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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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heraushören, wie jemand mit perfektem Gehör
einen falschen Ton entdeckt. Das gehörte zu seiner professionellen Erfahrung und war teilweise der Grund für seinen Erfolg als
Rechtsanwalt. Doch weshalb wollte sie einfach nicht darüber
reden? Wie schlimm war der Anfall – oder waren die Anfälle –
wohl gewesen? fragte er sich.
Der Witwensteg. Der einzige Zugang zu dem gefährlich hohen Podest war eine schmale Leiter. Was, wenn sie versuchte,
Hannah mit hinaufzunehmen, und ihr dabei schwindlig wurde? Was, wenn sie das Baby fallen ließ?
Adam spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Die Erinnerung an Menleys Gesicht, wie sie auf Bobby im Sarg hinabblickte, ließ ihn nicht los. Menley würde es niemals überleben, ohne
den Verstand zu verlieren, wenn sie auch noch Hannah verlor.
Er wußte, was er tun mußte. Widerstrebend rief er die Psychiaterin seiner Frau an. Sein Mut sank, als Dr. Kaufman sagte:
»Ach, Adam, ich hab mir schon überlegt, ob ich Sie anrufen
soll. Ich wußte nicht, daß Sie hier in der Stadt sind. Wann fahren
sie zum Cape zurück?«
»Heute nachmittag.«
»Dann schicke ich Ihnen Menleys neues Rezept rüber, damit
Sie es für sie mitnehmen können.«
»Wann haben Sie mit Menley gesprochen?«
»Heute.« Dr. Kaufmans Tonfall änderte sich. »Wußten Sie
das nicht? Adam, warum rufen Sie eigentlich an?«
Er erzählte ihr, er befürchte, Menley habe wieder Anfälle von
posttraumatischem Streß, die sie ihm gegenüber verschweige.
Die Ärztin sagte nichts dazu.
Dann berichtete Adam ihr davon, wie die Babysitterin Menley
auf dem Witwensteg gesehen hatte, Menley aber abstritt, oben
gewesen zu sein.
»Hatte sie Hannah mit dabei?«
»Nein. Die Kleine war mit dem Mädchen zusammen.«
Es blieb eine Weile still. Dann sagte die Therapeutin vorsichtig: »Adam, ich halte es nicht für gut, wenn Menley mit Hannah
alleine ist, und ich glaube wirklich, Sie sollten Menley wieder
nach New York zurückbringen. Ich möchte sie für kurze Zeit
stationär einweisen. Es ist besser, nichts zu riskieren. Wir brauchen nicht noch mehr Tragödien in Ihrer Familie.«
51

A
    my hatte den Tag mit ihren Freunden am Nauset Beach
verbracht. Einerseits hatte es Spaß gemacht, mit ihnen am
Strand zu sein. Andererseits aber sparte sie ihr Babysitting-Geld
auf die Anschaffung eines neuen Autos fürs College hin, und sie
hatte noch nicht die ganze Summe, die nötig war, beieinander.
Ihr Vater hatte ihr versprochen, sich mit der Hälfte zu beteiligen,
aber sie mußte für den Rest aufkommen.
    »Natürlich könnte ich dir das Geld einfach geben«, hatte ihr
Vater wiederholt zu ihr gesagt, »aber du weißt ja, was Mutter
immer sagte: ›Was man selber erarbeitet, schätzt man auch.‹«
    Amy war das nur allzu bewußt. Sie konnte sich noch an alles
erinnern, was ihre Mutter einst gesagt hatte. Mom war überhaupt
nicht wie Elaine, dachte Amy. Sie war, was die meisten Leute
wohl als unansehnlich bezeichnen würden: kein Make-up, keine
modischen Kleider, kein Getue. Aber sie war echt gewesen.
Amy mußte daran denken, wie sie immer, wenn Dad eine dieser
umständlichen Geschichten erzählte, liebevoll erklärte: »John,
mein Lieber, komm zur Sache.« Sie lachte nicht so komisch wie
Elaine, die unbeherrscht drauflos kicherte und so tat, als sei er
Robin Williams oder sonst so ein Komiker.
    Am Tag zuvor hatte Amy mitbekommen, daß Mrs. Nichols
ihr böse war. Jetzt war ihr klar, daß sie ihrem Vater nicht hätte
erzählen dürfen, daß sie Mrs. Nichols auf dem Witwensteg gesehen hatte und Mrs. Nichols dann abgestritten hatte, dort oben
gewesen zu sein. Natürlich hatte es ihr Vater Elaine weitererzählt, und die wiederum Mr. Nichols; sie war ja gerade im
Zimmer, als Elaine ihn anrief.
    Eines aber machte Amy zu schaffen. Als sie am Vortag dort
bei ihr im Haus gewesen war, trug Mrs. Nichols kurze Hosen
und ein weißes Baumwollhemd. Aber auf dem Witwensteg hatte
sie irgendeine Art langes Kleid angehabt.
    Es hatte Amy verblüfft und plötzlich zu der Überlegung veranlaßt, ob Mrs. Nichols womöglich ein bißchen verrückt war.
Sie hatte Elaine zu ihrem Vater sagen hören, Mrs. Nichols stekke wahrscheinlich mitten in einem Nervenzusammenbruch.
    Was aber, wenn Mrs. Nichols doch recht hatte und das Ganze
bloß eine optische Illusion wegen des Metallstreifens auf dem
Schornstein war? Als sie darüber nachdachte, fiel Amy wieder
ein, daß Mrs. Nichols nur wenige Minuten, nachdem Amy sie
meinte gesehen zu haben,

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