Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
wissen nicht, wie viele Verräter es noch gibt, die sich im Carnacki-Institut verstecken.«
»Willst du damit sagen, dass wir nicht einmal der Chefin vertrauen können?«, wollte Happy wissen. Seine Augen wurden groß bei dem Gedanken daran, der gefürchteten Catherine Latimer Dinge verheimlichen zu müssen.
»Sie ist die Chefin!«, sagte Melody. »Sie ist verantwortlich für alles! Wenn sie auf die dunkle Seite gewechselt ist, dann sind wir wirklich geliefert!«
»Ich denke, ihr können wir noch vertrauen«, sagte JC ruhig. »Wenn auch nur deshalb, weil sie zu stolz wäre, um ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Wenn sie wirklich der Bösewicht in dem Stück wäre, dann würde sie wollen, dass jeder das weiß und vor ihr in die Knie geht. Nein. Ich denke eher, dass das, was auch immer wir der Chefin sagen, nicht unter uns bleiben würde.«
Sie alle schwiegen einen Moment, um die Folgen des Gesagten zu bedenken – und keinem gefiel, was er dachte.
»Wir müssen jetzt unseren eigenen Weg gehen«, sagte JC schließlich. »Den Spuren folgen, die wir haben, und unsere eigenen, ganz privaten Ermittlungen anstellen, wer im Carnacki-Institut wer ist und was was.«
»Wir können niemandem mehr vertrauen, oder?«, fragte Melody.
»Willkommen in meiner Welt«, sagte Happy. »Ganz schön allein hier, was?«
»Wir können nur uns vertrauen«, sagte JC.
»Die Situation ist also verdammt normal«, sagte Happy. Aber er musste dabei grinsen.
»Nur weil eine Verschwörungstheorie sich als wahr erwiesen hat, heißt das noch lange nicht, dass alle es sind«, sagte JC streng. »Lasst uns uns bitte auf das aktuelle Thema konzentrieren. Das Carnacki-Institut ist für die Welt viel zu wichtig, um auf diese Art und Weise kompromittiert zu sein.«
»Was steckt hinter dieser anderen Geheimorganisation?«, fragte Melody. »Wir haben keinen Namen und keine feststellbaren Absichten.«
»Sie müssen echt groß sein«, sagte Happy. »Und ich meine, richtig, richtig groß, um die Verbindungen und die Möglichkeiten zu haben, so etwas direkt unter der Nase der Chefin abziehen zu können.«
»Wie kommt es also, dass niemand auch nur ein Flüstern gehört hat?«, wollte Melody wissen. »Man kann so etwas wie die ReSet-Forschung nicht durchziehen, ohne Wellen zu schlagen.«
»Wir haben ein Flüstern gehört«, korrigierte JC. »Diese Agenten vom Crowley-Projekt, Natasha Chang und Erik Grossman. Sie sagten, da wären Kräfte am Werk, die größer als das Institut oder das Projekt wären. Aber wir haben ihnen nicht geglaubt, weil Agenten des Projekts lügen, wenn sie nur den Mund aufmachen. Sie leben, um Lügen und Paranoia zu verbreiten. Aber jetzt …«
»Wir haben ein Ende des Fadens«, sagte Happy. »Ich würde sagen, wir ziehen daran und sehen dann mal, was sich so tut.«
»Dir macht das wirklich viel zu viel Spaß«, stellte Melody fest.
»Meine ganze paranoide Existenz ist gerechtfertigt«, sagte Happy. »Ich bin ein zutiefst zufriedener Mann.«
»Wir werden dieses Chaos nicht über Nacht lösen können«, sagte JC. »Wir stecken jetzt langfristig drin. Wir werden also weiterhin Fälle bearbeiten, auf Missionen gehen, so, als wäre alles ganz normal. Leute – einige Leute – werden uns ab jetzt ganz genau beobachten.«
»Aber … wäre es nicht sicherer, es einfach dabei zu belassen?«, wollte Kim wissen. »Ich meine, was können wir vier schon gegen eine so gefährliche und große Gesellschaft tun?«
»Wir machen weiter«, antwortete JC. »Weil wir müssen. Weil es zu unserem Job gehört. Und weil keiner mit uns spielt und damit davonkommt.«
»Richtig«, bestätigte Happy.
»Verdammt richtig«, bekräftigte Melody.
»Ach, Mensch, wenn du es so sagst«, meinte Kim. »Dann killen wir sie alle und überlassen Gott das Urteil.«
Sie ließen das Chimera House hinter sich – fürs Erste jedenfalls. Happy sah JC von der Seite an.
»Also«, sagte er beiläufig. »Hast du wirklich diese Hand des Ruhms aus der Waffenkammer des Carnacki-Instituts gestohlen?«
»Du wärst überrascht, mit was ich über all die Jahre davongekommen bin«, sagte JC ernst.
Sie stoppten schlagartig, als Kim beide Hände gegen ihren Kopf schlug und vor Schmerz aufschrie. Der Schrei wurde höher und höher, ein elendes Heulen von Schreck und Agonie, das den Morgen erfüllte und immer noch anhielt, nachdem lebendige Lungen bereits nicht mehr in der Lage gewesen wären, es aufrechtzuerhalten. Sie wippte auf ihren Füßen hin und her, die Augen
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