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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Nord-Virginia, praktisch direkt neben dem „AOL“-Gelände.
    Der Mann, der ihr die günstigsten Bauunternehmer aufgelistet und bis spät in der Nacht Pläne für ihre Küche entworfen hatte,der Mann, der unter ihr Waschbecken gekrochen war, schien ein Multimillionär zu sein.
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. „Er hat mir erzählt, dass er ein Haus in Eigenarbeit renoviert.“
    Dottie Lee warf kurz einen Blick über die Schulter und schaute zu ihrem eigenen Haus hinüber, als müsse sie dringend dorthin zurück. „Er ist ein ausgewiesener Exzentriker, unser Pavel. Durch und durch ein Populist. Kein Mensch auf Erden gibt sich ungezwungener.“
    „Aber er fährt einen Subaru. Einen alten.“
    „Pavel hat für Statussymbole ebenso wenig übrig wie für Leute, denen sie wichtig sind.“
    „Was tut er dann in dieser Stadt?“
    „Ich glaube, ich weiß, warum er nie geheiratet hat“, meinte Dottie Lee, als hätte sie die Frage gar nicht gehört.
    Faith wollte nicht zugeben, dass sie das brennend interessierte.
    „Sie sind neugierig, das sehe ich doch“, meinte Dottie Lee.
    „Na gut. Warum nicht?“
    „Im Grunde ist er der verschlossenste Mensch, den man weit und breit finden kann.“
    „Pavel?“
    „Ja, erstaunlich, nicht? Seine lockere Art ist nur Fassade. Dahinter schlägt ein Herz, das sich niemandem offenbart. Er würde das natürlich abstreiten, aber es stimmt.“
    „Kennen Sie den Grund?“
    „Nur Spekulationen. Massenhaft Spekulationen, die zu verbreiten Zeitverschwendung wäre.“
    Bevor Faith weitere Fragen stellen konnte, winkte Dottie Lee und eilte nach Hause. Faith wusste nicht, was kurioser war: der Inhalt oder die Form von Dottie Lees Mitteilung.
    Pavel Quinn, nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern eine Ikone der Computerwelt. Dottie Lee Fairbanks, die geheimnisvolle Gefährtin der Reichen und Mächtigen. Faith fand, dass die Leute in Georgetown nach der McLeanschen Fußballmütter-Monokultur etwas gewöhnungsbedürftig waren.
    Um sechs standen nur noch ein paar kleine Kartons in der Küche, die das Geschirr und Besteck enthielten, das sie in den nächsten Wochen brauchen würden. Faith hatte sich an Pavels Ratschlag gehalten und die wenigen Dinge, die schon verstaut gewesen waren, wieder aus den Schränken geholt und fast alles in einer Ecke des Esszimmers untergebracht. Sobald der Elektriker mit der Arbeit anfing, würde die Küche praktisch nicht mehr existieren.
    Sie wollte gerade die Kinder rufen, um Pläne fürs Abendessen zu schmieden, als sie ein Lincoln Town Car erblickte, das sich vor dem Haus in eine Parklücke zu zwängen versuchte. Sie kannte die Limousine und ihren Fahrer nur zu gut.
    Joe Huston kam zu Besuch.
    Faith versuchte ihr Haar mit den Händen zu glätten, während sie beobachtete, wie ihr Vater ausstieg und die Straße überquerte. Seit jenem Abend, als er nach McLean gekommen war, um ihr den Umzug auszureden, hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen, und sie bezweifelte, dass er seine Meinung inzwischen geändert hatte. Als Vater wie als Senator war er unerbittlich.
    Sie begrüßte ihn, und als er eingetreten war, beugte er sich vor, um ihre Wange flüchtig mit den Lippen zu berühren. Zärtlichkeit hatte ihm noch nie gelegen. Das höchste der Gefühle war, wenn er einem den Arm um die Schultern legte oder einen umarmte. Dass er jetzt lediglich einen Kuss andeutete, verhieß nichts Gutes. Ihr Vater war offenbar in diplomatischer Mission hier.
    „Du siehst erschöpft aus, Faith. Dünn.“
    Sie widersprach ihm nicht, obwohl sie kein Pfund abgenommen hatte. Seit Davids Auszug hatte sie nicht weniger, sondern mehr gegessen. Das war ihre Art, mit Depressionen fertig zu werden. „Umziehen ist ein Kraftakt. Ich bin froh, dass das Schlimmste vorbei ist.“
    Er schwieg, aber als sein Blick durchs Zimmer wanderte, verriet sein Mienenspiel alles: Joe war der Ansicht, dass ihr das Schlimmste noch bevorstand.
    Sie flüchtete sich in ihre guten Manieren. „Ich kann dir nicht viel anbieten, aber wir haben ein paar kalte Getränke in der Kühlbox. Möchtest du eine Pepsi?“
    „Kühlbox?“
    „Der Kühlschrank ist noch nicht geliefert worden.“ Sie ging in die Küche, und er folgte ihr. In der Tür gab er einen kehligen Laut von sich, den sie aus Kindertagen nur allzu gut kannte. Offenbar hatte sie es mal wieder nicht geschafft, Joes Erwartungen gerecht zu werden.
    Ein missbilligendes Gurgeln, und sie war wieder fünf. Dumm und laut und hoffnungslos

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