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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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lieben.“
    Er kam zu dem Schluss, dass David Bronson in diesem Fall ein Weltmeister der Verdrängung gewesen sein musste. „Sie hatten sich nach meinem Leben erkundigt.“
    „Danke. Habe ich.“ Sie prostete ihm zu.
    Er präsentierte ihr die Kurzfassung. „Ich verdiene meine Brötchen mit Computern. Bin in Kalifornien aufgewachsen, in Chicago zur Schule gegangen, nach der Ausbildung hierher gezogen, um mein Glück zu machen. Die Hauptstadt hat es gut mit mir gemeint.“
    „Warum hierher?“
    „Ich bin hier zur Welt gekommen, war aber später nie mehr in der Gegend. Eigentlich wollte ich mich hier nur umschauen, aber dann bin ich geblieben. Die Computerbranche ist nicht so übervölkert wie im Silicon Valley, und ich nahm an, dass ich hier bessere Erfolgschancen hätte.“
    „Und? War es so?“
    „Ich bin mein eigener Boss, genauso wie ich es mir erhofft hatte.“
    „Erzählen Sie mir von Ihrem Haus.“
    Er spürte, wie er sich entspannte, und bemerkte erst dadurch, wie nervös er gewesen war. „Es ist eine echte Schönheit. Als ich es zum ersten Mal sah, wusste ich, dass wir zwei zusammengehören. Die Marktlage war noch nicht so angespannt wie heute. Zwar hatten schon einige Leute sein Potenzial erkannt, aber niemand war bereit, so viel Arbeit oder Geld hineinzustecken.“
    „Außer Ihnen?“ Faith nahm die Kartons aus der Tüte und stellte sie auf den Herd. „Das ist nicht bloß Curry, Pavel.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ein bisschen Reis. Ein bisschen Chutney. Und Fladenbrot als Löffel-Ersatz.“
    „Ich bin überwältigt. Danke.“
    „Ist es noch warm?“
    „Lauwarm, und ich habe leider keine Mikrowelle.“
    „Ich esse es auch kalt.“
    Der Gedanke schien ihr nicht zu gefallen.
    „Funktioniert der Herd?“ erkundigte er sich deshalb.
    „Das werden wir ja sehen.“ Sie drehte den Knopf auf die richtige Temperatur. „Das Brot kommt in die Röhre, und das Curry wärme ich im Topf auf. Es gibt nur eine halbwegs schnelle Platte und eine, die man zum langsamen Aufwärmen benutzen kann. Der Reis lässt sich auch kalt essen.“
    „Das selbst gekochte Abendessen, das Sie mir versprochen haben, wird wohl noch ein Weilchen auf sich warten lassen, was?“
    Sie lachte. „Sie haben Ihr Haus also gekauft, obwohl klar war, dass die Restaurierung sehr aufwändig werden würde?“
    „Was Ihnen hier bevorsteht, ist schlimm genug, aber wenigstens müssen Sie nicht ein Jahrhundert voller schlechter Renovierungen ungeschehen machen.“
    Sie schaufelte den Reis in eine Schale und legte das Brot auf ein Stück Backpapier. Dann füllte sie das Curry in einen Topf um und schaltete die Platte ein, bevor sie sich wieder ihrem Wein widmete. „Was für Probleme hatten Sie?“
    „Zimmer, die mit billigen Zwischenwänden unterteilt worden waren. Abgehängte Decken. Zugemauerte Kamine. Die Fassade war am schlimmsten. Irgendjemand hatte Arts and Crafts schöner gefunden als Queen Anne und alles umzumodeln versucht. Jemand anderes hat das alles mit Asbestplatten verkleidet. Ich bin nie ganz dahinter gekommen, wieso die Stadt das hat durchgehen lassen.“
    Normalerweise lösten seine Renovierungsgeschichten gelangweilte Blicke aus, aber Faith wirkte interessiert. Dennoch wollte er sein Glück nicht herausfordern. „Wie auch immer, ich habe mit der Fassade angefangen. Die meisten Leute finden das unklug, da ich die ganze Zeit mit und in dem verkorksten Inneren leben musste. Aber wenn Sie sehen, was ich daraus gemacht habe, werden Sie mich vielleicht verstehen.“
    „Sie haben doch nicht alles selbst gemacht, oder?“
    „Das meiste schon, außer der Asbest-Entsorgung natürlich. Wenn Sie mich erst besser kennen, werden Sie schon bemerken, wie hoch meine Chaos-Toleranz ist.“
    Inzwischen schaute sie nicht mehr bloß interessiert an, sondernschien fasziniert zu sein. Faith Bronson war eine höchst außergewöhnliche Frau. „Genug davon“, meinte er. „Das war’s.“
    „Spielverderber.“ Sie warf einen Blick in den Ofen und wirkte zufrieden. „Ich räume den Esszimmertisch frei. Der hier kommt ja wohl kaum in Frage.“ Sie deutete auf den Tisch am Fenster, auf dem sich Teller und Töpfe türmten.
    „Ich kann mich ja so lange ein bisschen hier umgucken und herausfinden, was alles gemacht werden muss. Dazu bin ich ja hier.“
    „Fantastisch. Klingt, als wäre ich in guten Händen.“ Ihre Blicke trafen sich, sie kicherte, und ihre Wangen röteten sich schon wieder. „Äh, ich meine natürlich: Meine Küche ist

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