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Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Titel: Das Haus in der Löwengasse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Dunkelheit tummelte sich so einiges Gesindel in den Straßen Kölns. Diebe, Raufbolde und Saufbrüder waren auch von der Polizei nicht zufriedenstellend unter Kontrolle zu bringen.
    Unruhig durchquerte Pauline die Diele und betrat das kleine Wohnzimmer. Sie betrachtete Ricardas Staffelei, auf der nun wieder eine Zeichnung der Tochter des Hauses ihrer Vollendung harrte. Das Bild, das Julius gemalt hatte, lehnte in seinem Arbeitszimmer an einem der Regale.
    Pauline ging hinüber zur Bibliothek. Einen Moment lang zögerte sie, doch dann trat sie ein und stellte die kleine Lampe, die sie mit sich führte, auf dem Schreibpult ab. Still ging sie zu einem der beiden großen Fenster und blickte hinaus, versuchte zu erkennen, ob sich vor dem Haus etwas bewegte.
    «Sie sollten nicht auf ihn warten», erklang Jakobs Stimme von der Tür her. «Gehen Sie zu Bett, Fräulein Schmitz. Ich bleibe auf, bis er nach Hause kommt.»
    Pauline drehte sich zu dem Hausdiener um. «Glauben Sie, ihm ist etwas zugestoßen?»
    Jakob schüttelte den Kopf. «Nein, bestimmt nicht.»
    «Wo steckt er dann?»
    «Wer weiß das schon?» Jakob ging ein paar Schritte auf sie zu. «Es gibt Momente, da muss ein Mann einfach für sich allein sein. Dem gnädigen Herr stehen harte Zeiten bevor. Vermutlich hat er sich zurückgezogen, um sich darüber klar zu werden, was er tun soll.»
    Überrascht blickte Pauline ihn an. Sie trat hinter den Stuhl an dem kleinen Schreibpult und legte die Hände auf die Rückenlehne. «Ich wüsste nicht, was es in seiner Situation noch zu überlegen gibt. Frieda Oppenheim ist eine liebenswerte junge Dame mit einer großen Mitgift und einem Vater, der gewillt ist, Herrn Reuther aus seiner derzeitigen Klemme herauszuhelfen. Mit Hilfe der Oppenheims kann er seine Fabrik retten und vermutlich sogar noch ausbauen. Ich verstehe nicht, warum er so zögert.»
    Jakob musterte sie. «Wissen Sie das wirklich nicht, Fräulein Schmitz?»
    Pauline spürte, wie sie errötete. «Was wollen Sie damit sagen?»
    «Herr Reuther wäre niemals auf den Gedanken gekommen, das Haus zu renovieren oder den Garten neu zu gestalten, wenn Sie nicht hier wären.»
    «Das …» Verlegen blickte Pauline auf ihre Hände. «Das zeigt nur, dass er es endlich wagt, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und etwas Neues zu wagen.»
    «Da kann ich Ihnen nicht widersprechen», antwortete Jakob lächelnd.
    «Aber es hat nichts mit … mir zu tun.» In Paulines Ohren klangen Julius’ Worte, er wolle den Garten für sie herrichten lassen. «Ich habe ihm lediglich den Anstoß dazu gegeben. In den Genuss der Auswirkungen seiner Veränderungspläne wird die zukünftige Frau Reuther kommen.»
    «Auch da widerspreche ich Ihnen nicht.»
    Erschrocken hob Pauline den Kopf. «Das ist absurd!»
    «Ich kann daran nichts Absurdes finden, Fräulein Schmitz», sagte Jakob.
    «Unklug!»
    «Möglicherweise.»
    «Und vollkommen verrückt.» Pauline rang nach Atem. «Sie sind verrückt, Jakob! Ich werde nicht ein weiteres Wort über diesen Unfug mit Ihnen wechseln!» Eilig ging sie zur Tür. Just in dem Moment, da sie die Klinke in die Hand nahm, öffnete sich die Tür, und Julius trat ein.
    «Herr Reuther!» Pauline wurde blass vor Schreck.
    Stirnrunzelnd musterte er sie. Es war ihm anzusehen, dass er nicht in der besten Stimmung war. «Was tun Sie so spät noch hier drinnen?» Er warf Jakob einen fragenden Blick zu.
    «Verzeihen Sie, gnädiger Herr. Fräulein Schmitz hat sich Sorgen um Ihren Verbleib gemacht … Ich habe versucht, sie zu beruhigen und ihr nahegelegt, zu Bett zu gehen.»
    «Worauf sie natürlich nicht gehört hat.»
    Jakob lächelte leicht. «Nein, Herr Reuther.»
    «Würden Sie bitte aufhören, so zu tun, als wäre ich nicht im Raum?» Pauline starrte Julius verärgert an. «Das ist nicht gerade höflich, meine Herren.»
    «Erzählen Sie mir nicht, was unhöflich ist», brummte Julius genervt.
    Jakob sah zwischen den beiden hin und her und zog sich mit einem verlegenen Räuspern zurück. «Entschuldigen Sie mich bitte, gnädiger Herr. Ich … habe noch etwas zu tun.» Rasch entfernte sich der Hausdiener, wohl, um nicht versehentlich zwischen die Fronten zu geraten.
    «Köbes hat recht. Gehen Sie zu Bett. Sie hätten nicht aufbleiben und auf mich warten müssen», sagte Julius gereizt.
    Pauline schickte sich an, seiner Aufforderung Folge zu leisten, hielt aber noch einmal inne.
    «Was denn noch?», fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen.
    «Verzeihen Sie, wenn

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