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Das Haus der verlorenen Kinder

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena Mackesy
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Menschen, die keinen Humor haben, selbst wenn sie erst neun Jahre alt sind, stets davon ausgehen, dass die Versuche anderer Leute, witzig zu sein, ein Zeichen von Dummheit sind.
    »Das würde das Spiel verderben, nicht wahr?«, fügt sie hinzu.
    Er wirft ihr einen Blick zu, ignoriert aber, was sie gesagt hat. »In welche Richtung ist sie gegangen?«
    »Ich wäre ja eine Petze, wenn ich dir das verraten würde.«
    Rain – mit herabhängenden Haaren, die, passend zu ihrem Namen, ständig feucht aussehen – streckt den Kopf unter das Tischtuch. Kommt wieder hervor und kämmt sich mit fettigen Fingern durch den Pony. »Nicht da«, verkündet sie und trottet in Richtung Küche davon.
    Leo überlegt kurz. Du lieber Gott, ich hoffe nicht, dass Yasmin am Ende allzu lange mit ihm allein eingesperrt ist. »Also«, sagt er. Und marschiert in die entgegengesetzte Richtung wie seine Schwester.
    Von oben ist plötzliches Gekreische zu hören. Offenbar hat irgendjemand jemanden gefunden. Ein halbes Dutzend Fußpaare trampelt durch den Korridor zum anderen Ende des Hauses. Sie müssen sich inzwischen gut verteilt haben: Das ist das perfekte Haus zum Versteckspielen. Hier könnte man sich überall verstecken. All diese dunklen Ecken und verborgenen Türen. Ich bin froh, dass wir an unserer Wohnungstür gute Schlösser haben und nachts abschließen können.
    Sie wendet sich wieder dem Spiegel zu und putzt weiter. Sobald das erledigt ist, denkt sie, sollte ich das Feuerholz im Wohnzimmerkamin aufschichten. Nicht so sehr aus dem Wunsch heraus, den Gästen heute Abend ein gemütliches Feuer zu bieten, als vielmehr, weil ich weiß, dass keiner den Rost sauber machen wird, bevor sie neu aufschichten, und dieser Rost kann wirklich nicht mehr als ein Feuer durchhalten, bevor er voll ist. Es ist erstaunlich, wie viel Asche man auf einem Perserteppich verteilen kann, wenn man nicht weiß, wie man mit Schaufel und Handbesen umzugehen hat. An diesem Morgen hat sie Humphrey beobachtet – das ist derjenige, von dem sie glaubt, dass er wahrscheinlich der Partner von Nenn-mich-Stella ist –, wie er zusammen mit derjenigen, die ihrer Vermutung nach möglicherweise seine Ex-Frau ist, einen Holzstamm von der Größe eines Krokodils aus dem Wald hinter dem Teich durch den Garten geschleppt hat. Wenn sie versuchen, diesen heute Abend zu verbrennen, feucht und grün, wie er ist, dann werden die Funken nur so fliegen. Am besten ist es also, alles herzurichten, um weiterem Schaden vorzubeugen.
    Wieder trampelt eine Kinderschar vom Salon herein, schlittert über den Boden, stürzt sich unter den Tisch und taucht enttäuscht wieder auf. Sie bemerken sie nicht einmal.
    Aus der Sicht eines Kindes existieren Erwachsene eigentlich nur, wenn sie für Unterhaltung sorgen oder ihr ein Ende bereiten. Sie stellt fest, dass sie alle irgendeine Art von Kostümierung tragen, aber wie viel davon aus der Truhe auf dem Dachboden stammt, oder ob es sich um ihre normale Alltagskleidung handelt, vermag sie nicht zu sagen. Sie ist den Anblick von Siebenjährigen mit Bauchnabelpiercings und Plateauschuhen so gewöhnt, dass ihr inzwischen gar nichts mehr seltsam vorkommt. Kieran wollte schon in der Woche, als sie mit ihrem Neugeborenen aus dem Krankenhaus nach Hause kam, Yasmin die Ohrläppchen stechen lassen, und wochenlang war ihre Schulter grün und blau gewesen, was beweist, dass sie als Mutter dies strikt abgelehnt hatte. Ohrlöcher: das proletarische Gegenstück zur Beschneidung. Ich wollte für sie immer etwas Besseres.
    Sie ziehen die Vorhänge zurück, schauen dahinter und trotten dann mit einem beiläufigen Hallo auf die Treppe zu und verschwinden. Da habe ich ihr aber ein gutes Versteck gefunden, denkt sie. Ich hoffe, dass es nicht zu gut ist: Dass es ihnen nicht langweilig wird und sie davonlaufen und Yasmin den ganzen Nachmittag da drin lassen.
    Sie kann nicht fassen, wie hartnäckig dieser Lippenstift am Spiegel klebt. Bridget sprüht noch einmal Glasreiniger auf, betrachtet ihr verschwommenes Spiegelbild und macht sich ans Polieren.
    Etwas, was sich hinter ihr bewegt, lässt sie zusammenzucken. Eine kleine Gestalt, die leise aus dem Vorraum auftaucht. Sie hat niemand da hineingehen hören. Sie dreht sich um und schaut hin.
    Ein kleines Mädchen, das sie nicht erkennt. Das muss eines der Kinder aus dem Dorf sein. Wahrscheinlich eines, das sie beim Spielplatz aufgegabelt haben, weil es eindeutig nicht aussieht wie der Nachwuchs der Freunde der Aykroyds, die alle

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