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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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ein paar Tagen Richtung Norden auf. Wir kämpfen bis zum Ende.«
    »Wenn wir nur Tage haben, müssen wir dafür sorgen, dass sie ein Leben lang vorhalten.«
    Er beugte sich vor und küsste ihre Brust neben dem Medaillon. »Ich liebe dich, Rosa«, murmelte er und schlief erschöpft ein.
    Rosa lag die ganze Nacht wach, bis die kalte, graue Morgendämmerung anbrach. Sie wollte keinen Augenblick mit ihm verpassen. Sie dachte an das Lorca-Gedicht, das Freya ihr vorgelesen hatte, und sie verstand es, als sie Jordi betrachtete. Wir sind alle gleich, dachte sie, wir sind alle von dieser Welt. Sie strich ihm über das Gesicht, während er schlief, erinnerte sich an Jordis Worte: Wir haben vielleicht gemeinsame Stunden und nicht Jahre – aber es sind erfüllte Stunden, erfüllt mit dir und mir und unserer Liebe. Er drehte sich im Schlaf um, seine Muskeln zitterten von den Strapazen. Sie atmete den Duft der zerdrückten Kiefernzweige, auf denen sie lagen, ein, und ihre Miene blieb reglos, als sie daran dachte, was er noch gesagt hatte. Ich stelle mich dem Tod. Ich habe keine Angst mehr, jetzt, wo ich dich wieder in den Armen halte.

42

    London, Januar 2002
    Freya tauchte den Pinsel in Terpentin und wischte die Borsten sauber. Im Radio lief Women ’ s Hour , und sie lauschte der Diskussion über Afghanistan, während sie die Tuben mit ihrer Ölfarbe sortierte. Sie drückte ein leuchtendes Ultramarinblau auf ihre Glaspalette und widmete sich der großen Leinwand auf ihrer Staffelei.
    Charles klopfte an die Tür. »Brauchst du irgendwas von Waitrose? Ich hole mir schnell eine Zeitung.« Er schlurfte zu ihr hinüber und spähte durch seine halbmondförmige Brille. »Oh, das gefällt mir. Das wird richtig gut.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Danke.« Freya neigte den Kopf zur Seite und betrachtete die Berglandschaft, die auf der Leinwand Gestalt annahm. »Spanien wollte ich schon seit Jahren nicht mehr malen.«
    »Ich erinnere mich an diesen Blick«, sagte er. »Das war die Aussicht von deinem Zimmer in der Villa, stimmt’s?«
    »Dass du dich an den Blick erinnerst!« Freya zog eine Augenbraue hoch. »Meiner Erinnerung nach war die Aussicht das Letzte, was du im Kopf hattest, als du dich in diesem Zimmer erholt hast. Könntest du gelbe Paprikaschoten mitbringen? Ich wollte heute Abend Gazpacho machen.«
    Charles knöpfte sich den Wintermantel zu und steckte den leeren Ärmel hinein. »Gibt es was Neues von Em?«
    »Es geht ihr gut. Ein paar Wehen«, sagte Freya. »Es dauert jetzt nicht mehr lang.«
    »Gut.« Charles zögerte an der Tür, als er das alte Foto von Rosa mit Liberty als Baby betrachtete, das Freya vor Kurzem gerahmt und aufgehängt hatte. »Ich weiß noch, wie ich das aufgenommen habe.«
    »Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen.«
    »Dir ist klar, dass sie die ganze Geschichte wissen wollen wird?«
    Freyas Pinsel verharrte über der Leinwand. »Ich weiß. Es wird Zeit, dass sie es erfährt.« Sie dachte an die Berge, das strahlende Licht. Sie bog die Hand ab und zuckte zusammen.
    »Schon wieder das Rheuma?«
    Freya nickte. »Ich glaube, es liegt daran, dass wir immer diese vielen Laken in den eiskalten Bächen gewaschen haben. Seit Spanien war ich nie mehr die Alte.«
    »Du willst wieder hin, nicht wahr?«
    »Könnten wir das?« Sie wandte sich zu ihm um.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Denk an das Baby, Charles. Wir könnten Emma helfen.«
    »Wir würden ihr eher zur Last fallen.« Er hustete und holte Luft.
    »Sie hat keine Ahnung, was ihr bevorsteht, wie erschöpft man am Anfang ist. Weißt du noch, wie das bei Libby war, mit Em?« Ihr Blick wurde weich. »Sie hat auch nicht gedacht, dass sie uns braucht, aber sie hatte nicht die geringste Ahnung, Gott segne sie.«
    »Liberty hat nie gedacht, dass sie jemanden braucht, sie ist immer mit Vollgas durchs Leben und hat versucht, alles unter Kontrolle zu haben. Schau dir doch das Kästchen mit den Briefen an, das sie Em hinterlassen hat. Noch im Grab kann sie nicht loslassen.«
    »Ich glaube, sie trösten Emma.«
    Charles schnaubte. »Gott weiß, was sie für Weisheiten austeilt. Sie hatte immer ihren eigenen Kopf.«
    »O ja.« Freya lehnte sich zurück und betrachtete das Bild. »Vielleicht habe ich mich zu sehr bemüht, sie zu schützen.«
    »Libby hat dich geliebt. Sie kam ja schon bald zurück, nachdem sie schwanger war und Mr Freie Liebe nichts davon wissen wollte. Du hast sie wiederhergestellt, wie immer.« Charles hob das Kinn. »Wir haben

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