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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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auf meinem Pferd. Auf Black Beautys Rücken habe ich das Gefühl, dass ich all diese typischen Gerüche und die Schönheiten der Insel in rasendem Galopp aufnehmen kann und …« Sie stockte, als sie seinen verträumten Blick wahrnahm.
    »Reden Sie ruhig weiter. Es ist verrückt, aber ich empfinde es genauso intensiv, wenn ich einen Ausritt auf meinem Pferd mache. Sie müssen wissen, als Erstes habe ich mir nach meiner Ankunft ein Pferd gekauft. Mir fehlt nur noch eine passende Begleitung. Zu zweit macht es mehr Spaß. Finden Sie nicht auch?«
    »Ja, schon, aber zurzeit kann ich nicht reiten, weil ich mir die Hand verletzt habe …«
    »Was muss ich da hören? Die Hand schmerzt immer noch«, mischte sich der alte Doktor gut gelaunt ein und bat Valerie, ihm die kranke Hand zu zeigen.
    Valerie hoffte inständig, dass keiner am Tisch merkte, wie peinlich ihr das war. Die verletzte Hand war doch nur eine Ausrede gewesen. Wohl oder übel musste sie die kleine Untersuchung über sich ergehen lassen.
    »Ein Wunder!«, rief Doktor Brown aus. »Die Schwellung ist völlig zurückgegangen. Hiermit erteile ich Ihnen die ärztliche Erlaubnis, auszureiten!«
    Ethan strahlte über das ganze Gesicht. »Das wird ja immer besser«, lachte er. »Jetzt sind wir nicht nur zum Cricketspiel verabredet, sondern auch zu einem Ausritt. Wann passt es Ihnen am besten? Noch drückt Großvater beide Augen zu und lässt mir ein wenig Freiheit. Wenn ich erst einmal in seine Fußstapfen getreten bin, dann ist es vorbei mit dem süßen Leben.«
    »Besuchen Sie uns doch gleich morgen Vormittag«, schlug Hanne vor.
    Valerie funkelte ihre Großmutter zornig an. Glaubte sie allen Ernstes, dass sie nicht merkte, wie sie sie mit diesem jungen Arzt verkuppeln wollte? Gerade sie, die alles Verständnis der Welt dafür haben musste, dass ihr Herz anderweitig vergeben war! Aber dann stutzte Valerie. War es denn wirklich so, dass sie immer noch rettungslos für James Fuller entflammt war? Wo war er denn, der tolle Kerl? Hatte er sich jemals wieder bei ihr gemeldet? Oder hatte er sich nicht vielmehr aus dem Staub gemacht? Und hatte er nicht Mary Tenson versprochen, sie zu heiraten, für den Fall, dass in Valeries Adern schwarzes Blut fließen sollte? Einen Kerl, der seine Liebe an Bedingungen knüpfte, den wollte sie nicht! Was sprach also dagegen, einem attraktiven Verehrer wie Ethan Brown eine Chance zu geben?
    Ihre Miene hellte sich auf, und sie wandte sich ihrem Tischnachbarn zu. »Gut, kommen Sie morgen früh vorbei. Ich werde Ihnen meinen Lieblingsweg zeigen, wenn Sie ihn nicht schon kennen«, flötete sie.
    Hanne schenkte ihr ein warmes Lächeln. Aber über Valeries Gesicht huschte ein Schatten. Es missfiel ihr, dass sich ihre Großmutter derart in ihr Leben einmischte und ihr einen Mann aufdrängen wollte, wie es dereinst ihre Eltern bei ihr getan hatten.
    »Und woher kennen Sie meine Großmutter eigentlich so gut?«, wandte Valerie sich an Doktor Brown. »Sie hat niemals durchblicken lassen, dass Sie beide sich so nahe stehen.«
    »Ach, liebe Miss Sullivan, das ist eine lange Geschichte. Ich war einmal sehr …«
    »Ich glaube, das sollten wir heute Abend nicht weiter vertiefen«, ging Hanne hastig dazwischen. »Und außerdem kommt soeben der Hauptgang. Schaut nur den köstlichen Fisch!«
    Valerie kämpfte mit sich: Sollte sie lockerlassen oder weiterbohren? Doch als Asha das üppige Mahl servierte, entschied sie sich, ihren Ärger zurückzuhalten, bis sie mit ihrer Großmutter allein war. Sie besann sich darauf, was Grandma in jungen Jahren schon alles hatte durchmachen müssen. Sie hatte in dem Alter, in dem Valerie jetzt war, auf entsetzliche Weise ihren Ehemann verloren. Und ihre beiden Eltern. Nun gut, Valerie war auch Waise, aber im Gegensatz zu ihrer Großmutter hatte sie ihre Mutter und ihren Vater niemals kennengelernt. Sie war ja ein Säugling gewesen, als die beiden verunglückt waren. Mit einem Mal hielt Valerie inne. Wahrscheinlich wusste der Doktor mehr über den Unfall. Ob sie ihn fragen sollte?
    »Sagen Sie, Doktor Brown, Sie kannten meine Mutter doch, und …«
    »Können wir jetzt bitte essen?«, unterbrach Grandma sie unwirsch.
    Valerie warf ihrer Großmutter einen wütenden Blick zu, doch was sie jetzt in deren Augen sah, erschreckte sie bis ins Mark. Tieftraurig sah sie aus. Es durchfuhr Valerie eiskalt. Ihre Großmutter schien entsetzlich zu leiden. Es war nicht richtig, dass ich den alten Doc ausfragen will, dachte Valerie

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