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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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zuckte die Achseln und ergänzte rasch: »Aber wahrscheinlich irre ich mich.« Er ließ ein gewollt bescheidenes Lächeln aufblitzen, das Charlotte keine Sekunde lang täuschte.
    Sie betrachtete ihn noch einmal genau, um den Mann, von dem sie schon soviel gehört hatte, richtig einzuschätzen – ein Mann, wie es hieß, von ungeheurem Ehrgeiz, ein Außenseiter unter den Bundesagenten, der angeblich über Leichen ging, wenn es seiner Karriere nützte. Sein persönlicher Rachefeldzug galt den Herstellern von Naturheilmitteln. Auf sein Konto ging es, daß zwei kleinere Unternehmen schließen mußten, und Charlotte hatte den Verdacht, daß die Vernichtung von Harmony das Sprungbrett sein sollte, das er zur nächsten Beförderung brauchte.
    »Wollen Sie den Betrieb dichtmachen?« fragte sie unverblümt.
    »Nur vorübergehend.« Sein Lächeln war immer noch so charmant, als stehe er auf ihrer Seite. »Nur so lange wie nötig.«
    »Dann entschuldigen Sie mich jetzt bitte, Agent Knight, ich muß mich um eine Menge Dinge kümmern. Meine Sekretärin wird Sie mit allem versorgen, was Sie brauchen.«
    »Schon in Ordnung. Machen Sie nur weiter. Ich bleibe hier.«
    Sie fand Desmond im Gespräch mit Mr. Sung. Desmond wirkte erregt, und der ältere Mann erwiderte seinen Blick mit undurchsichtiger Miene. Charlotte nahm ihren Cousin beiseite.
    »Desmond … laß Radio- und Fernsehspots machen, die die Leute davon in Kenntnis setzen, daß es ein Problem mit Harmony-Produkten gibt. Sie sollen sie nicht kaufen und bereits Gekauftes nicht benutzen. Und sorg dafür, daß alles aus den Regalen geräumt wird.«
    »Was ist mit den Mitarbeitern?«
    »Wir behalten eine Notbesatzung und schicken alle anderen in bezahlten Urlaub.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist schlecht, Charlotte. Sehr schlecht.«
    »Und sag diesen Reportern, daß ich eine Erklärung vorbereite.« Sie hielt inne und legte ihm die Hand auf den Arm. »Gib mir ein paar Minuten, ja? Ich muß mich erst einmal sammeln. Und«, sie sah sich nach Agent Knight um, der gerade seinen Laptop an eine Wandsteckdose anschloß, »sieh zu, daß er beschäftigt ist. Nur, was immer du tust, unterstütze ihn nicht. Ich habe das sichere Gefühl, daß er hier ist, um uns und die Firma ans Messer zu liefern. Er wird die Tatsachen so verdrehen, daß es aussieht, als seien wir an allem schuld. Das hat er in den anderen Fällen auch so gemacht.«
    Desmond verschwand in der Menge, und Charlotte wandte sich Mr. Sung zu, der geduldig am Rande des Chaos stand und gelassen das Bild betrachtete. Er war ein Mann Ende Siebzig und nicht nur der oberste Justitiar der Firma, sondern auch einstiger Berater und enger Freund von Charlottes Großmutter. Er war es gewesen, der ihren Sarg nach Hause gebracht und ihre Großmutter als letzter lebend gesehen hatte.
    »Charlotte«, sagte er mit seiner sanften Stimme. »Was für eine Unordnung.«
    »Ich werde Ihre Hilfe dringend brauchen.«
    Er sah sie traurig an. »Hör nur den Lärm, die Disharmonie. Es gibt nur Unglück hier.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bringe unerfreuliche Nachrichten. Die Familien der Opfer haben unsere Firma verklagt.«
    Charlotte stöhnte. Noch vor sechs Tagen war sie ganz oben gewesen. Das FDA hatte kurz davor gestanden, ihre neue Antikrebs-Rezeptur GB4204 zu genehmigen, das Ergebnis eines zwanzigjährigen Traums. Jetzt zerbrach ihre ganze Welt in eine Milliarde von Scherben, die sich nie mehr wieder zusammenfügen ließen, so wie die zerschmetterte Windschutzscheibe des Chevy oder die Splitter des Windspiels, die sie so vorsichtig in ihre Tasche gesteckt hatte, ängstlich, ihr zerstörtes Glück hinter sich zurückzulassen.
    Wer konnte der Täter sein? Hegte er wirklich einen persönlichen Groll gegen Harmony? Ein unzufriedener Mitarbeiter? Wirtschaftssabotage? Oder hatte der Killer lediglich Produkte von Harmony als Tatwerkzeug benutzt, ohne daß diese Wahl etwas mit Charlotte oder dem Unternehmen zu tun hatte?
    Erst jetzt bemerkte sie, daß Mr. Sung ihr etwas hinhielt. Sie erkannte den Gegenstand sofort. Es war ein kleines Kästchen aus hellem Holz, verziert mit kunstvollen Einlegearbeiten – ein sogenanntes chinesisches Rätselkästchen. Einst hatte es ihrer Mutter gehört.
    »Das habe ich seit Jahren nicht gesehen«, murmelte sie verwundert, als sie es entgegennahm. »Ich weiß noch, auf welchem Regal Großmutter es aufbewahrte.« Sie sah ihn verwirrt an. »Warum geben Sie es mir gerade jetzt?«
    »Ich dachte, es könnte dir in

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