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Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Titel: Das Haus in der Löwengasse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ob eine Verbindung mit ihr vernünftig ist.»
    «So vernünftig wie die mit Valentina, meinst du?», spottete er bitter.
    «Sie ist arm.»
    «Nanu, so überheblich kenne ich dich ja gar nicht, Mutter.»
    Annette trat auf ihn zu. «Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun, Junge. Sondern damit, dass du momentan in einer schwierigen Lage bist. Eine Heirat mit diesem mittellosen Mädchen birgt ein großes Risiko.»
    «Mutter, von Heirat war nicht die Rede.»
    «Aber …!» Erschrocken starrte sie ihn an.
    «Zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Ich habe ihr … gewisse Zugeständnisse gemacht, als ich sie einstellte. Eines davon war, dass eine persönliche Beziehung zwischen uns ausgeschlossen ist.»
    «Ach?»
    «Anders hätte ich sie nicht überreden können.»
    «Oh, das meintest du eben.» Besorgt legte sie ihrem Sohn eine Hand auf den Arm. «Julius, weißt du, worauf du dich da eingelassen hast?»
    «Nicht wirklich», gab er zu. «Zumindest habe ich dafür gesorgt, dass sie ein Dach über dem Kopf und ihre Würde wiederhat.»
    «Das mag ja sein, Julius. Aber glaubst du, solche Neckereien wie eben sind der Sache förderlich?»
    «Das glaube ich in der Tat, Mutter. Sie ist stärker, als du denkst. Aber sie braucht Zeit.»
    «Was, wenn sie den Braten riecht und dir davonläuft?»
    «Das wird sie nicht.»
    «Wie kannst du dir da so sicher sein?»
    «Nun.» Julius hob die Schultern. «Um es mit Paulines Worten zu sagen: Ich bezahle ihr zu viel.»
    ***
    Der restliche Nachmittag und der Abend waren ruhig und angenehm. Nachdem Ricarda sich wieder beruhigt hatte, rang sie sich dazu durch, sich bei ihrem Bruder zu entschuldigen. Er tat es ihr gleich, doch Pauline merkte, dass er noch immer beleidigt war. Nach dem Essen plauderte sie mit Annette über die neueste Hutmode und stimmte etwas später einem Kartenspiel zu, das Julius haushoch gewann. Schließlich entschuldigte sie sich, denn sie wollte sich früh zu Bett begeben.
    Vorher sah sie noch nach, ob die Kinder ruhig schliefen. Peter hatte sich unter seiner Decke zusammengerollt und die Augen so fest zugekniffen, dass sie wusste, er täuschte den Schlaf nur vor. Sie ließ ihn in Ruhe.
    Ricarda saß noch in ihrem Bett auf und blätterte in einem Buch. Als Pauline den Kopf zur Tür hereinstreckte, lächelte das Mädchen ihr schüchtern zu. «Fräulein Schmitz?»
    «Ja, mein Kind?» Pauline trat ein, zog die Tür hinter sich zu und setzte sich auf die Bettkante. «Hast du etwas auf dem Herzen?»
    «Nein.» Die Antwort kam zu schnell. Ricarda wurde rot.
    «Du kannst mir alles erzählen», versicherte Pauline und strich ihr ein Löckchen hinters Ohr.
    Ricarda nickte stumm. Schließlich platzte es aus ihr heraus: «Was passiert mit Menschen, wenn sie gestorben sind?»
    Pauline ergriff die Hände des Mädchens und drückte sie leicht. «Nun, sie kommen in den Himmel.»
    «Die Schlechten und Bösen auch?»
    Verblüfft hob Pauline den Kopf. «Also …»
    «Weil, meine Mutter, die war böse. Zu uns und zu Papa. Nicht immer. Manchmal war sie auch lustig und hat viel gelacht und uns Sachen geschenkt. Aber wenn sie traurig oder böse war, hat sie uns gehauen und zu Papa schlimme Dinge gesagt.» Das Mädchen schluckte. «Sie war ganz oft böse oder traurig. Manchmal hat sie den ganzen Tag geweint. Ich wollte sie dann immer trösten, aber das hat sie noch trauriger gemacht, und manchmal wurde sie furchtbar wütend.»
    Pauline schluckte betroffen. «Das tut mir so leid, mein Kind. Bestimmt hat sie es nicht so gemeint.»
    «Doch, hat sie. Sie mochte uns nicht. Papa nicht und mich und Peter auch nicht. Nur wenn sie ganz viel von dem Laudanum genommen und gute Laune hatte, war sie lieb zu uns. Ich hab mal gehört, als sie Papa gesagt hat, wir wären vielleicht gar nicht von ihm. Dass sie sich einen richtigen Mann gesucht hätte, weil er nichts wert sei.»
    Pauline starrte das kleine Mädchen entgeistert an. «O Gott, Ricarda, das hast du doch wohl nicht geglaubt? Und dein Vater?»
    «Papa hat sie furchtbar laut geschimpft, dass man es im ganzen Haus gehört hat. Zum Glück war Berthe da mit Peter beim Einkaufen. Papa hat zu Mama gesagt, dass sie verrückt sei. Aber selbst wenn sie die Wahrheit gesagt hätte, wären wir noch immer seine Kinder.»
    «Da hat er recht.» Pauline rückte näher an Ricarda heran und legte ihr einen Arm um die Schultern. «So etwas hätte sie nicht sagen dürfen. Aber weißt du was?»
    «Was?» Neugierig blickte das Mädchen zu ihr auf.
    Pauline lächelte.

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