen war die nackte Panik zu lesen. Mister Sullivan war jünger als er, mindestens einen Kopf größer und wesentlich kräftiger als er.
    »Sie irren sich, Mister Sullivan. Sie ist eine Betrügerin. Ihr Name ist Hanne Hensen. Sie ist die Witwe meines Bruders. Man wollte sie wegen Mordes vor ein Gericht stellen, aber sie hat ihren eigenen Tod fingiert, sodass ihre Schwester und deren Sohn nun die Erben des Löwenanteils des Hensen-Imperiums sind!«
    Mister Sullivan ließ Jakob los, und ich befürchtete für einen winzigen Augenblick, er würde meinem Schwager Glauben schenken, bevor er in brüllendes Gelächter ausbrach. »Mister Hensen, Mister Hensen …« Er ging mit der Nase näher an Jakobs Gesicht, nahm einen Atemzug und feixte: »Ist das von gestern oder sind Sie schon wieder betrunken?«
    Jakob Hensen versuchte, etwas zu erwidern, aber er schien nicht die richtigen Worte zu finden. Über ein »Also, nein, ich … äh … nein, Sie müssen mir glauben …« kam er nicht hinaus.
    »Mister Hensen. Ich kenne diese Frau und lege meine Hand für sie ins Feuer. Sie heißt Anna Brodersen, und ob Sie es glauben oder nicht, in der Nachbarschaft gab es mal eine Familie dieses Namens. Die sind aber nach Altona zurück. Und deshalb habe ich Frau Brodersen die Stelle als Köchin gegeben.«
    »Sie sind sicher, dass sie nicht meine Nichte Hanne Hensen ist?«
    Mister Sullivan lachte erneut auf. »Aber guter Mister Hensen, Sie sollten ja wohl am besten wissen, wer Ihre Nichte ist. Diese junge Dame jedenfalls nicht. Und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie meine zukünftige Frau in Ruhe ließen!«
    Nicht nur meinem Schwager klappte bei diesen Worten der Kiefer herunter. Ich muss ihn angestarrt haben wie einen Geist, denn Mister Sullivan griff nun ganz vertraulich nach meiner Hand und säuselte: »Sei nicht böse, dass ich es verraten habe. Aber Mister Hensen wird es bestimmt nicht in Frederiksted herumerzählen, weil er nämlich gleich abreisen wird. Wie sein Mitarbeiter, der offenbar in aller Früh das Weite gesucht hat. Und das aus

Weitere Kostenlose Bücher