Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
Vom Netzwerk:
wehren, wie sie es bei James getan hatte, als er ihr einen Kuss auf den Mund gegeben hatte. Doch dieses Mal war es anders, denn Ethan zuckte nicht zurück, kaum dass sich ihre Lippen berührt hatten. Nein, er verschloss ihren Mund mit seinen Lippen und erschrocken spürte sie, wie er ihre Zungenspitze sanft mit seiner Zunge berührte. Dabei ließ er ihre Hand los. Jetzt kann ich ihm die wohlverdiente Ohrfeige versetzen, schoss es ihr durch den Kopf, während sie seinen Kuss leidenschaftlich erwiderte. Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden. Sie wünschte, es würde ewig dauern. Es war Ethan, der nach einer Weile seine Lippen von den ihren löste und sie zärtlich ansah. Mit einer Mischung aus Verlangen und Überraschung.
    In diesem Augenblick ging die Tür zum Salon auf, und Rosa trat mit dem Tablett ein. Ihre Miene entgleiste, als sie die beiden so vertraut miteinander antraf. Valerie machte rasch einen Schritt zurück, doch die Augen der Hausangestellten blieben auf sie geheftet.
    »Ach, da ist ja der Tee. Danke, Rosa«, sagte Ethan in unbeschwertem Ton, als wäre es ihm nicht im Geringsten peinlich, dass das Personal sie beim Turteln überrascht hatte.
    Rosa schien das nicht ebenso locker zu nehmen. Ihr schönes Gesicht wirkte wie versteinert, als sie mit einem gewissen Unterton, den Valerie nicht sofort deuten konnte, flötete: »Ja, Mista, der Tee ist serviert. Ich habe Ihnen noch ein wenig selbst gebackenen Kuchen mitgebracht. Den mögen Sie doch so gern, Mista!«
    »Rosa, hör auf, mich Mista zu nennen«, entgegnete Ethan unwirsch.
    »Jawohl, Mista!« Ihr Ton war mehr als provozierend, doch die Haushaltshilfe verließ nun, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, hoch erhobenen Hauptes den Salon.
    Ethan aber tat so, als wäre nichts geschehen. »Bedienen Sie sich«, sagte er und war wieder ganz der Alte. So und nicht anders hatte Valerie den jungen Arzt kennengelernt. Nun erschien ihr seine charmante Seite allerdings wie eine Fassade, und sie hatte, wenn auch nur kurz, dahinter geblickt. Der sanft und verständnisvoll wirkende Ethan konnte aufbrausend, zynisch und leidenschaftlich sein.
    »Sie schauen mich an, als hätten Sie mich heute zum ersten Mal gesehen«, lachte Ethan.
    »So ähnlich kommt es mir auch vor. Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass Sie ein Mann mit vielen Gesichtern sind.« Valerie spürte, wie sie rot wurde. Eigentlich hatte sie ihm diesen Eindruck, den sie inzwischen von ihm gewonnen hatte, gar nicht mitteilen wollen. Aber so war es häufig. Wenn sie aufgeregt war, plauderte sie schneller drauflos, als sie denken konnte. Und sie war, da gab es nichts zu leugnen, innerlich äußerst aufgewühlt. War sie nicht hergekommen, um sich den netten Ethan noch einmal genauer anzusehen? Nun entpuppte er sich als völlig anderer Mann, von dem sie sich sogar widerstandslos hatte küssen lassen. Und nicht nur das. Nein, sie hatte den Kuss sogar erwidert …
    »Wir alle haben mehrere Seiten, Valerie. Glauben Sie, Sie sind immer nur liebreizend? Das gefällt mir doch gerade an Ihnen. Dass Sie nicht hölzern die feine Lady spielen, sondern Ihre Ecken und Kanten haben. Erzählen Sie mir von Ihrem James. Warum haben Sie sich in ihn verliebt?«
    Sie war so überrascht, dass sie nach Luft schnappte. »Was fällt Ihnen ein? Wie können Sie es wagen, mir eine solche Frage zu stellen?«
    Ethan lächelte. »Nun ja, ich möchte ausloten, ob ich den Kampf um Sie aufnehmen soll. Oder ob es sinnlos ist. Als Sie heute überraschend in Großvaters Haus standen, hätte ich keinen Pfifferling auf meine Chancen gegeben. Ich war fest davon überzeugt, dass Sie diesen James Fuller heiraten werden. Aber jetzt? Nach dem Kuss sehe ich die Welt in etwas anderem Licht!«
    »Dann darf ich Ihnen eines versichern: Heiraten werde ich James Fuller nicht!«
    »Das wollte ich hören. Ist er jener Mann, der Ihnen beinahe das Herz gebrochen hat, weil er keinen Mischling zur Frau nehmen will?«
    »Woher wissen Sie das?«
    Ethan lächelte immer noch. »Es rutschte Ihnen heraus, als ich mit meinem Großvater bei Ihrer Großmutter und Ihnen zum Dinner war. Deshalb schließt sich gleich meine zweite neugierige Frage an, die ich mir mit Verlaub bereits beantwortet habe. James Fuller ist der Verlobte meiner Patientin, dieser entsetzlich blässlichen Mary Tenson, und ich frage mich, wie ein Mann so dumm sein kann, auf all die Verheißungen zu verzichten, die ein Leben an Ihrer Seite verspricht, nur um den gesellschaftlichen Normen zu

Weitere Kostenlose Bücher