Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
gelang ihm zu erröten. »Ich konnte es mir erst jetzt leisten... Finanziell, verstehen Sie.« Traurig und verlegen blickte er die Angestellte an. Sie war gerührt.
»Stimmt, es ist ganz schön teuer. Möchten Sie etwas gießen lassen?«
»Ich habe das Modell nicht mitgebracht, nur Skizzen. Ich möchte sichergehen, daß es genau nach meinen Vorstellungen gegossen wird.« Als habe er Zutrauen gefaßt, öffnete Ryan rasch seine Mappe. »Einer der anderen Studenten hat mir von einer kleinen Bronze erzählt, die hier gegossen wurde – aber er konnte sich nicht erinnern, wer sie gemacht hat. Das ist eine Skizze der Figur. Es ist David.«
»Wie Goliath, ja?« Sie sah sich die Skizze an. »Das ist wirklich gut. Haben Sie das gezeichnet?«
»Ja.« Er strahlte sie an. »Ich hoffe, denjenigen ausfindig zu machen, der sie gegossen hat, damit er auch für mich arbeiten kann. Mein Freund sagt, es ist ungefähr drei Jahre her.«
»Drei Jahre?« Sie schürzte die Lippen. »Das ist eine lange Zeit.«
»Ich weiß.« Er setzte wieder den Welpenblick ein. »Aber es ist lebenswichtig für mich. Mein Freund hat gesagt, die Skulptur sei ganz wunderbar gemacht worden. Sie war perfekt – und wer auch immer sie gegossen hat, hat sein Handwerk verstanden und eine Renaissance-Technik verwendet. Die Skulptur muß Museumsqualität gehabt haben.«
Er zog eine andere Skizze heraus und zeigte ihr die Dunkle Lady. »Ich habe hart an diesem Werk gearbeitet, meine ganze Energie hineingelegt. Beinahe mein Leben, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Seine Augen glänzten, während sie die Zeichnung studierte.
»Sie ist toll. Wirklich toll. Sie sollten diese Zeichnungen verkaufen, Junge. Ernsthaft.«
»Ich verdiene mir etwas dazu, indem ich Porträts zeichne«, murmelte er. »Aber das ist im Grunde nicht das, was ich auf Dauer tun möchte. Das mache ich nur wegen des Geldes.«
»Ich wette, Sie werden eines Tages Riesenerfolg haben.«
»Danke.« Entzückt über ihre Reaktion, ließ er seine Augen in Tränen schwimmen. »Das Ganze bedeutete schon soviel Mühe, so viele Enttäuschungen. Manchmal hätte ich am liebsten aufgegeben, aber irgendwie...«
Er hielt sich die Hand vor die Augen, als sei er von seinen Gefühlen überwältigt. Mitleidig reichte sie ihm ein Papiertaschentuch.
»Danke. Es tut mir leid.« Er betupfte seine Augen. »Aber ich weiß, daß ich es kann. Ganz bestimmt. Und für diese Bronze brauche ich den besten Mitarbeiter, den Sie haben. Ich habe genug Geld gespart, um jeden Preis zahlen zu können, sogar mehr als üblich, wenn es sein muß.«
»Machen Sie sich darüber mal keine Sorgen.« Die Frau tätschelte seine Hand und wandte sich dann ihrem Computerterminal zu. »Vor drei Jahren. Mal sehen, wen wir da haben. Wahrscheinlich war es Whitesmith. Er bekommt häufig Arbeit von den Studenten.«
Sie hämmerte mit ihren langen roten Fingernägeln auf der Tastatur herum und zwinkerte ihm zu. »Wollen wir doch mal sehen, ob wir den besten für Sie bekommen.«
»Ich bin Ihnen so dankbar! Auf dem Weg hierher wußte ich schon, daß dies ein ganz besonderer Tag für mich wird. Übrigens finde ich Ihre Fingernägel sehr schön. Diese Farbe paßt wunderbar zu Ihrer Haut.«
Sie brauchte keine zehn Minuten.
»Ich wette, das ist er. Pete Whitesmith, genau wie ich mir gedacht habe. Er ist hier unser Spitzenmann, und auch im weiteren Umkreis, wenn Sie mich fragen. Er hat einen Auftrag für diesen Jungen ausgeführt – ich erinnere mich an ihn. Harrison Mathers. Er war auch ziemlich gut. Allerdings nicht so gut wie Sie«, fügte sie hinzu und schenkte Ryan ein mütterliches Lächeln.
»Hat er viel hier arbeiten lassen? Harrison, meine ich.«
»Ja, ein paar Stücke. Hing immer bei Pete herum. Nervöser Junge. Hier, zum Beispiel, eine kleine Aktbronze von David mit der Schleuder. Das ist von ihm.«
»Das ist toll. Großartig! Whitesmith – arbeitet er noch hier?«
»Ja, er ist schon lange bei uns. Gehen Sie in die Gießerei hinüber, und sagen Sie Pete, Babs läßt ihm ausrichten, er soll Sie gut behandeln.«
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
»Was würde es kosten, wenn ich meine Kinder von Ihnen malen ließe?«
»Für Sie absolut nichts.« Ryan lächelte sie strahlend an.
»Klar erinnere ich mich daran.« Whitesmith wischte sich unter seiner verschwitzten blauen Kappe das Gesicht ab. Es hätte aus Granit gemeißelt sein können; es war viereckig und voller tiefer Falten. Er hatte breite Hüften und schmale
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