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Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
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Gallien und residierte in Trier, wo Ambrosius 339 geboren wurde. Nach dem frühen Tod des Mannes zog die Mutter mit ihren drei Kindern nach Rom zurück, wo sie eine Ausbildung erhielten, die der hohen Kultur des traditionsreichen römischen Hochadels entsprach. Um 368/369 war Ambrosius mit seinem Bruder Satyrus als »advocatus« am Hauptgericht in Sirmium, der römischen Metropole des Balkangebietes, tätig. Mit dreißig Jahren rückte er zum Statthalter von Ligurien und Ämilien auf, zwei wichtigen oberitalienischen Provinzen. Sein Amtssitz war Mailand. »Geh mit Gott und verwalte das dir anvertraute Land nicht wie ein strenger Richter, sondern wie ein Bischof!« Das ist der Abschiedswunsch, den ihm sein väterlicher Freund Probus mitgab.
    Beide ahnten damals noch nicht, daß sich dieser Wunsch im wörtlichen Sinne erfüllen sollte.
    Als sich nämlich nach dem Tod des arianisch gesinnten Bischofs von Mailand Klerus und Volk in der Kirche zur Neuwahl versammelt hatten, kam es zu harten
    Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des Arius und den Rechtgläubigen. Jede Partei wollte ihren Kandidaten durchsetzen. Die Wogen gingen so hoch, daß der Statthalter als Schieds- und Friedensrichter in die Kirche geholt wurde. Er hielt eine sehr eindringliche Rede, die alle zur Besinnung zwang. In die Stille, die nach seiner Rede eingetreten war, rief eine Knabenstimme: »Ambrosius sei unser Bischof!« Klerus und Volk horchten auf, sofort löste sich die böse Spannung, alle stimmten diesem Vorschlag zu. Rechtgläubige und Arianer vergaßen ihren Zwist und trugen ihren Bischof auf den Schultern in die Kirche.
    Ambrosius war tief erschüttert. Er nahm die Wahl nicht an.
    Er verbarg sich und streute selbst falsche Gerüchte und üble Verleumdungen über sich aus, um zu zeigen, daß er dieses Amtes nicht würdig sei. Aber er wurde innerhalb von acht Tagen getauft, zum Priester geweiht und zum Bischof erhoben.
    Um sich ganz frei zu machen von allen weltlichen Bindungen, verschenkte er sein großes Vermögen an die Armen. Sein Freund, der heilige Basilius, aber schrieb ihm: »Der Herr selbst hat Dich von den Richtern dieser Erde zu den Sitzen der Apostel geführt.«
    Nach der Ermordung des Kaisers Gratian drohte der
    Emporkömmling Maximus, über die Alpen nach Süden zu
    kommen, um auch Valentinian II. zu unterwerfen, der mit seiner Mutter Justina in Mailand residierte. Der Kaiser wollte Frieden und schickte den Erzbischof als seinen Botschafter und Unterhändler nach Norden. Ambrosius erreichte, daß
    Valentinian II. Italien und das übrige Abendland zugesprochen wurde, während Maximus Kaiser in Gallien, Spanien und Großbritannien bleiben sollte. Trotzdem kam es bald darauf zu einer scharfen Auseinandersetzung zwischen der
    Kaiserinmutter und dem Bischof. Justina verlangte als überzeugte Arianerin von Ambrosius eine vor der Stadt liegende Kirche für ihre Gottesdienste. Der Bischof lehnte dieses Ansinnen ab. Die Kaiserinmutter ließ Ambrosius vor den Staatsrat zitieren. Aber er beharrte »mit der
    Standhaftigkeit eines Priesters« auf dem Recht der Kirche.
    Inzwischen hängten Diener des Palastes Teppiche in der Kirche auf und erklärten sie damit zum kaiserlichen Eigentum.
    Auf diese Weise erfuhr die Bevölkerung von den
    Auseinandersetzungen. Sie stürmte den Palast und überrannte die Wachen, bereit, »sich für den Glauben an Christus töten zu lassen.« Erschreckt ließ der junge Kaiser die ihm von seiner Mutter aufgedrängte Forderung fallen. Die Mißgunst der Kaiserinmutter gegen den Bischof aber schwelte weiter. Im nächsten Jahr wiederholte sich der Vorgang. Der Angriff wurde diesmal mit einem kaiserlichen Edikt eröffnet, das den Arianern ausdrücklich das öffentliche Versammlungsrecht einräumte. Als kurz vor Ostern ein Abgesandter des Kaisers erschien und die Auslieferung der neuen Hauptbasilika verlangte, rief der Bischof seine Gemeinde zur Frühmesse in die Kirche. Die Basilika war bis zum letzten Platz besetzt.
    Ambrosius stand auf der Kanzel und legte einen Text der Heiligen Schrift aus. Die Nachricht, daß Soldaten das Gotteshaus umstellt hatten, wurde von allen mit Ruhe aufgenommen. Die Männer hatten den Befehl, die Kirche so lange zu belagern, bis der Bischof kapitulierte. Die Gläubigen, die zur Morgenmesse gekommen waren, beteten am Abend noch mit ihrem Bischof. Während des Tages waren immer mehr Menschen in die Kirche geströmt. Sie hatten nichts zu essen. Die Kirche war so voll, daß sich niemand

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